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Jungkook

Vollkommen verdutzt starrte ich den fremden Mann neben mir an. Es fehlte also der Sternenhimmel in meinen Augen? War das sein verdammter Ernst?

Für einen Moment ließ ich meinen Blick noch auf ihm ruhen und wollte ihm gerade an den Kopf werfen, was für einen Mist er da von sich gab, aber meine Kehle war wie zugeschnürt. Kein Wort kam mir über die Lippen, denn ich blickte geradewegs in seine braunen Iriden, welche mir verstohlen entgegen funkelten.

Zuerst dachte ich, es wäre das Spiegelbild des Himmels, doch je mehr ich mich in diesen Augen verlor, desto besser erkannte ich, dass dem nicht so war. Es waren nicht die Sterne, welche in seinen Augen funkelten, sondern seine Augen, die funkelten wie die Sterne.

"Habe ich dich verletzt?", riss mich plötzlich wieder die Stimme des Typen aus meinem Starren. Ein warmer Schauer wanderte bei dem tiefen Klang meinen Rücken hinab und hastig wandte ich meinen Blick ab.

Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe herum und rückte wieder etwas von dem Kerl neben mir weg. Wann und warum zur Hölle war ich überhaupt so nah an ihn heran gerückt?

"Falls ich dich verletzt habe", begann er wieder zu sprechen, "dann tut es mir wirklich leid. Ich-" "Halt einfach deinen Mund, ja?", unterbrach ich ihn schroff und würdigte ihm keines Blickes.

Sofort ließ ich meinen Kopf wieder gen Himmel wandern, um einen weiteren Blick in das prachtvolle Himmelszelt zu werfen, doch langsam schoben sich immer mehr Wolken vor die funkelnden Sterne und ein paar Sekunden später war keiner der glitzernden Planeten mehr zu sehen. Der Himmel war grau verhangen und komischerweise kam dabei ein ungutes Gefühl in mir auf. Sahen so etwa meine Augen aus? Nachdenklich biss ich mir auf der Unterlippe herum.

"Falls du gehen willst, ich halte dich nicht auf. Ich würde es verstehen, wenn du mich jetzt nicht mehr sehen willst", kam es dem Dunkelhaarigen enttäuscht über die Lippen. Gehen? Ich hatte nicht vor zu gehen. Ich wusste selbst nicht einmal warum, aber ich hatte keinen einzigen Gedanken daran verschwendet jetzt einfach von hier zu verschwinden.

"Ach, halt doch einfach die Klappe", meckerte ich den Typen an und verschränkte meine Arme vor der Brust. "Ich habe nicht vor zu gehen, bevor du mir nicht verrätst, warum du mich angesprochen hast!" Ich hielt meinen Blick starr auf die Straße gerichtet, zu schnell hämmerte mein Herz gegen meine Brust. Mir war es unangenehm hier neben ihm zu sitzen, aber gleichzeitig wollte ich auch wissen, was er sich dabei gedacht hatte mich überhaupt anzusprechen.

Erneut legte sich Stille über uns beide und es vergingen einige Minuten in denen keiner etwas sagte. Die Wolken über uns wurden immer dichter und ich hätte darauf gewettet, dass es bald regnen würde. Doch auf einmal drehte sich der Obdachlose wieder zu mir herüber und musterte mich aus seinen dunklen Augen. Ich traute mich nicht ihn anzusehen, weshalb ich einfach nur wartete, bis er von sich aus anfing zu sprechen.

"Ich weiß es selbst nicht...", nuschelte er mir entgegen. Ruckartig riss ich meinen Kopf herum. Ein Fehler. Ich wollte ihn doch nicht erneut anschauen! Und dennoch konnte ich mich nicht zurückhalten. "Wie du weißt es nicht? Ist das dein verdammter Ernst?", es war  nicht meine Absicht so wütend zu klingen, aber ich konnte meine Emotionen nicht zügeln. Er würde doch wohl wissen, warum er mich angesprochen hat. Einfach so, random auf einer Straße, mitten in der Nacht.

"Naja, also...", stammelte er weiter und wenn ich es nicht besser wüsste, hatte sich ein leichter rosa Schimmer auf seine Wangen gelegt. "Naja, also WAS?", stocherte ich weiter herum und so langsam wurde mein Geduldsfaden strapaziert.

"Man, du machst es mir auch wirklich nicht einfach", warf er mir nun eine Spur lauter an den Kopf. "Ich weiß es doch nicht. Du liefst vor mir über den Bürgersteig. Ich habe deine Augen gesehen und dann hat es mich einfach gepackt. Keine Ahnung warum..." Er hielt kurz inne, doch fügte sogleich noch etwas hinzu: "Ich denke, ich kann deine Augen vielleicht wieder zum Funkeln bringen."

Sobald dem Mann die Worte über die Lippen gekommen waren, brach ich auch schon in ein schallendes Gelächter aus. "Du willst meine Augen zum Funkeln bringen? Du Penner?" Lachend hielt ich mir den Bauch und Tränen stiegen in meine Augen. Was hatte ihn denn bitte geritten?

Zuerst sprach er mich einfach mal eben so an, ohne mich überhaupt zu kennen. Dann stellte er noch irgendwelche wirren Behauptungen über Sterne auf und jetzt wollte er sich auch noch in mein Leben einmischen? Ich glaube, ich spinne.

Inzwischen fingen sogar schon meine Augen an zu Tränen und die Luft ging mir aus. Der Typ hatte immer noch nichts gesagt, was mich irgendwie stutzig machte. Hatte es ihm etwa die Sprache verschlagen?

"Was denn? Denkst du ich stimme dem einfach so zu?", fragte ich kichernd und versuchte mich etwas zu beruhigen. Der Dunkelhaarige hingegen ließ seinen Kopf ein letztes Mal zum Himmel hoch wandern, ehe er mit einem Mal aufstand und anfing seine Decke zusammenzufalten.

"Hey, was machst du?", wollte ich nun wieder etwas ernster von ihm wissen, doch der Kerl fuhr einfach in seinem Tun fort. "Hey, du!", versuchte ich ein weiteres Mal seine Aufmerksamkeit zu erlangen, doch dieser Typ klappte bereits seinen Stuhl zusammen und wandte sich, mit seiner Ausrüstung unter den Arm geklemmt, dem Haus hinter uns zu. Was hatte er denn jetzt bitte vor? Wollte er dort etwa einbrechen?

Mit einem Satz war auch ich inzwischen aufgesprungen und machte ein paar Schritte auf den Kerl zu. "Hey!", motzte ich ihm entgehen, doch dieser dämliche Penner ignorierte mich weiterhin. Zielstrebig lief er auf die grüne Tür in der roten Backsteinwand zu und zog plötzlich einen Schlüssel aus seiner Hosentasche hervor. Ein Schlüssel?

Wie erstarrt blieb ich an meinem Fleck stehen und beobachtete seine Handlungen. Nachdem er die Tür aufgeschlossen hatte, öffnete er sie einen Spalt breit. Doch kurz bevor er eintrat, drehte er sich ein letztes Mal zu mir herum. Seine dunklen Augen fixierten die meinen. "Falls du es dir doch noch anders überlegst, dann kannst du einfach hier klingeln", erklärte er mir und zeigte auf das goldene Klingelschild neben dem Türrahmen. Meine Augen fielen mir beinahe aus den Höhlen und das Lachen war mir längst vergangen.

"Ach, und ich heiße im übrigen Kim Taehyung und nicht 'Penner'", ein schiefes Grinsen wanderte auf seine Lippen, bevor er sich auch schon umdrehte und hinter der Tür verschwand.

Forever blessed {VKOOK}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt