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"Und? Spürst du schon wie der Wein langsam deine Sinne benebelt?", fragte Taehyung mich mit hochgezogener Augenbraue, während er sein eigenes Weinglas an seine Lippen führte. Ich hingegen ließ meins ungläubig herabsinken und drehte meinen Kopf langsam zu ihm herüber. Taehyungs Lippen wurden von einem leichten Lächeln umspielt und irgendwie schien er mit einer Spur Arroganz auf mich hinabzublicken. Doch die würde ich ihm schleunigst wieder austreiben, diesem Wichtigtuer.

"Taehyung", begann ich zu sprechen, lehnte mich dabei etwas zu ihm vor und ließ meine Hand an sein Glas wandern, welches er inzwischen wieder abgesetzt hatte, "ich habe erst einen Schluck genommen." Was dachte er sich denn bitte? Dass ich keinen Alkohol vertrug? Da hatte er sich aber mit dem falschen angelegt.

Lässig nahm ich ihm sein Glas aus den Händen - dieser Penner leistete nicht mal den geringsten Widerstand - und führte es an meine Lippen. In einem Zug leerte ich es bis auf den letzten Tropfen, reichte es dann dem perplex drein schauenden Typen wieder und gluckste zufrieden auf.

"Du trinkst wohl öfter Rotwein...", philosophierte der Schwarzhaarige und runzelte etwas die Stirn. "Was? Ich, Rotwein? Nein, ich trinke sonst eher was hartes... Wodka und so", winkte ich seine Aussage jedoch ab.

Schief grinsend kugelte ich mich etwas auf dem Sofa zusammen und versank in den Kissen, als ich plötzlich wieder diese tiefe raue Stimme vernahm. "Na, wenn das so ist", meinte Taehyung und griff nach meinem noch vollen Glas, reichte es mir herüber und bedeutete mir es entgegen zu nehmen, "dann kannst du das doch bestimmt auch noch wegexen. Nicht dass du noch etwas von deiner Männlichkeit einbußen musst, weil du dich hier wie eine Memme verhältst."

"Was laberst du für einen Scheiß?", grinste ich und umgriff das Glas, führte es an meine Lippen und spülte das etwas bittere Zeug meine Kehle herab. Dann fixierte ich den Kerl mit einem herausfordernden Blick. Dieser schien jedoch immer noch ziemlich von sich überzeugt zu sein, denn dieses leicht arrogante Grinsen lag immer noch auf seinen Lippen. Aber ehrlich gesagt konnte mir es auch egal sein. Weil ich aber eine leichte Anspannung in mir spüren konnte und ich definitiv nicht wollte, dass sich die Aktion vom Schulhof wiederholte, sollte ich wohl besser noch etwas mehr trinken.

"Schenkst du mir jetzt noch was ein oder willst du weiter so blöd aus der Wäsche starren", gab ich unbeeindruckt von mir und beobachtete, wie sich die Augen dieses Penners weiteten, er daraufhin aber zu der Flasche griff und mein Glas erneut füllte. Gerade wollte er die Flasche wieder abstellen, als ich ihm jedoch sein eigenes Glas auffordernd unter die Nase hielt. "Ah ah ah", ermahnte ich ihn mit erhobenen Zeigefinger und ließ meinen Blick andeutungsvoll von der Flasche zu seinem Glas wandern, "du wolltest Wein trinken, dann solltest du dein Glas füllen. Abgesehen davon, dass ich es ausgetrunken habe."

"Jungkook...", bedächtig ließ er das rote Nass in das Glas laufen, während ich ein weiteres Mal mehrere große Schlücke aus meinem Glas nahm, "also...ehm...". Was stammelte er denn jetzt schon wieder so blöd? "Was denn?", etwas genervt fixierte ich ihn mit meinen Augen und dieses arrogante Grinsen wollte einfach nicht aus seiner Miene verschwinden. Ich brauche mehr Alkohol.

Doch in dem Moment, wo ich mein Glas erneut in einem Zug leeren wollte, umgriff Taeyhung meine Hand und hielt mich zurück. "Was soll das, Mann. Lass mich!", patzte ich, aber Taehyung kam mir augenblicklich etwas näher und seine dunklen Augen schienen mich beinahe zu durchbohren. Stück für Stück lehnte er sich weiter zu mir vor und ich wusste mir nicht anders zu helfen, als noch etwas mehr in die Couch zu kriechen. Eine Gänsehaut breitete sich auf meinem Rücken aus und ein nervöses Kribbeln bahnte sich seinen Weg in jede Ecke meines Körpers.

"Du solltest nicht so viel trinken", hauchte er mir schließlich gegen mein Ohr. Aber genau in dem Moment realisierte ich, dass ich diese Nähe zwischen ihm und mir überhaupt nicht gut fand und drückte ihn auf der Stelle mit meiner freien Hand von mir weg. "Hör auf damit", motzte ich finster und konnte erkennen, wie sich die Miene meines Gegenübers augenblicklich versteinerte. "A-aber ich mache doch g-gar nichts", stammelte er und ich konnte beinahe etwas Enttäuschung in seinem Blick erkennen. "Ich will dir nur sagen, dass Wein nicht Jedermanns Sache ist", jetzt schob er seine Unterlippe etwas vor und verschränkte die Arme vor der Brust.

Bei diesem Anblick konnte ich nur meinen Kopf schütteln. "Nicht Jedermanns Sache also? Dann sollte ich wohl noch etwas mehr trinken", verkündete ich neckisch und richtete mich etwas auf. Doch genau in dem Moment, wo ich dem Steckdosenkopf vor mir das Glas aus der Hand nehmen wollte, drehte sich plötzlich alles um mich herum und ich kniff meine Augen fest zusammen. Mein Kopf fing mit einem Mal an zu dröhnen und die Schwindelattacke schien immer schlimmer zu werden.

"Jungkook?", in der Stimme des Jungen lag ziemlich viel Sorge und ich spürte sogleich zwei Hände auf meinen Schultern. "Hey, ist alles okay?" Für ein paar Sekunden hielt ich meine Augen noch geschlossen, ließ die Wärme, welche von den beiden Händen ausging durch meinen Körper wandern und versuchte den Schwindel zu unterdrücken, ehe ich meine Lider langsam wieder anhob und meine Iriden geradewegs auf Taeyhungs trafen.

Er war nicht weit von mir entfernt, vielleicht ein paar Zentimeter und ich konnte seinen Atem auf meinen Lippen spüren. Erneut wanderte ein Schauer meinen Nacken hinab und ich starrte wie gebannt in diese funkelnden Augen; so schöne Augen. In meinem ganzen Leben hatte ich noch nie solche Augen gesehen.

Doch plötzlich realisierte ich, wie unglaublich nah wir uns gerade eigentlich waren und ich rutschte hastig etwas zurück, sodass Taehyung von meinem Schultern abließ. Doch genau das stellte sich als die mieseste Idee überhaupt heraus, denn gerade als ich mich in Sicherheit vor diesem Lustmolch wiegte, spürte ich nichts mehr. Also unter meinem Hintern.

Mit einem lauten Rumms fiel ich von dem Sofa herunter, knallte etwas unschön mit dem Kopf auf dem Boden auf und zog schmerzerfüllt die Luft ein. "Ach Scheiße", fluchte ich und kugelte mich etwas zusammen. Der doofe Schwindel war nun um einiges stärker geworden und zusätzlich zu dem Dröhnen, tat mein Kopf jetzt auch noch höllisch weh.

"Oh Gott, Jungkook", konnte ich Taehyung entsetzt aufschreien hören und keine Sekunde später, blickten mir zwei besorgte Augen von dem Sofa entgegen. Der Lockenschopf hatte sich über die Lehne geschoben und musterte mich panisch, weil er wohl Angst um mich hatte. Das ich nicht lache.

Etwas unbeholfen versuchte ich mich wieder aufzurichten, den Schmerz in meinem Schädel ignorierend. "Es geht schon", brummte ich mit fest aufeinander gepressten Kiefern. Dann linste ich aus zusammengekniffenen Augen zurück zu Taehyung herüber. Ich hatte erwartet, er würde jetzt mit einem Kühlpack und verheulten Augen auf mich zustürmen und mich umsorgen - bei seinem sonst so fürsorglichen Verhalten, was mein Dasein anging. Aber anstattdessen schlich sich langsam ein Grinsen in sein Gesicht und keine Sekunde später hielt er sich den Bauch und brach in schallendes Gelächter aus.

Zuerst entglitt mir meine Mimik und ich starrte diesen Typen, der sich kichernd durch die Kissen kugelte, entgeistert an. Aber dann spürte ich, wie das Kribbeln in meinem Bauch gewaltig anschwoll. Irgendetwas löste dieses herzliche Lachen in mir aus. Plötzlich tat auch mein Kopf gar nicht mehr weh und beinahe unbemerkt begannen auch meine Mundwinkel nach oben zu wandern.

"Hey, das ist überhaupt nicht witzig!", protestierte ich und richtete mich etwas auf, um diesem Piefke meine Hand über den Kopf zu ziehen. Aber Taehyung hielt nur für einen kurzen Moment inne, ließ seine Augen einmal über mich schweifen, ehe er in noch lauteres Gelächter ausbrach. "D-du b-bist... haha.... das sah s-so l-ustig aus", kam es ihm zwischen all dem Kichern keuchend über die Lippen. Anschließend richtete er sich etwas auf, ließ sich dann jedoch rücklings ins Sofa fallen und fing noch lauter an zu lachen. "G-genau... s-so... s-so bist d-du gefallen haha", lachte er einfach weiter und wiederholte seine komische Turnübung.

Inzwischen war das Kribbeln in meiner Magengegend zu einem gewaltigen Schwarm Ameisen heran gewachsen, meine Sinne fühlten sich etwas benebelt an und ich sah nur noch diesen aus tiefstem Herzen und so unglaublich glücklich lachenden Jungen vor mir. In meiner Kehle begann es verdächtig zu Kratzen und als sich plötzlich ein schwarzes Fellknäuel über die Sofalehne auf den sich kugelnden Taeyhung fallen ließ, der vollkommen schockiert nach hinten sprang, dabei aber genauso wie ich sein Gleichgewicht verlor und dumpf auf dem Boden aufkam, verließ etwas meinen Mund, von dem ich nie gedacht hätte, dass es jemals wieder zum Vorschein kommen würde.

Zuerst war es nur ein glucksender Laut, auf den sogleich ein zweiter folgte. Doch es brauchte nicht einmal den Bruchteil einer Sekunde und ich verfiel genauso wie Taehyung zuvor in einen Lachflash. Ich lachte und lachte, beobachtete dabei, wie der Lockenschopf mich kurz überrascht musterte, schließlich aber selbst wieder anfing zu kichern und wir letztendlich, nach mehreren Minuten Lachen, unsere Bäuche vor Schmerzen halten mussten.

Forever blessed {VKOOK}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt