Nächtlicher Besuch

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MAGNUS
Durch ein Rütteln an meiner Schulter wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. „Du musst uns alles erzählen, was du über Angel herausgefunden hast!" forderte Isabelle hektisch und hatte sich bereits einen Stift und Papier geschnappt. Nach kurzem Zögern sortierte ich erstmal meine Gedanken und begann damit ihn zu beschreiben: „Er ist ungefähr 1,75 m groß und gut gebaut. Mal sehen...was noch? Er hat leuchtend blaue Augen... oh, ja... er hat weggebrannte Fingerkuppen, das muss echt schmerzhaft gewesen sein. Ich schätze mal, dass er zwischen 18 und 19 Jahre alt ist. Mehr weiß ich leider nicht." sagte ich nachdenklich. „Kein Problem, ich gebe diese Parameter mal in die Datenbank ein und führe eine Suche durch." erklärte Simon leise und schnappte sich kurz darauf Isabelles Notizen. Dann verschwand er in seinem Büro. Clary beschloss sich die Akten noch einmal genauer anzusehen, während Isabelle noch ein paar Telefonate mit ein paar Kollegen führte. Jace und ich blieben alleine hier zurück. „Ich bringe dich nach Hause und bleibe die Nacht bei dir." sagte Jace besorgt. Ich nickte und wollte nach meinem Handy greifen, doch es war nicht in meiner Jackentasche."Dieser kleine Dieb!" zischte ich genervt. Jace sah mich fragend an. „Mein Handy ist weg. Verdammt, Angel!" knurrte ich wütend und mit zusammengebissenen Zähnen. „Jetzt bleibe ich erst recht bei dir. Ich will nicht, dass er auf einmal in deinem Schlafzimmer steht und dich umbringt." erklärte er während wir langsam Richtung Fahrstuhl liefen. Ich war besorgt aber gleichzeitig wirklich fasziniert über Angels Fähigkeiten. Ob Valentin wusste, was er getan hatte? „Wo wollt ihr denn hin?" fragte auf einmal eine Stimme hinter uns. Es war Clary und als wir uns zu ihr herum drehten bemerkten wir, dass sie nicht alleine war. Isabelle und Simon standen bei ihr. „Wir wollten zu mir nach Hause." entgegnete ich. „Wir kommen mit!" sagte Isabelle bestimmt und schnappte sich ebenfalls ihre Jacke. Die anderen taten es ihr gleich und stiegen gemeinsam mit uns in den Fahrstuhl. „Wenn Angel dir geholfen hat, dann könnte es doch möglich sein, dass er auf unsere Seite wechselt." warf Clary plötzlich grübelnd ein. „Und warum genau sollte er das tun?!" entgegnete Jace sarkastisch. „Er muss doch einen Grund haben, warum er Magnus geholfen hat. Klar ist er durch irgendetwas an Valentin gebunden, doch ich denke, dass er uns helfen kann. Wir müssen nur zuerst ihm helfen." erklärte sie seufzend. Das machte für mich zwar irgendwie Sinn doch ich glaubte noch nicht so wirklich daran, dass Angel uns wirklich helfen würde. Gemeinsam stiegen wir in der Tiefgarage aus und wenig später in meinen Wagen. Wir fuhren knapp 20 Minuten bis zu meinem Loft. Vor dem modernen Wohngebäude parkte Jace den Wagen und wir stiegen aus, kurz darauf betraten wir auch schon den hell erleuchteten Flur und stiegen in den Fahrstuhl. Im obersten Stock angekommen stiegen wir aus und liefen auf meine Wohnungstür zu, ich schloss auf und wir gingen hinein. Während Jace und die anderen es sich in meinen Gästezimmern gemütlich machten setzte ich mich auf das Sofa. Ich war total erschöpft. Nebenbei bekam ich noch mit, dass Simon als erster Wache halten wollte, bevor ich einfach auf dem Sofa einschlief.

Mitten in der Nacht wachte ich auf. Irgendetwas war anders. Es roch anders! Der fremde Geruch kam mir trotzdem so bekannt vor. Es dauerte eine Weile, bis es mir wie Schuppen von den Augen viel. Es war der angenehme Geruch aus dem Fahrstuhl! Kurz bevor ich entführt worden war. Ich öffnete meine Augen und musste mehrfach blinzeln, ehe ich richtig sehen konnte. Alles war normal, als ich mich umsah, bis mir mein Handy ins Auge fiel. Es lag auf dem Glastisch direkt vor mir! Alarmiert setzte ich mich auf und sah hektisch umher. Vorsichtig stand ich auf und wollte gerade zu den anderen Laufen, um sie zu wecken, als ich beinahe über Simon gestolpert wäre. Er lag auf dem Boden und schien bewusstlos zu sein. Sofort kniete ich mich neben ihn und rüttelte an seinen Schultern. „Simon!" schrie ich mehrfach, bis er endlich ächzend aufwachte und sich langsam aufsetzte. Er hielt sich mit einer Hand den Kopf. „Was ist passiert?" fragte er mich verwirrt. „Das sollte ich eigentlich dich fragen..." entgegnete ich besorgt. Er zuckte nur mit den Schultern. „Was ist denn hier los?" fragte Isabelle verschlafen. „Angel war hier" sagte ich nur, was sie sofort in Alarmbereitschaft versetzte. „Was?! Wann! Wie! Wo ist er jetzt?" fragte sich hektisch. „Er ist weg. Aber er hat mein Handy hier gelassen." erwiderte ich eindringlich. „Ok...Ich wecke die anderen und dann sehen wir uns das genauer an." sagte sie und verschwand schnell in ihrem Zimmer. Ich half Simon auf und wir setzten uns gemeinsam auf das Sofa. Wenig später kamen die anderen auch dazu und Isabelle kümmerte sich noch schnell um Simons Kopf.
Ich schnappte mir das Handy und betrachtete es. Von außen hatte sich nichts verändert. Ich schaltete es an. Der Sperrbildschirm war anders. Ich hatte immer meine alte Katze genommen, doch jetzt war dort ein Lagerhaus mit riesigen Glasfenstern zu sehen. Was sollte das denn? "Das ist neu!" merkte ich an und zeigte es den Anderen. "Der Typ ist echt schlau." lachte Simon laut los. Alle sahen ihn verwirrt an. Er schien unsere fragenden Blicke zu bemerken und begann zu erklären. "Ganz einfach, er versucht uns etwas mitzuteilen. Jeder Mensch wundert sich jetzt, warum das Bild im Sperrbildschirm anders ist. Die normale Reaktion darauf wäre, es wieder zu ändern. Wozu man Zugriff auf die Fotos braucht. Also ist die logische Konsequenz, dass wir uns deine Fotos ansehen sollten, vielleicht gibt es da weitere Hinweise." erklärte er grinsend. Warum musste er nur so schlau sein?! Ich entsperrte also mein Handy und öffnete die Fotos, sofort sprangen mir die neuen Fotos ins Auge. Es waren lauter Lagerhäuser. Sie sahen alle ähnlich aus. Das letzte Bild passte nicht zu den anderen. Es war ein Foto irgendwo aus einer Wohnung oder so. In der Glasscheibe, die fotografiert wurde spiegelte sich ein Mensch. Ich erkannte diese blauen Augen sofort, trotz der Maskierung. Im Hintergrund sah man Valentin, der sich mit drei Typen unterhielt. Beim genaueren hinsehen, wusste ich wer diese Typen waren. Es handelte sich um drei Richter, gegen die ich erfolglos wegen Bestechlichkeit ermittelt hatte. Ich musste grinsen. Angel schien genau über meine Fälle Bescheid zu wissen. "Oh mein Gott! Die drei Richter! Ich sagte doch, dass er uns helfen will!" mischte Clary sich nun ein, während sie mir gegen die Schulter boxte. "Au!" brummte ich und rieb mir die Schulter.  "Ok, lasst uns diese Lagerhäuser finden und alles einbuchten, was da so rum rennt." forderte Jace mürrisch. "Immer langsam! Was ist, wenn er uns in eine Falle lockt!" warf ich misstrauisch ein. Ich hatte eben Zweifel, dass er uns einfach so, ohne Grund half. "Wir werden es nicht herausfinden, wenn wir es nicht versuchen" mischte sich nun auch Isabelle ein. Sie hatte irgendwie recht, aber ich wollte nicht noch mehr Agents in den Tod schicken. "Okey, dann lasst uns gehen." schlug Clary motiviert vor. Wenig später trafen wir zum dritten Mal heute im Büro ein und machten uns an die Arbeit. Wenn das hier vorbei war, dann brauchte ich erstmal Urlaub! Dringend! Nach stundenlangem suchen hatte Simon endlich eines der Gebäude gefunden. Es war ein modernisiertes Lagergebäude, mitten in einem Industriegebiet. "Auf gehts Leute!" sagte Jace und schnappte sich seine Jacke. "Jace, mach doch keinen Mist! Lass uns erst Verstärkung rufen und dann dorthin gehen. Wir lassen die Agents ihre Arbeit machen und sehen uns später die Beweise an." motzte Clary ihn an. Warum musste er auch immer so überstürzt handeln! "Dann bleibt doch hier, aber ich gehe!" schrie er gereizt. Warum war er nur so stur? Egal, wir konnten ihn nicht alleine gehen lassen. Ich sagte den anderen Bescheid, dass sie dem FBI Bescheid geben sollten und folgte dann Jace. "Wenn du mich aufhalten willst, kannst du gleich wieder gehen!" knurrte mich Jace wütend an. "Nein, ich halte es zwar für dumm da ohne Verstärkung hin zu gehen, aber ich lasse dich nicht alleine gehen." versicherte ich ihm. Er war ein Mitglied von meinem Team und gehörte somit zur Familie, ich musste auf ihn aufpassen.

In love with an angelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt