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Mit bebendem Herzen und rasselndem Atmen, stand ich auf den Treppenstufen des roten Reihenhauses. Meine Hand zitterte nervös, als ich sie etwas anhob, um den Klingelknopf rechts an der Wand neben mir zu drücken. Doch ich ließ sie sofort wieder sinken. Was machte ich hier eigentlich?

Fahrig fuhr ich mir mit der Hand, welche eben noch diese hässliche Klingel drücken wollte, durch die Haare. Das war doch eine völlig bescheuerte Idee hierher zu kommen. Ich sollte besser wieder gehen. Gesagt, getan. Schnell drehte ich mich auf dem Absatz um und sprang die paar Treppenstufen auf den Bürgersteig vor der Häuserreihe herunter.

Ich stoppte. Ich sollte gehen, ja. Doch gleichzeitig schossen so viele Gedanken durch meinen Kopf, die mich davon abhielten, auch nur einen Schritt weiter zu gehen. Meine Beine versagten mir käglich ihren Dienst und ich war schon wieder dabei mich zurück in Richtung des Hauses zu drehen.

Eigentlich war es doch auch scheißegal, ob ich jetzt klingelte. Ich hatte nichts zu verlieren und außerdem, was sollte schon schlimmes passieren? Also ging ich nach kurzem Zögern erneut zu der grünen Tür, welche in die rote Backsteinwand eingelassen war. Doch als ich den schnörkeligen Namen auf dem Klingelschild erkannte, drehte ich mich keine Sekunde später ein weiteres Mal hastig um und lief zurück zur Straße.

Nein, das konnte ich nicht bringen. Ich wollte diesen Typen nicht wiedersehen und außerdem - was zur Hölle hatte ich mir überhaupt dabei gedacht hier aufzutauchen? Das war doch mal so überhaupt nicht meine Art. Erst recht nicht, dass ich hier so unschlüssig und vollkommen dämlich immer wieder den Weg zu dem Haus auf- und abstapfte. Ich führte mich ja beinahe auf wie mein beknackter Bruder und darauf konnte ich wirklich gut verzichten.

Nein, ich sollte mir das alles hier schleunigst aus dem Kopf schlagen. Diese ganze Aktion war völlig unnötig und mit der Zeit würde sich dieser ganze Mist bestimmt in Luft auflösen. Zumindest in meinen Gedanken und ich würde nicht mehr 24/7 über diesen dämlichen Typen und seine Worte philosophieren. Genau, ich würde jetzt verschwinden und dann Schwamm drüber.

"Willst du noch länger den Weg auf- und abgehen und überlegen, ob du lieber gehen oder bleiben solltest?", riss mich plötzlich diese tiefe Stimme, welche mir sofort eine Gänsehaut über den Rücken jagte, aus meinen wirren Gedanken. Wie ich diese Stimme jetzt schon verabscheute. Mit verschränkten Armen und zusammengezogenen Augenbrauen drehte ich mich widerwillig zu dem Schwarzhaarigen herüber. "Ja, das will ich", motzte ich, ohne groß darüber nachzudenken, was für einen Stuss ich da schon wieder schwafelte.

Dies bekam ich auch gleich zu spüren, als die Mundwinkel meines Gegenübers kurz aufzuckten, ehe er lautstark anfing zu lachen. Warum lachten mich heute eigentlich alle aus? Das ist doch scheiße. "Hey, hör auf zu lachen und verzieh dich", meckerte ich und beobachtete wie der Junge versuchte sein Lachen in den Griff zu bekommen, während sich seine Augen etwas weiteten. Dann hob er jedoch seinen Zeigefinger an und deutete auf mich bevor er erneut in schallendes Gelächter verfiel und kicherte: "Du willst mir vorschreiben mich zu verziehen? Ich wohne hier."

Zornig biss ich mir auf die Unterlippe. Kontern war noch nie meine Stärke gewesen. Allmählich packte mich die Unsicherheit. Bis vorhin war ich verwirrt, hatte aber wenigstens noch irgendeine Idee davon, was ich hier tat. Aber jetzt wusste ich so überhaupt nicht mehr, was ich hier eigentlich vor hatte. "Ich gehe dann jetzt", nuschelte ich undeutlich gegen den Kragen meiner Jacke, bewegte mich aber keinen Schritt von der Stelle.

Das Lachen des Typen war inzwischen abgeklungen und aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, wie er fragend eine Augenbraue hochzog. Irgendetwas an diesem Typen gefiel mir nicht. Gefiel mir ganz und gar nicht. Und dennoch konnte ich mich nicht von der Stelle rühren.

"Vielleicht möchtest du auch einfach reinkommen, wenn du schonmal hier bist", entkam es ihm aufeinmal sanftmütig und er schenkte mir ein breites Lächeln. Vorsichtig hob ich meinen Kopf etwas an. Vorsichtig. Vorsichtig! Vorsichtig? Ich war noch nie gegenüber einer Person vorsichtig und so eingeschüchtert gewesen. Was war denn nur los mit mir? Das konnte ich doch nicht so auf mir sitzen lassen - auf gar keinen Fall.

"Ich bin nur zufällig hier", schnaubte ich ihm deshalb trotzig entgegen und pustete mir eine Strähne aus der Stirn. Doch dieser Taehyung schüttelte grinsend den Kopf: "Du bist wirklich komisch."

"Ich bin überhaupt nicht komisch! Wenn hier einer komisch ist, dann bist du das!", maulte ich ihm pampig entgegen. "Na, warum hast du denn mehrmals überlegt hier zu klingeln? Weil ich etwa so komisch bin?", ich wusste genau, dass er mich necken wollte. Und ich hatte derweil ein gewaltiges Brett vor dem Kopf. "Ja, genau deshalb", gab ich entrüstet von mir und wollte am liebsten meine Stirn gegen die Backsteinwand neben mir schlagen. Jungkook! Jetzt wach endlich auf, du Trottellumme.

"Na also, dann kannst du ja jetzt auch reinkommen, denn so langsam wird mir doch etwas kalt hier so barfuß herum zu stehen", redete der Dunkelhaarige auf mich ein. Ich wollte doch verschwinden! Ich wollte vor ein paar Minuten noch gehen und das alles hier schnell vergessen. Doch gleichzeitig schallten die Worte meines Mathelehrers in meinem Ohr und immer wieder musste ich daran denken, was dieser Psycho mir für ein Angebot gemacht hatte. Aber ich wollte verschwinden. Einfach weg.

"Na gut", arrrgh Jungkook. Bei dir ist doch echt Hopfen und Malz verloren. Das Grinsen in dem Gesicht des Typen wurde um einiges breiter und er drehte sich etwas in den Flur hinein, um mir die Tür einladend aufzuhalten. "Hereinspaziert", gab er mir die Erlaubnis einzutreten und ich schloss doch tatsächlich die paar Meter zu ihm auf.

Kurz vor der Türschwelle stoppte ich ein weiteres Mal. Das konnte nicht gut werden, ganz bestimmt nicht. "Hast du es dir jetzt etwa doch wieder anders überlegt? Oder willst du noch fünf mal hier hoch und wieder herunter laufen?", stichelte der Kerl. Und diese Worte legten plötzlich einen Schalter in mir um. Jetzt erst recht! Ich würde diesem Schwachmaten schon noch zeigen, wo der Hase lang läuft. "Geh mir nicht auf den Sack", meckerte ich und machte den ersten Schritt über die Schwelle, während dem Penner ein belustigtes Glucksen entkam.

"Aber", hielt ich dennoch zum letzten Mal inne und hob warnend einen Zeigefinger, "wenn du mir irgendwie touchy kommst, dann bist du schneller tot, als du Daumenlutscher sagen kannst!"

Forever blessed {VKOOK}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt