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"Na, du Hirni", wurde ich bereits sehnsüchtig von einem strahlenden Hoseok auf dem Schulhof erwartet. "Hey, du Vollidiot", begrüßte ich ihn ebenfalls und schlang einen Arm um seine Schultern. Keine Sekunde später schlich sich die nächste Person von hinten an uns heran und gab ein müdes "Hey" von sich. Sofort löste ich mich von Hobi und blickte zu Yoongi herüber, welcher die Hände tief in seinen Jackentaschen vergraben hatte. Er schloss zu uns beiden auf und zusammen schlenderten wir weiter in Richtung Eingang.

Neben der großen Flügeltür lehnte bereits das letzte Glied im Bunde lässig an der Wand. "Hey, ihr geistigen Tiefflieger", schallte Namjoons fröhliche Stimme an mein Ohr und genau in dem Moment stieß er sich schwungvoll von der Wand ab. Hobi zog den Großen in eine herzliche Umarmung, ich hielt ihm stumm meine Faust hin und Yoongi, tja, der schien sich gar nicht wirklich um Namjoon zu kümmern, sondern schlenderte einfach in den Flur hinein.

"Puuuh, der ist ja heute wieder ganz gut gelaunt", zischte Namjoon sarkastisch in Hoseoks Ohr. "Ich kann dich hören du, Heiopei", schnaubte Yoongi sogleich grimmig und schenkte dem Großgewachsenen einen Todesblick. "Okaaay", Hoseok fühlte sich anscheinend dazu bewogen, die angespannte Situation du deeskalieren, "wie war denn dein Wochenende noch so?" "Man, was willst du?", motzte der Blonde aber sofort. "Frag das doch Jungkook, alter."

Augenblicklich ließ Hobi seinen Kopf zu mir herum wandern. Doch ich ignorierte ihn gekonnt, denn was sollte ich bitte darauf antworten? Was sollte ich ihm denn erzählen? Dass ich bei einem wildfremden Typen Zuhause war, der ein völlig verrückter und selbstverliebter Psychopath zu sein schien und ein verdammtes schwarzes  Monster besitzt, welches mich fast aufgefressen hätte und einen wirklich bescheuerten Namen trägt? Wohl eher nicht.

"Ehm okay, war ja auch irgendwie klar, dass von Jungkook nicht viel kommt", lächelte Namjoon meine Stummheit einfach weg und versuchte es dann selbst nochmal bei Yoongi: "Ach komm schon, Bro. So schlimm wird es schon nicht gewesen sein." Genau in dem Moment betraten wir den Klassenraum und keine Sekunde später zog Yoongi einen Stuhl von einem unserer Mitschüler, der sich gerade setzen wollte, nach hinten, sodass dieser ohne Vorwarnug auf seinem Hosenboden landete. Es war also anscheinend doch so schlimm. Doch als die ganze Klasse anfing zu lachen, zeichnete sich sogar auf Yoongis Gesicht ein verschmitztes Lächeln ab.

Schon verrückt, dass sie sich an solchen langweiligen Dingen so erfreuen konnten. Ich trottete einfach zu meinem Platz herüber und ließ mich auf meinen Stuhl fallen. Zuvor hatte ich mich natürlich noch versichert, ob der Blonde auch mir einen Streich mit dem Stuhl spielen wollte, aber er schien wohl keine Motivation mehr zu haben, sondern lieber auf seinem Tisch einschlafen zu wollen. Ich kramte etwas in meiner Tasche herum und wollte gerade mein hervorgezogenes Heft auf den Tisch legen, als mir ein kleiner, mit Kulli eingeritzter Stern in die Augen fiel.

Sofort schoss eine kribbelnde Welle durch meinen Magen und eine Gänsehaut fuhr meinen Nacken hinab. Das konnte doch nicht wahr sein! Warum musste ich immer wieder an diesen Penner denken? Warum schwirrte er mir immerzu in meinem Kopf herum. Nein, ich hatte keine Lust mehr auf ihn. Das passte alles nicht in mein langweiliges Leben und ich hatte schon am Samstagabend nach diesem mehr als unnötigen Treffen beschlossen ihn ein für allemal zu vergessen, aus meinen Hirn zu verbannen und nie wieder zu sehen.

Mir war egal, dass meine Freunde schlechte Laune hatten, mir war egal, dass Hobi dem schlafenden Yoongi sanft durch die Haare fuhr und mir war egal, dass Namjoon mal wieder den Einstein raushängen ließ. Das alles war mir egal. Aber dieser doofe Stern-

Den ganzen Morgen hatte ich damit verbracht diesen blöden Stern und die sieben weiteren, welche ich nach mehrmaligem hinsehen entdeckt hatte, aus dem Tisch zu kratzen. Dass dieser im Nachhinein ziemlich rampuniert aussah und ich die Löcher jedes Mal, wenn der Lehrer an mir vorbei lief, verstecken musste, war mir aber auch egal. Hauptsache ich musste diese doofen Sterne nicht mehr sehen. Diese Sterne, welche mich an diese blöden Augen erinnerten. Diese tiefbraunen Augen, in welchen ich mich so verloren hatte. Wie ging das überhaupt? Das waren doch nur gottverdammte Augen!

Bestimmt lag das an dem ganzen Durcheinander in dieser Zirkuswohnung und dem zufriedenen Schnurren des Teufels unter meinen Fingern. Ich war wohl einfach etwas verwirrt. Genau daran muss es gelegen haben. Fakt ist, ich wollte diesen Kerl niemals wiedersehen, denn er gehörte nicht in mein einfältiges Leben.

"Erde an Jungkooook", riss mich mit einem Mal die Stimme eines wie immer gut aufgelegten Hoseoks aus meinen beschissenen Gedanken. Abrupt hielt ich in dem Kratzen inne und schaute etwas überrascht zu meinem Kumpel auf. Er hatte sich mit beiden Händen auf meinem Tisch abgestützt und musterte mich mit einem schiefen Grinsen auf den Lippen. "Darf ich fragen, was du da eigentlich die ganze Zeit gemacht hast? Hast du heute überhaupt irgendetwas vom Unterricht mitbekommen?", schertzte Hobi, doch keine Sekunde später trottete ein ziemlich genervt aussehender Yoongi zu uns herüber und linste Hoseok über die Schulter.

"Junge, ich will jetzt gehen, also schwingt endlich eure hüschen Hintern aus diesem grauenvollen Gebäude", mit einem Mal fixierte er den Rothaarigen neben sich mit einem finsteren Blick. "Ich komme nicht mit zu dir, wenn du hier weiter meine Zeit verschwendest und versuchst diesen Döspaddel von Jungen aus seiner Traumwelt zu reißen." Hoseok verzog etwas unzufrieden seinen Mund, ehe er sich vom Tisch abstieß und Yoongi zunickte. Eilig sprang auch ich von meinem Stuhl auf und drückte mein Heft, welches sich als das aus der ersten Stunde herausstellte, kopfschüttelnd in meinen Rucksack und warf ihn mir offen über die Schulter. "Wartet, ich komme mit!", rief ich den beiden hinterher.

"Ach, ist da etwa jemand von den Toten auferstanden?", piesackte mich Yoongi und ein schiefes Grinsen wanderte auf seine Lippen. "Ah ja, jetzt kannst du etwa wieder lachen, oder wie?", brummte Hoseok beleidigt. Im ersten Moment dachte ich, ich würde jetzt erneut Zeuge einer ihrer Schlagabtausche werden, aber hingegen meiner Vermutung, entkam der Kehle des Blonden ein belustigtes Kichern und er boxte seinem Nebenmann einmal in die Seite. "Krieg dich ein, Diva", lachte er. Man konnte Hobi ansehen, dass er zwanghaft versuchte weiterhin einen auf beleidigte Leberwurst zu machen, aber die komischen Zuckungen in seinem Gesicht, ließen ihn echt gestört aussehen, sodass auch ich kurz aufkichern musste. Schließlich konnte sich aber auch der Rotschopf sein Lachen nicht mehr verkneifen, sodass wir erheitert den bereits leeren Schulhof betraten.

Jedenfalls dachte ich er wäre leer. Bis zu dem Zeitpunkt, wo ein schlanker Typ, mit ziemlich bunten Klamotten und einem schwarzen Lockenkopf meinen Blick auf sich zog und mich mit einem Mal zwei dunkelbraune Augen, in welchen jeder Stern der Milchstraße funkelte, fixierten.

Forever blessed {VKOOK}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt