Prolog

829 23 63
                                    

Das Knirschen der kleinen Kieselsteine war zu hören, als diese von den schweren Reifen förmlich in den Boden gedrückt wurden. Dann kam das Auto zum Stehen. Im Hintergrund war bereits die Sonne untergegangen, der große VW-Bus passte sich mit seinem schwarzen Lack somit perfekt der aufkommenden Dunkelheit an.

Für einen Moment herrschte Stille. Die heitere Diskussion aus dem Inneren des Autos wurde durch das dicke Glas und Metall von der Umgebung abgeschirmt. Dann klickte es einmal. Die Tür wurde beiseite geschoben und rastete mit einem lauten Rums in ihre Halterung ein.
Ein paar Schuhe landeten auf dem Steinfeld. Dann noch eins. Und noch eins. Und noch eins. Und noch eins. Fünf paar Schuhe fanden sich auf dem kieseligen Untergrund wieder. Ein weiterer dumpfer Knall hallte durch die Dämmerung. Die Tür war wieder zu.

Jetzt schwangen auch noch die beiden übrig gebliebenen Türen auf und wenige Sekunden später wieder zu. Von Fahrer- und Beifahrerseite gesellten sich ebenfalls zwei weitere Personen zu der kleinen Truppe. Und kaum, dass die sieben Gestalten nicht nur von drei kahlen Bäumen umrandet wurden, sondern auch der leichte Nebel sie komplett in sich eingehüllt hatte, nahm die für einen Moment pausierte Diskussion erneut ihren Lauf. Mit dem Unterschied, dass es dieses Mal nichts gab, was umliegende Häuser und Natur von dem Lautstärkepegel geschützt hätte.

„Mensch Tae, jetzt sag endlich, was der ganze Scheiß hier soll!" Einer der Fünf aus dem hinteren Teil - er blickte drein, als hätte er für diesen abgelegenen Zielort um die halbe Welt reisen müssen - rüttelte ununterbrochen am Arm seines Nebenmannes. Es war ein Wunder, dass dieser nicht abfiel. Oder zumindestens seine dunkelblaue Jacke nicht riss.
Geschickt machte sich der Junge, der offensichtlich Tae hieß, von seinem Rüttler los und suchte etwas Abstand und vermutlich auch Sicherheit bei dem Größten der Truppe. Doch letzteres blieb ihm auch bei seinem neuen Nachbar verwehrt. „Kookie hat Recht, also los, sag jetzt, was Sache ist." Einen kurzen, eingeschnappten Blick schenkte Tae seinem größeren Nachbar, dann schlich sich jedoch erneut das geheimnisvolle und zugleich wissende Lächeln auf sein Gesicht, welches die sieben Jungs schon auf der gesamten Fahrt beigleitete  und den ein oder anderen sicherlich in den Wahnsinn getrieben hatte.

„Also..." Bei der Länge, in welche der Junge in der dunkelblauen Jacke das „A" zog, verdrehte der Kleinste der Sieben die Augen. „Halleluja Taehyung, jetzt komm zum Punkt, es ist scheiße kalt!" „Es ist Juni!", mischte sich ein Junge, dessen besche Jacke einen noch am ehesten an Frühsommer erinnerte, in den Kommentar des Kleinsten ein. „Ich weiß, dass es Juni ist! Das ändert nichts an der Tatsache, dass sich der Wettergott dachte, die Menscheheit noch einmal ein halbes Jahr zurückzuwerfen", verteidigte sich dieser sofort.
„Ach und Jin?!", setzte er seine verbalen Angriff fort, „Ich glaube du darfst hier gar nichts sagen. Schließlich bist du der Erste, der wegen ein bisschen Kälte herumheult." Was Frühsommer-Frostbeule-Jin darauf kontern wollte, würde wohl auf ewig ein Geheimnis bleiben, denn nun Ergriff der Kookie-Junge erneut das Wort. „Da hat Jimin recht." Genannter warf seinem Kumpel einen dankenden Blick zu. Bevor die Diskussionthema-Wechsel-Infektion jedoch auch auf die anderen vier Jungs übertragen werden konnte, zog einer der sieben Schwarzhaarigen die Rettungsleine. „Ist doch auch egal. Ich will jetzt endlich wissen, warum wir hier sind!" Das letzte galt natürlich Tae, welcher sich noch immer nicht vom Größten wegbewegt hatte. Schnell warf er diesem noch einen vergewissernden Blick zu, bevor er sich an seine Freunde wandte.

„Naja, ich dachte mir, für unser Einjähriges Jubiläum möchte ich euch allen irgendwie einen Wunsch erfüllen. Aber da jeder von uns einen ganz eigenen hatte und ich trotzdem wollte, dass wir etwas gemeinsam machen, dachte ich mir, ich schenke euch allen euren größten Herzenswunsch." Während der Junge in der dunkelblauen Jacke mit stolzem Grinsen und funkelnden Augen in die Runde sah, erntete er von den Umstehenden nur fragende Blicke.

SWITCHED - Gefangen in einem fremden KörperWo Geschichten leben. Entdecke jetzt