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Mit einem Satz war ich wieder von der Couch aufgesprungen und hatte schnell ein paar Meter zwischen mich und diesen verrückten Typen gebracht, als ich plötzlich ein angsteinflößendes Fauchen hinter mir vernahm und mich unter einem erstickten Schrei stolpernd zurück auf das Sofa fallen ließ. "Was zur Hölle ist bitte los mit diesem Vieh!?", raunte ich Taehyung entgegen, wobei es mich innerlich extrem aufregte, dass ich nicht ein bisschen so böse klang wie ich eigentlich wollte.

Immer noch starrte ich vollkommen verstört auf das Fellknäuel in dem Sessel, welches es sich nun bequem gemacht hatte. "Das da", Taehyung entkam ein leises Kichern, während er mit dem Finger auf den Sessel zeigte, "ist kein 'Vieh'." Langsam drehte ich meinen Kopf etwas zu ihm herüber, dabei trotzdem darauf bedacht dieses Monster nicht ganz aus den Augen zu verlieren. Wer weiß, vielleicht würde es mich sonst direkt bis auf die Knochen zerkratzen.

"Das ist 'Genevieve'", verkündete er beinahe stolz, erhob sich damit aus den Kissen und trottete zu dem Ohrensessel herüber, "und sie ist gerne mal eine kleine Diva, nicht wahr Genie?" Vorsichtig ließ er seine Hand zwischen die Ohren des Viechs wandern. Inzwischen war mir auch klar, dass es eine gottverdammte Katze war, aber als sie soeben fauchend und mit aufgestellten Haaren auf mich zugesprungen kam, hätte ich schwören können, dass das eine neue Spezies von gemein gefährlichen Raubtieren war. Doch anscheinend schien diese Genevieve - abgesehen davon, dass ich mich fragte, wie man einer Katze so einen bescheuerten Namen geben konnte? Ich meine 'Genevieve', hallooo? Erstens ist das französisch und zweitens hört es sich doch einfach nur scheiße an - sich unter Taehyungs Streicheleinheiten sichtlich zu entspannen und schnurrte genießerisch vor sich hin.

Während ich beobachtete wie sich eines dieser sanften Lächeln auf die Lippen des Dunkelhaarigen schlich, schwang er seinen Kopf mit einem Mal zurück in meine Richtung und fixierte mich mit seinen braunen Augen. Ein warmer Schauer wanderte meinen Nacken hinunter und die Gänsehaut von dem Schreck von vorhin verschwand für einen Moment. Doch nur bis zu dem Zeitpunkt, wo Taehyung seine Stimme erneut an mich richtete: "Komm doch mal rüber. Ich denke ihr habt beide eine etwas entspanntere Begrüßung verdient."

Schockiert ließ ich meinen Blick zwischen dem Jungen und seinem schwarzen Teufel umher schweifen und drückte mich gleichzeitig noch etwas weiter in die bunten Kissen des Sofas. "Nein, auf gar keinen Fall", protestierte ich und wedelte mit meinen Händen abwehrend vor meinem Gesicht herum. "Ach komm schon, sie ist eigentlich ganz liebenswert", versuchte dieser Tierflüsterer mir weiß zu machen. Er hatte doch ganz eindeutig nicht mehr alle Latten am Zaun. Dieses Viech hatte mich beinahe umgebracht und jetzt sollte ich einfach so da herüber spazieren und es wohlmöglich auch noch liebevoll hinter den Ohren kraulen. Nein, danke.

"Mir ist es aber egal, ob sie eigentlich ganz liebenswert ist", schnaubte ich trotzig auf und verschränkte die Arme vor der Brust. Genau in dem Moment, schallte ein weiteres Mal Taehyungs beherztes Lachen durch den Raum. "Du saßt eben auf ihrem Thron. Was erwartest du denn dann?", stellte er mir die rhetorische Frage und winkte mich dann nocheinmal zu sich heran. "Na komm schon her. Oder hast du etwa Angst?" Ein schiefes Grinsen wanderte auf seine rosa Lippen und am liebsten hätte ich ihm gerne, für seine überhebliche Art eine reingehauen. Aber leider besaß ich dafür zu viel Manieren.

Innerlich rang ich mit mir. Eigentlich sträubte sich in mir alles dagegen dieser Raubkatze auch nur einen Meter näher zu kommen, aber es war mir auch irgendwie egal. Wenn ich diesen Blödian dort vor mir damit zufriedenstellen könnte, dass ich einer wildgewordenen Genevieve einmal durch das schwarze Fell strich, dann würde ich es eben tun.

Somit fing ich an, mich langsam auf dem Sofa bis nach vorne an die Kante zu bewegen. Dort angekommen stoppte ich kurz und schielte erneut zu den beiden Verrückten herüber. War ja auch irgendwie klar, dass das Viech dieses Aliens genauso einen Schaden haben würde. Dennoch ließ mich der auffordernde Blick des Typen ganz und gar nicht kalt, sodass ich mich widerwillig doch auf meine Füße begab und in kleinen Schritten zu dem Sessel tapste. Nein, ich hatte keine Angst! Nur etwas Respekt. Und außerdem konnte ich noch nie gut mit Katzen. Abgesehen davon war es mir immer egal gewesen, ob ich ein Haustier habe. Und da meine Eltern meinten, dass ich ohne besser dran wäre, hatte ich auch kaum Kontakt zu irgendwelchen Vierbeinern gehabt.

Zögernd trat ich also auf Taehyung und das Fellmonster zu. Genevieve schnurrte immer noch sichtlich entspannt unter den Streicheleinheiten, doch ich traute dem ganzen nicht so wirklich. "Ich weiß nicht so recht", verkündete ich also und stoppte kurz vor dem Sessel. "Ich denke nicht, dass sie mich kennenlernen will." Wie gut ich doch immer von mich auf andere schließen konnte.

"Jetzt pinkel dich mal nicht gleich ein", kicherte der Typ. "Sie wird dir schon nichts tun, wenn du dich ihr einfach ganz normal vorstellst." Ich mich einpinkeln? Herrgott, was fiel diesem Kerl eigentlich ein? Aufeinmal hatte ich das Bedürfnis ihm ein für alle mal zu beweisen, dass ich nicht so ein Schisser war und mich auch nicht mal eben so unterbuttern ließ.

"Eine einfache Begrüßung wirst du doch hinbekommen, oder?", neckte der Dunkelhaarige weiter und ließ seine Augen von der Katze herausfordernd zurück in mein Gesicht wandern. So langsam regte er mich wirklich auf. Dachte er im Ernst er sei hier der King oder hielt er sich gar für etwas Besseres? Jetzt war es an der Zeit ihm mal zu zeigen, was alles in mir steckte. Genau.

Dennoch wanderte meine flache Hand eher zögernd zu dem schwarzen Fell herüber und ich beobachtete haarscharf, ob sich das Viech auch nur einen Millimeter bewegte. Mein Herz klopfte für meinen Geschmack etwas zu schnell und ich versuchte mich auf irgendetwas anderes zu konzentrieren.

Leider blieben da nur die funkelnden Augen meines Gastgebers, welcher meine Bewegungen gebannt verfolgte. Irgendwie schienen diese Augen mich zu beruhigen. Mein Herz pochte nach ein paar Sekunden wieder in einem gemächlicheren Tempo und meine Hände hörten auf zu zittern. Ich fühlte mich beinahe magisch angezogen von diesen tiefbraunen Iriden, in welchen die Sterne funkelten, die ich in der Schule auf meine Hefte gekritzelt hatte. Doch gleichzeitig wollte ich das überhaupt nicht fühlen. Diese Augen stellten etwas mit mir an und das war komisch.

Für einen Moment versuchte ich die wirren Gedanken aus meinem Hirn zu verbannen, indem ich den Kopf schüttelte. Danach wandte ich mich von Taehyung ab und fixerte meine Hand, die immer näher an die Katze heranrückte, bis die Fingerspitzen schließlich das schwarze Fell streiften und gleich etwas tiefer darin verschwanden. Ein zufriedenes Lächeln wanderte auf meine Lippen, doch verschwand sogleich wieder, als ich bemerkte, dass sich die Nackenhaare des Teufels aufstellten. "Die Begrüßung", flüsterte Taeyhung mir mahnend zu und ich nickte hastig.

"Hallo Genevieve! Ich bin Jungkook. Schön dich kennenzulernen", kam es mir etwas zittrig über die Lippen, doch gleich darauf schien die Katze sich zu entspannen und streckte sich meinen Fingern sogar etwas entgegen. Erst jetzt bemerkte ich, wie weich ihr Fell doch war und wie augesprochen zufriedenstellend ihr warmes Schnurren in meinen Ohren klang. "Sie ist echt ganz okay", seufzte ich bevor ich meine Augen etwas nach rechts wandern ließ.

"Du bist auch ganz okay", ein kastenartiges Grinsen strahlte mir entgegen "und es ist wirklich schön dich kennenzulernen, 'Jungkook'."

Mist! So war das ganz und gar nicht geplant gewesen. Arrgh dieser Penner hatte mich reingelegt!

Forever blessed {VKOOK}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt