47. Horror vorbei

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Ich starre weiter nach draußen, irgendwann stehe ich auf und sehe beim Fenster nach unten, da ich im ersten Stock wohne, weiß ich nicht wirklich, vor was genau ich Angst habe. Vielleicht war das alles auch nur Einbildung und ich war noch so schlaftrunken, deshalb habe ich mir vorgestellt, dass das Fenster offen ist. Trotzdem habe ich ein ungutes Gefühl bei der Sache.
Jetzt gehe ich ins Badezimmer, um schnell meine Morgenroutine zu machen, dachte ich, doch als ich in den Spiegel sehe, klappt mir der Mund auf. Dieser riesige blaue Fleck auf meinem Hals, den kann ich da nicht einfach so lassen. So gut es eben geht, versuche ich ihn zu überschminken, damit ich dann in die Küche gehen kann. Sushi sitzt bereits putzmunter am Esstisch, er grinst mich an und sagt: "Bist du auch schon wach?" Erschrocken sehe ich auf die Uhr, die Zeiger zeigen auf zehn, böse sehe ich ihn an, weil er mich so erschreckt hat. Dann sage ich aber skeptisch: "Wer bist du und was hast du mit Sushi gemacht? Er würde nie um zehn Uhr morgens so wach sein." Belustigt sieht er mich an, er steht auf und geht an mir vorbei, um zwei Teller und Besteck zu nehmen.

Als er aufdeckt, fragt er mich, ob ich Eier da hätte, leider sind nur noch zwei im Kühlschrank und als ich damit Rührei zubereite, meine ich bestimmt, dass wir heute unbedingt noch was zu Essen kaufen müssen, wenn wir nicht verhungern wollten. Das Rührei teile ich gerecht auf die Teller auf und bringe sie zum Tisch, wo Sushi schon sehnsüchtig wartet. Ich setze mich ihm gegenüber und frage ihn: "Warum bist du eigentlich so früh aufgestanden, ich dachte du bist ein Langschläfer?" Mit seinem Rührei im Mund fängt er an zu kichern, Sushi schluckt runter, dann antwortet er: "Bin ich auch, aber wir gehen heute noch zur Polizei und das wollte ich so schnell wie möglich erledigen." Eigentlich dachte ich, dass das gestern nur eine Kurzschlussreaktion war und er es sich heute wieder anders überlegt hat. Dennoch bin ich ihm sehr dankbar dafür, weil ich alleine nie Anzeige erstatten würde, obwohl ich es natürlich machen sollte, doch ich kenne mich: Dafür wäre ich zu feige, aber wirklich gerechnet habe ich damit nicht.
Also nicke ich nur etwas überrascht und esse mein Ei fertig. Bevor ich aufstehe, sagt er noch belustigt: "Übrigens hübsches Accessoire auf deinem Hals. Ist das ein neuer Trend?" Ich springe schon fast auf und funkele ihn noch gefährlich an. "Wenn du heute so weiter machst, schläfst du vor der Tür.", zische ich, noch muss ich mich aber zusammen reißen, um nicht zu lachen. Da ich noch meinen Pyjama an habe, laufe ich in mein Zimmer, um mich umzuziehen.
Aus meinem Schrank suche ich etwas schlichtes und neutrales heraus. Ich mache mir viel zu viele Gedanken wegen dieser Sache, schließlich bin nicht ich diejenige, die verhört wird.
Als ich mir etwas Wimperntusche aufgetragen habe, betrachte ich mich im großen Spiegel in meinem Schlafzimmer, um zu kontrollieren, ob ich so rausgehen kann. Durch den Spiegel werfe ich einen Blick zum Fenster und stelle fest, dass es noch immer geschlossen ist. Mein Kopf spielt mittlerweile echt schon verrückt, es wird Zeit, dass diese Paranoia aufhört.

Wir ziehen uns noch Schuhe und Jacke an und ich werfe mir noch einen Schal um, während ich das mache, starre ich Sushi an. Er ignoriert es gekonnt und schon sind wir auf dem Weg zur Polizeistation. Nebeneinander schlendern wir durch die Stadt und je näher wir kommen, umso mehr habe ich das Verlangen wieder umzudrehen. Als wir vor dem großen Gebäude stehen, werde ich richtig nervös und balle meine Hände in meiner Jacke zu Fäusten. Sushi bemerkt, dass ich mich nicht wohl fühle, denn er legt einen Arm um mich und sieht mich aufmunternd an. "Danach wir alles besser, es ist nur der erste Schritt schwierig.", meint er mit einem herzlichen Lächeln im Gesicht. Einmal durchatmen und dann wage ich den Schritt über die Türschwelle.

Insgesamt war das Ganze ja gar nicht so schlimm, ich habe dem Polizisten die ganze Geschichte erzählt, ihm die Screenshots gezeigt und weitergeleitet. Das weitere übernehmen sie und geben mir Bescheid, wenn es etwas Neues gibt. Wenn ich noch eine Nachricht bekommen sollte, dann soll ich sie ihnen wieder zukommen lassen.
Stolz streicht mein Begleiter mir über den Rücken, als wir die Polizei wieder verlassen. Glücklich lächle ich ihn an und sage erleichtert: "Danke, dass du mit mir dahin gegangen bist, alleine hätte ich das nie gemacht." Dankbar umarme ich ihn, je länger ich Sushi kenne, umso mehr mag ich ihn und will nicht, dass er mich wieder verlässt. Als wir uns wieder gelöst haben, schlägt er vor: "Was hältst du davon, wenn wir jetzt in den Zoo gehen? Ich habe gehört, dass es hier in der Nähe einen richtig coolen geben soll." Sofort stimme ich ihm zu. Zoo! Mein absoluter Lieblingsplatz hier, ich liebe Tiere und egal wie oft man schon da war, es ist jedesmal wieder eine tolle Erfahrung.

Nun da die ganze Last von mir abgefallen ist, kann ich wieder ohne Hemmungen herum hoppsen und es ist mir egal, was andere davon halten. Fröhlich machen wir uns auf zum Zoo, wo wir nach vier Halten mit der U-Bahn auch schon ankommen. Der Sänger kauft sich noch ein Ticket, ich brauche keines, da ich eine Jahreskarte habe. Verwundert sieht er mich an, als ich ihm das erzähle. Gleich fragt er mich, für was man so etwas brauche. Schnell antworte ich ihm, dass ich oft hierher käme, um mich vor Prüfungen zu entspannen oder auch zu lernen, weil ich mich in Anwesenheit von Tieren besser konzentrieren kann. Da in meiner Wohnung keine Tiere erlaubt sind, gehe ich eben in den Zoo. Kurz denkt er, dass ich ihn verarschen würde, ich wahrscheinlich auch, wenn mir das jemand erzählt hätte, aber tatsächlich ist das die Wahrheit.
Gerade als wir durch den Eingang gehen, vibriert das Handy in meiner Handtasche und sofort werde ich nervös und ängstlich.

Feels like I'm lost in spaceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt