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- Kapitel 50 ohaaa - here we go -

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Stolpernd traten wir durch die mir inzwischen so bekannte grüne Holztür, herein in Taehyungs Wohnung. Hastig sah ich mich um, während er mich weiter hinter sich herzog. Aus dem Augenwinkel heraus konnte ich erkennen, dass Genevieve erhaben auf ihrem Sessel saß und uns einen kurzen, mehr als desinteressierten Blick zuwarf. Zum Glück - denn bei meinem eindeutig viel zu schnell klopfenden Herzen, würde ein wild gewordener, schwarzer Teufel mir wohlmöglich den Rest geben. Dann war es das mit mir.

Gerade wollte ich mich aus dem Griff Taehyungs lösen, als dieser plötzlich abrupt stehenblieb und mir gar nicht erst die Möglichkeit dazu gab, irgendwie zu bremsen, weshalb ich keine Sekunde später auch schon unsanft gegen seine Schulter stieß. "Man, Tae du-", wollte ich mich gerade über seine Unfähigkeit, nicht einfach ein bisschen langsamer zu gehen, aufregen, als mein Blick jedoch auf seine Augen traf, die starr auf die goldene Klinke an der weißen Tür vor ihm hafteten. Langsam ließ ich meine Augen deshalb von seinem Gesicht zu dem weißen Holz wandern, sah mich für einen Moment orientierend im Raum um und versuchte zu rekapitulieren, wie die Raumaufteilung hier nochmal gewesen war.

Ratlos legte ich meine Stirn in Falten und wanderte mit meinem Kopf von Tür zu Tür. Badezimmer, Schlafzimmer, Abstellkammer... -

Von jetzt auf gleich riss ich meine Augen realisierend auf. Mein Kinn klappte wie von selbst herunter und ich konnte gar nicht anders, als den dunkelhaarigen Mann neben mir erneut anzustarren. Dieser schien aber immer noch nicht zu bemerken, dass ich in der Zwischenzeit herausgefunden hatte, dass es sich bei der Tür um den Zugang zu dem Raum handelte, dessen Eintritt mir Taehyung strikt und damals sogar ziemlich einschüchternd verwehrt hatte. Warum also stand er jetzt davor und schien innerlich mit sich zu ringen?

"Tae?", wandte ich mich mit leiser Stimme an ihn und versuchte irgendeine Emotion aus seinem Gesicht herauszulesen. "Was machen wir hier?" Doch alles was ich sah, war ein die Lippen zu einer schmalen Linie zusammenpressender Taehyung, dessen Augen beinahe ein Loch in die Türklinke starrten. "Tae...", versuchte ich es ein weiteres Mal sanft, meinen eigenen rasenden Herzschlag bestmöglich ignorierend, "ich weiß ja nicht, ob du Laserstrahlen aus deinen Augen schießen willst, aber ich denke der Türknauf lässt sich leichter mit der Hand öffnen."
Über meinen eigenen Sarkasmus kichernd beobachtete ich, wie Taehyung seinen Kopf ruckartig zu mir herumriss und mich mit einem durchaus wütenden Blick bedachte.

"Kein guter Moment für Scherze?", fragte ich deshalb, plötzlich ganz vorsichtig, da ich mir überhaupt nicht sicher war, was denn gerade in ihm vor sich ging. Doch als sich auf einmal seine Mundwinkel ein Stück weit anhoben und er mir leicht entgegenlächelte, fiel auch in meinem Körper etwas die Anspannung. "Du musst noch ein bisschen lernen, Kookie", gluckste er dann heiter auf, hob seine Hand auf Höhe meines Gesichts und strich mir, ehe ich zurückschrecken konnte, verspielt eine Strähne hinters Ohr.

Gerade wollte ich ein weiteres Mal meine Schultern straffen und gegen seine Aussage protestieren (die nebenbei bemerkt eigentlich der Wahrheit entsprach), als er seine Hand, die zuvor an meinem Ohr verweilte, zur Türklinke vorschob und das goldene Metall fest umgriff. Gedanklich stellte ich mich darauf ein, die dunkelsten Geheimnisse dieses Jungen hinter der Tür zu sehen. Was mochte er dort wohl verstecken und was hatte es mit einer Überraschung zu tun? Vielleicht würde er mich doch umbringen wollen? Nein, nein - diesen Gedanken verwarf ich ganz schnell wieder. Und selbst wenn, dann würde ich wenigstens in den Armen des Menschen sterben, der mich überhaupt erst hatte leben lassen.

Meine wirren Gedanken beiseite schiebend vesuchte ich mich also einzig und allein auf Taeyhung zu konzentrieren, der in diesem Moment zitternd begann die Klinke herabzudrücken. Verzweifelt verkniff ich mir den Spruch, ob sich dahinter der dreiköpfige Hund befand. Aber ich fragte mich immer mehr, was ihn denn nun so unsicher wirken ließ. Gerade als ich nämlich dachte, er würde die Klinke endlich herabdrücken, schnellte diese wieder empor. Seine Finger verkrampften sich an dem gelben Metall und liefen bereits weiß an, wobei ein gequältes Seufzen seine Kehle verließ.

Für einen kurzen Moment verweilte ich mit meinen Augen auf seinem Gesicht, betrachtete die braunen Iriden, in denen plötzlich so unglaublich viel Schmerz auszumachen war; Schmerz, den ich vorhin schon darin sehen konnte, als er mir aus seiner Vergangenheit erzählt hatte.

Ohne länger darüber nachzudenken, rückte ich näher an ihn heran und schob meine Hand ganz langsam zu seiner herüber. Im ersten Moment dachte ich, er würde die seine zurückziehen, doch als meine Fingerkuppen seine weiche Haut zart streiften und ich sie anschließend zwischen seine auf der Klinke verweilenden Finger schob, entspannte sich seine Hand augenblicklich. Ganz behutsam, da ich ihn zu nichts zwingen wollte, begann ich unsere verschränkten Hände herabzudrücken, nur ein winziges Stückchen, um zu sehen, ob er es überhaupt zuließ. Doch Taehyung schien nichts dagegen zu haben - aus dem Augenwinkel heraus vermeinte ich sogar ein dankbares Lächeln auf seinen Lippen zu erkennen.

Von diesem ermutigt, drückte ich die Klinke also bis zum Anschlag herunter und zog die Tür danach mit bebendem Herzen einen Spalt weit auf. Im ersten Moment konnte ich nicht wirlich etwas erkennen, sodass ich mit den Augen blinzelte. Der Raum war dunkel; lila Vorhänge hingen vor den Fenstern, in welchen die Dämmerung stand. Ein undefinierbarer Geruch stieg mir in die Nase und kitzelte leicht darin. Am liebsten wäre ich sofort in den Raum getreten und hätte das Licht angeknipst, da meine Aufregung mich allmählich drohte umzubringen. Aber ich fühlte mich in keinster Weise in der Position einfach hier hereinzuplatzen. Dies war anscheinend ein Raum, den Taehyung wie sein eigenes Herz hütete und das wollte ich ihm nicht kaputt machen.

Deshalb wartete ich geduldig ab, ließ die Stille über unseren Köpfen willentlich zu und versuchte ihm durch die ruhigen Kreise, die ich mit meinem Daumen auf seinem Handrücken malte, zu signalisieren, dass ich bei ihm war - egal wie lange er noch brauchen würde, um mit mir zusammen in den Raum zu treten.

"Du musst das nicht tun, Tae", murmelte ich ihm weich entgegen und hoffte auf eine Reaktion seinerseits. Auch wenn ich mir wünschte, dass er keinen Rückzieher machen würde, meinte ich die Worte so. Ich wollte ihn nicht zu etwas zwingen und er sollte sich nicht in der Pflicht fühlen, mir irgendetwas zu beweisen oder zu erklären. Er hatte mir in den letzten Stunden schon genug erklärt - und das vor allem ohne Worte.

Doch auf meine Aussage hin, räusperte der Lockenschopf sich einmal und richtete sich dann ein Stück mehr auf. "Du hast eine Erklärung verdient", sprach er zunächst fest und wandte mir sein Gesicht zu. Dieses mir zunächst so unergründlich erscheinende Gesicht, aus welchem die Sternenaugen quasi herausgestochen haben... es immer noch tun. "Auch, wenn wir... na wenn wir uns vorhin ge-geküsst haben", mit einem Mal trat ein dunkelroter Schimmer auf seine Wangen und er musste seinen Blick beschämt von mir abwenden, während seine Stimme erzitterte, "hast du es verdient zu erfahren, wer diese Männer in Bademantel waren... warum Jin hier andauernd naja... wenig bekleidet herumlief."

Ein bitterer Beigeschmack legte sich bei seinen Worten auf meine Zunge, während die Erinnerungen an die Männer und vor allem an Jin sich in meinem Kopf mit den Bildern des Kusses auf dem Hügel vermischten. Ich wollte nicht daran denken. Ich wollte nicht, dass alle frischen Gefühle, die wie eine seichte Frühlingsbrise durch meinen Körper wehten, wieder von diesem unerträglichen Drücken in meinem Brustkorb abgelöst wurden. Aber ich konnte gar nichts dagegen machen. Ich war kaum mehr fähig dazu, meine Handlungen zu kontrollieren, weshalb ich mir fest auf die Unterlippe biss, meine Kiefer anspannte und meine Finger aus Taehyungs Hand herausziehen wollte.

Im selben Moment verstärkte er allerdings den Griff und drehte sich zu mir herum. In seinen Augen Angst - Angst davor mich zu verlieren? Angst davor, dass ich nun wieder verschwinden würde?

Realisierend kniff ich meine Lider zusammen und atmete zweimal tief ein und aus. Ich musste mich beruhigen. Das Engegefühl in meiner Brust ignorierend, versuchte ich meine volle Aufmerksamkeit auf unsere verschränkten Finger zu lenken, auf das Gefühl, dass er mir gab, wenn er mich mit seiner Sternengalaxie verzauberte und in mir dieses unglaubliche Empfinden von Lebendigkeit auslöste. Das wollte ich festhalten; für immer.

"Dann erkläre es mir", mit einem Lidschlag öffnete ich meine Augen und sah wieder zu ihm herüber. Sofort trafen sich unsere Blicke und ich versank in seinen aufblitzenden Seelenspiegeln. Das war es... das war, was ich meinte und ich würde von nun an alles dafür geben, es nie wieder in meinem Leben zu missen.

Forever blessed {VKOOK}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt