44. Braunes Gold

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Ich lächle ihn schwach an, er steht auf und reicht mir seine Hand. Meine Augen verfolgen alle seine Bewegungen, zögernd ergreife ich die mir angebotene Hand und gleich zieht er mich auf die Beine. Mit schnellen Schritten geht er in die Küche, ich habe echt keine Ahnung, was er vor hat, aber meine Hand lässt er nicht los, bis wir vor dem Herd stehen. Da so gut wie nichts essbares Zuhause ist, und wir morgen dringend einkaufen müssen, bin ich gespannt, was er jetzt zaubern will.
Sushi stellt selbstsicher fest: "Aus unseren Chats weiß ich natürlich, dass du immer Schokolade gebunkert hast." Ich nicke etwas verwirrt, aber Schokolade würde mir gerade wirklich sehr gut tun, also hole ich schnell meine Frustschoko. "Das ist die letzte Tafel.", sage ich etwas traurig als ich aus meinem Schlafzimmer zurückkehre. "Das reicht auf jeden Fall.", meint er sicher, während er bereits den Apfel und die Banane aus der Obstschale in Stücke schneidet. Es wundert mich, dass er so schnell ein Schneidbrett gefunden hat, schließlich habe ich ihm nie gesagt, wo ich es verstaue. Wahrscheinlich hat er zufällig den richtigen Kasten aufgemacht. Aber langsam kann ich mir zusammenreimen, was er machen will. Ein Schoko-Fondue wird meine Stimmung sicher wieder heben, da hat er recht, vor allem, da ich ein kleiner Schokoholiker bin. In der Zwischenzeit, während er mit dem Obst beschäftigt ist, breche ich die Schokolade in kleine Stücke. Da mein Haushalt natürlich gut ausgestattet ist, habe ich sogar eine Fonduetasse Zuhause.

Naja, eigentlich habe ich mir nie gedacht, dass jeder gute Haushalt eine Fonduetasse braucht, nein, eigentlich hat sie mir Luna vor ein paar Jahren zu Weihnachten geschenkt. Damals hatte ich noch meinen Exfreund und sie dachte sich, dass wir ein romantisches Abendessen mit Nachspeise machen sollten. Leider ist es nie dazu gekommen, da er eine Woche darauf Schluss gemacht hat. Deshalb habe ich dann mit Luna das Fondue gegessen und mich bei ihr ausgeheult.

Als ich mit meinem Tässchen die Küche betrete, sieht er mich glücklich an. Aus dem Schrank nehme ich eine Schüssel, wo wir das Obst hineingeben. Ohne irgendwas aufzuräumen, setzen wir uns wieder ins Wohnzimmer.
"Hier fehlt die Musik.", meint er, sobald er sich gesetzt hat. Ich deute auf mein CD-Regal, in dem wirklich viele verschieden Alben stehen, natürlich auch die von Eskimo Callboy. Gleich springt er wieder auf, geht interessiert darauf zu und mustert es genau. Schließlich zieht er eine der CDs heraus und legt sie in meine Soundanlage. Ich erkenne schon am ersten Lied, welches es ist, das Lied ist von den Red Hot Chili Peppers und zwar "Around The World".
Er grinst mich an und fängt an, lustige Bewegungen zur Musik zu machen, bevor er beim Refrain laut und dramatisch mitsingt. Dabei mustere ich ihn mit gerunzelter Stirn, allerdings ist meine Stimmung jetzt schon um einiges gestiegen und er kehrt zu mir auf die Couch zurück, als er seine Show mit einer Verbeugung beendet.

Als er sich hinsetzt, tauche ich gleich ein Apfelstück in die flüssige Schokolade, schnell verschwindet es hinter meinen Lippen und ich sehe ihn schmunzelnd an. Seine Augen blitzen auf und er beißt sich gierig auf seine Unterlippe, doch dann schnappt er sich einfach die zweite Gabel und nimmt sich auch etwas vom Fondue. Er ignoriert meine Anspielung einfach und genießt die Schokolade. Wenn er nicht will, dann mach ich das eben auch so und in Ruhe nehme ich mir ein Fruchtstück nach dem anderen und tauche es in das braune Gold.
Ich spüre eine Spannung zwischen uns, aber es ist keine negative. Neckisch sehe ich ihn an und tatsächlich sieht er auch zu mir, nun grinst er mich an. "Was willst du?", sagt er verspielt und nimmt sich das nächste Stück Obst. Als Antwort stecke ich mir einfach wieder einen Apfel in den Mund und sehe ihm währenddessen tief in die Augen, auch wenn ich etwas Angst habe, mich nicht mehr von ihnen losreißen zu können.

Nun reicht es ihm anscheinend mit meinen Anspielungen, denn er legt seine Gabel weg und neigt sich zu mir ohne einmal unseren Blickkontakt zu brechen. Doch egal was er vorhat, ich bewege mich keinen Zentimeter und sehe ihn einfach durchdringend an. Er drückt mich nach hinten auf das Sofa und ich gewähre es ihm. Ich liege so da und bewege mich nicht, er mustert mich belustigt und sagt mit einer hochgezogen Augenbraue: "Ich bemühe mich wirklich, dich morgen nicht bereuen zu lassen, was du heute tust, also mach es mir nicht so schwer."
Etwas verwirrt gehe ich das gesagte nochmal durch, es dauert eine Weile, bis ich verstehe, was diese Worte bedeuten könnten. Doch dann ergibt es einen Sinn: Ich habe ihm gesagt, dass ich es langsam angehen will, deshalb achtet er darauf, nicht zu überstürzen. Bis ich endlich kapiert habe, was er gesagt hat und ihm nun antworten möchte, hat er sich schon wieder aufgerichtet und dem Fondue zugewandt. Er führt gerade die Gabel zu seinem Mund und schnell schnappe ich mir das mit Schokolade verkleidete Obst.

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Frohe Weihnachten meine Lieben, pünktlich am Mittwoch bekommt ihr euer Kapitel. Wie immer hoffe ich, dass es euch gefallen hat und verabschiede mich mit einem geworfenen Burger.
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Feels like I'm lost in spaceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt