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Hehe *diabolisch grins*

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„Hobi?!", kam es mir schockiert über die Lippen, während mir mein Herz augenblicklich in die Hose und noch viel tiefer rutschte. Was machte er denn hier? Hatte er uns etwa so eng umschlungen tanzen sehen? Nein, das durfte nicht sein. Was sollte er denn dann von mir denken?

"Hey?", sprach der Rotschopf sichtlich verwirrt und als ich seinen Blick zwischen mir und Taehyung hin- und herwandern sehen konnte, stolperte ich einige Meter zu ihm vor und hob abwehrend meine Hände. "E-es ist n-nicht so wie es aussieht", stammelte ich vollkommen überfordert. "Warum? Wie sieht es denn aus?", kicherte Hobi dann plötzlich, sodass ich schwer schlucken musste. Mist! Hatte ich mich jetzt selbst in die Scheiße reingezogen?

"Wer ist das denn überhaupt? Er kommt mir irgendwie bekannt vor...", fragte mein bester Freund dann neugierig und sah über meine Schulter hinweg erneut zu Taehyung herüber, den ich schon fast vergessen hatte, da ich viel zu sehr damit beschäftigt war meinen eigenen Hintern irgendwie aus diesem Schlamassel zu retten. "Hi", drang auf einmal die tiefe Stimme des Lockenschopfs an mein Ohr und als ich das breite Grinsen auf seinen Lippen erkennen konnte und sah, wie er selbstsicher auf Hoseok zuspazierte, brannten bei mir alle Sicherungen durch, "ich bin Tae-". "Das ist niemand!", unterbrach ich Taehyung energisch und bedachte ihn mit einem finsteren Blick, ehe ich mich erneut zu Hobi drehte, der mich nun noch verwirrter musterte.

"Was macht er denn dann hier?", hakte er weiter neugierig nach und deutete mit dem Zeigefinger auf den Schwarzhaarigen, der seine ausgestreckte Hand zögernd wieder an sich zog. "Eigentlich wollte ich-", setzte er ein weiteres Mal zum Sprechen an, doch ich konnte es einfach nicht zulassen. Ich konnte nicht riskieren, dass er meine Freundschaft so leichtfertig aufs Spiel setzte. Hoseok durfte nicht erfahren, dass ich mich in den letzten Tagen fast aussschließlich bei dem Penner aufgehalten hatte und er der Grund für das ganze Chaos in mir drin war. Oh Gott, nachher würde Hobi seine komische Verliebtheits-Geschichte noch auf Taehyung beziehen. Nein, das durfte nicht passieren, auf keinen Fall. Sie würden doch nie wieder etwas mit mir zutun haben wollen.

"Ich kenne diesen Kauz nicht", blaffte ich Taehyung bedrohlich entgegen, sodass dieser seine Augen überrascht aufriss, "bestimmt wollte er mich beklauen." "Echt?", Hobi nahm mit einem Mal eine Abwehrhaltung ein und zog zappelnd sein Handy aus seiner Jackentasche. "Ich... ich habe doch gar nicht... was redest du denn da?", drang Taehyungs Stimme ein weiteres Mal an meine Ohren, doch diesmal wirkte sie so verletzt und enttäuscht, dass sich meine Brust augenblicklich schmerzvoll zusammenzog. Kurz linste ich zu ihm herauf und als meine Augen auf die seinen trafen, biss ich mir fest auf die Unterlippe.

Schon aus den paar Metern Entfernung konnte ich die aufkommenden Tränen darin sehen und wie er krampfhaft versuchte standhaft zu bleiben. Seine Schultern sanken mit jeder Sekunde weiter und schließlich wandte er seinen Blick von mir ab gen Boden. In mir tat plötzlich alles weh, mein Herz schlug so unglaublich schwer in meiner Brust und ich ballte meine Hände automatisch zu Fäusten. Ich wollte es nicht so! Das alles sollte nicht passieren. Warum musste ich mich auch wieder auf den Penner einlassen und warum überhaupt musste Hoseok, ausgerechnet Hoseok, hier plötzlich auftauchen? Ich wusste nicht mehr, was ich tun sollte. Das Einzige, was ich wusste war, dass ich meinen besten Freund auf gar keinen Fall verlieren wollte.

Deshalb nahm ich einen tiefen Atemzug, schloss kurz meine Augen und presste dann mit einer Stimme so kalt wie meine vor Tagen noch gefühlslose Seele hervor: "Komm Hobi, lass uns gehen und diesen Irren schnell hinter uns lassen."

Gleich nachdem ich die Worte gesprochen hatte, umgriff ich das Handgelenk meines besten Freundes und zog ihn in die entgegengesetzte Richtung hinter mir her. Taehyung würdigte ich keines Blickes mehr, doch als ich ein unterdrücktes Schluchzen vernehmen konnte, war ich kurz davor selbst in Tränen auszubrechen. Noch nie hatte ich mich so mies gefühlt. Das Gefühl, was ich schon zuvor bei Jimin und auch gegenüber Taehyung auf dem Schulhof gefühlt hatte, schwoll nun zu einem gewaltigen Tsunami an, der mich zu verschlingen drohte. War das Reue? Schuld? Ich wusste es nicht, doch die Trauer, die sich still und heimlich darunter mischte, konnte ich sofort spüren.

Dreh dich um, Jungkook. Dreh dich um und kläre das alles auf. Dreh dich um!

Doch egal wie oft ich mir auch einredete, den Lockenschopf nochmal anzusehen, ihm und auch Hobi alles zu erklären und meine Entscheidung nochmal zu überdenken, ich konnte es nicht. Ich hatte doch noch nie eine Entscheidung getroffen und je länger ich über diese Situation nachdachte, desto mehr wurde mir bewusst, dass ich das hier auch nicht getan hatte. Ich war wieder mit der Norm geschwommen, zurückgefallen in mein altes Ego. Und ich war mir absolut nicht mehr sicher, ob das gut war.

"Jungkook, warte doch!", schrie mir Taehyung mit einem Mal schluchzend hinterher und sofort zuckte ich merklich zusammen. Abrupt blieben Hobi und ich stehen und ich konnte den bohrenden Blick meines besten Freundes bereits auf mir spüren. Was ja auch kein Wunder war, denn ich hatte doch eben noch gesagt, dass ich diesen Typen nicht kannte und jetzt rief er mir mit meinem Namen hinterher. "Ehm... Jungkook", begann Hobi zu reden und sah mich wie erwartet völlig irritiert an. Ich ließ ihn jedoch überhaupt nicht ausreden, denn keine Sekunde später hatte ich mich schon ruckartig zu Taehyung herumgedreht und als dieser meine angsteinflößende Miene sah, blieb auch er sofort stehen und zog scharf die Luft ein.

"Verschwinde du Psycho oder ich rufe die Polizei!", noch nie hatte ich jemanden so angeschrien und noch nie war ich so aufgebracht gewesen wie in diesem Augenblick. "Ab-aber i-ich...", versuchte er es ein weiteres Mal und ein Schluchzen, was mir das Herz aus der Brust zu reißen drohte, kam ihm über seine Lippen. "Ich sage es nur noch ein einziges Mal hörst du?", meine Stimme war in ein furchteinflößendes Flüstern übergegangen und meine Augen hatten sich zu Schlitzen verengt, "verschwinde jetzt oder ich werde dafür sorgen, dass du verschwindest." "Jungkook, soll ich-" "Halt die Klappe, Hobi!", unterbrach ich meinen Freund ebenfalls harsch, wobei ich gar nicht bemerkt hatte, wie sehr ich dabei doch aus meiner Haut fuhr.

Immer noch lagen meine Augen auf dem Lockenschopf vor mir, der mich mit seinen verweinten Augen ansah und plötzlich realisierte ich, was an ihnen anders war als sonst. Die Iriden, die zuvor noch all die Sterne des Himmels eingefangen hatten, wirkten nun vollkommen leer. In ihnen funkelte nicht ein einziger Komet mehr und ein grauer, kalter Schleier lag über dem dunklen Braun.

Da erwachte ich aus meiner Starre. Sofort klappte mein Kinn auf und ich streckte meine Hand hilflos zu dem Mann gegenüber von mir aus, stolperte einige Schritte vor und wollte ihn in meine Arme ziehen. Doch da drehte sich Taehyung bereits schwankend herum, fiel beinahe über seine Füße, rannte dann jedoch so schnell er konnte über den kleinen Pfad, zwischen all den Kirschbäumen hindurch. Mit großen Augen sah ich ihm hinterher, stand wie erstarrt an meinem Platz und musste schließlich mit ansehen, wie der schlanke Körper, dessen Schultern immer wieder wimmernd aufzuckten, zwischen all den weißen Blüten verschwamm und schließlich aus meinem Sichtfeld verschwand.

Und erst da realisierte ich, dass ich ihm soeben wohl endgültig klar gemacht hatte, dass ich ihn nicht in meinem Leben haben wollte. Er wollte eine letzte Chance und ich hatte ihm diese soeben zerstört. Und nicht nur das. Ich hatte alles zerstört. Ganz langsam dämmerte mir, dass ich nicht nur mich, sondern auch ihn zerstört hatte. Denn die Augen, in die ich soeben geschaut hatte, waren nicht Taehyungs gewesen...

sondern meine.

Forever blessed {VKOOK}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt