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Ist es nicht wunderbar, dass der Wecker Samstagsmorgens um 6:30 Uhr klingelt, weil man zum Nachsitzen in der Schule antanzen muss? Klingt wirklich wunderbar, oder? Es gibt doch nichts Schöneres? Mit dem breitesten Lächeln im Gesicht, schwang ich mich aus meinem ungemütlichen Bett und hüpfte freudig jauchzend ins Badezimmer.

Okay, das reicht jetzt.

Kotz. Was war das bitte für eine Scheiße? Wer hatte es sich ausgedacht, Schüler an einem Samstagmorgen nachsitzen zu lassen?

Müde rieb ich mir den Schlaf aus den Augen und betrachtete mich im Spiegel. Zwei dunkelbraune Iriden blickten mir entgegen. Zwei Augen, welche müde aussahen, aber auch irgendwie desinteressiert. Ich lehnte mich etwas näher an den Spiegel heran, um meine braunen Iriden etwas besser betrachten zu können, doch plötzlich wurde die Tür mit einem lauten Knall aufgestoßen und keine Sekunde später wurde ich auch schon harsch zur Seite geschubst.

"Geh mal zur Seite", fauchte mein herzallerliebster Bruder mir entgegen, "deine Pickel kannst du auch noch später ausdrücken." In mir fing es bereits an zu brodeln und ich musste mich zusammenreißen diesem kleinen Zwerg nicht gleich eine zu verpassen. "Kannst du mir mal sagen, was du an einem Samstagmorgen so früh hier im Bad machst, Jishit?", schnaubte ich ihm finster entgegen und verschränkte meine Arme vor der Brust.

"Was machst du denn so früh im Bad?", stellte er die Gegenfrage und zog interessiert eine Augenbraue hoch. Was fiel ihm ein, sich überhaupt in meine Angelegenheiten einzumischen. "Ich habe dir eine Frage gestellt, du Pissnelke", motzte ich deshalb. "Na und? Es geht dich nichts an", grinste er hämisch und ich konnte mir ein belustigtes Glucksen nicht verkneifen. "Du bist so eine Flitzpiepe, echt", grinste ich "haust dich selbst in die Pfanne."

Aufeinmal veränderte sich der Blick meines Bruders schlagartig und er schaute etwas verwirrt drein. "Na, du meinst es geht mich nichts an, was du vor hast", half ich ihm auf die Sprünge, "aber dich soll angehen, was ich vor habe?" Die Mundwinkel Jimins fielen sofort nach unten und er tappte verunsichert von einem Fuß auf den anderen. Jackpot.

"Du bist so ein Idiot", fing ich an zu lachen, "und jetzt raus hier!" "Geh du doch raus", nahm er plötzlich wieder eine Angriffshaltung ein. "Ich werde mich keinen Meter bewegen und du wirst dein feines Popöchen jetzt hier raus manövrieren", mein Blick verfinsterte sich und bedrohlich lehnte ich mich etwas zu meinem bereits eingeschüchterten Bruder vor bevor ich noch flüsternd hinzufügte, "oder willst du wieder mein Knie zu spüren bekommen?"

Hastig schnappte Blondie ein paar mal nach Luft, ehe er sich ruckartig umdrehte und wieder aus dem Bad verschwand. Geht doch.

Endlich konnte ich mich in Ruhe fertig machen und nach einiger Zeit schlurfte ich zurück in mein Zimmer. Mit einem Handtuch um die Hüfte öffnete ich meinen Kleiderschrank und wollte gerade zu ein paar neuen Sachen greifen, als mir auffiel, dass eindeutig etwas in meinem Schrank fehlte. Weder meine schwarze Lederhose, noch mein rubinrotes Hemd waren zu sehen und auch meine arschteure Chanelkette, für die ich gefühlt hundert Jahre gespart habe, hing nicht wie sonst immer in meinem Schmuckkasten. Dieser kleine Bastard.

Das würde er später sowas von zurück bekommen. Aber jetzt hatte ich keine Zeit und das nur wegen diesem doofen Nachsitzen.

Hastig packte ich ein paar Sachen in meinen Rucksack und zog eine Jacke von der Garderobe. Außer mir war noch niemand wach, wenn man den Giftzwerg mal gekonnt ignorierte, sodass ich mir nur schnell einen Kaffee machte und einen Müsliriegel aus der Schublade nahm. Dann bahnte ich mir auch schon meinen Weg durch die Haustür zur Schule.

Nach einer guten Viertelstunde Gehen betrat ich den verlassenen Schulhof. Eine Zombieapokalypse würde ich jetzt wirklich begrüßen. Meine Lust auf Nachsitzen war nämlich sowas von im Keller und eigentlich war mein Leben ja sowieso dermaßen unspannend. Sowas würde doch mal eine schöne Abwechslung in meinen dämlichen Alltag bringen. Obwohl... so halb zerfetzte Menschen mit herausstehenden Knochen und ekligen Fratzen waren vielleicht doch nicht so mein Ding. Dann lieber ein finsterer Typ, der mir irgendwelche Vorträge über Sterne hält.

Arrrgh. Grimmig verzog ich mein Gesicht. Wieso dachte ich jetzt wieder an diesen Typen? Wieso schwirrte er mir überhaupt all die Tage in meinem Kopf umher? Es nervt so langsam echt. Doch mir weiter darüber den Kopf zu zerbrechen, konnte ich getrost vergessen, denn da legte sich ein Arm um meine Schultern und ein roter Haarschopf tauchte neben mir auf. Währenddessen drang eine raue Stimme an mein Ohr: "Na, du Saftsack! Was geht?"

Kurz verdrehte ich meine Augen, doch dann legte sich ein Grinsen auf meine Lippen und ich drehte mich zu dem Blondschopf auf der anderen Seite herüber. "Wenigstens sehe ich nicht so gefickt aus wie du", kicherte ich Yoongi entgegen und wandte mich dann aus Hoseoks Arm heraus. Auf dessen Lippen war inzwischen ein ziemlich anzügliches Grinsen gewandert und er schielte schräg zu meinem anderen Kumpel herüber. Dann zwinkerte er Yoongi einmal zu, doch dieser verzog nur angewidert das Gesicht.

"Wenn ich es nicht besser wüsste, dann könnte man glatt meinen ihr habt etwas am Laufen", neckte ich und betrat das schreckliche Gebäude. "Also wenn du es so sagst-" "wir haben die ganze Nacht durchgezockt", wurde Hobi harsch von Yoongi unterbrochen. Fragend ließ ich meinen Blick nochmal über die beiden schweifen. Irgendwie verhielten sie sich in letzter Zeit echt seltsam.

"Durchgezockt, also?", ertönte plötzlich eine uns nur allzu bekannte Stimme. Unser Mathelehrer lehnte mit verschränkten Armen rücklings an der Wand, neben der Tür des Klassenzimmers. "Vielleicht solltet ihr lieber mal eins eurer wertvollen Schulbücher in die Hand nehmen", schnaubte er sichtlich genervt aus, während er bereits die Tür neben sich öffnete.

"Boah, was ein Spießer", murrte Yoongi. "Das habe ich gehört", trällerte unser Lehrer keine Sekunde später, "und jetzt kommt endlich rein. Ich hab heute auch noch was Besseres zutun." "Was denn? Tagesschau gucken und sich von der Ehefrau bemuttern lassen?", scherzte Hoseok und ein schiefes Grinsen wanderte auf meine Lippen. Plötzlich spürte ich jedoch einen harten Schlag in meinem Nacken. "Hinsetzen! Sofort!", befahl der Mann und stellte sich befehlshaberisch vor die Tafel.

Eilig suchten wir uns einen Platz und ließen uns auf die Stühle nieder. "Wer gibt ihnen eigentlich das Recht uns immer zu schlagen? Das ist strafbar! Ich werde das meinem Vat-" "Mimimi", kicherte unser Lehrer und trat etwas näher an Yoongi heran. "Herr Min, wenn sie meinen, sie müssten hier das Muttersöhnchen raushängen lassen, dann gehen sie davon aus, dass sie schneller als sie gucken können eine Extrarunde drehen", seine Stimme war etwas bedrohlicher geworden und er fixierte meinen blonden Freund mit ernstem Blick.

In der Miene Yoongis war eindeutig die Unzufriedenheit zu erkennen, doch er traute sich wohl nicht, ein weiteres Mal seinen Mund aufzumachen und sich gegen unseren Lehrer aufzulehnen. "Was machen wir denn jetzt hier?", war ich es schließlich, der die Aufmerksamkeit auf sich zog und die erhitzte Stimmung etwas abkühlen wollte.

Sobald ich meine Frage ausgesprochen hatte, wanderten die Mundwinkel meines Lehrers noch ein Stück weiter nach oben. Mit Schwung drehte er sich zu der Tafel herüber, rieb sich kurz die Hände, bevor er ein Stück Kreide ergriff. Mit schwungvollen Buchstaben schrieb er eine Frage auf die grüne Fläche.

- Was bedeutet 'Glück' für euch? -

"Hier habt ihr Zettel. Ich will mindestens 500 Wörter", bestimmte der grauhaarige Mann und warf uns einen Stapel Papier an die Köpfe.

Forever blessed {VKOOK}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt