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"Möchtest du etwas trinken?", fragte mich der Typ, während er mich durch einen kurzen Flur in eines der angrenzenden Zimmer führte. "Was hast du denn so?", stellte ich die Gegenfrage. Vielleicht würde sich ja auch mein Verdacht, dass dieser Typ Alkoholiker und demnach sein Kühlschrank voll mit irgendwelchen angenuckelten Wodka-Pullen war, bestätigen. Und auf Kraneburger als Notlösung hatte ich auch keine Lust. Ich meine, es wäre mir auch egal, aber es gibt schon besseres an Getränken.

"Ich kann dir Wasser anbieten oder vielleicht etwas Warmes", sprach er bedächtig und wir betraten ein großes Zimmer, welches wohl so etwas wie ein Wohnzimmer darstellen sollte. Doch der Typ drehte sich nicht nach rechts in Richtung der Sitzecke mit dem dunkelroten Sofa und dem großen grünen Ohrensessel um, sondern bog links zu einer kleinen offenen Küchenzeile ab. Das hier war dann wohl sein Lebensmittelpunkt. Traurig.

"Tee?", drang die Stimme dieses Taehyung erneut an mein Ohr, während ich weiter den Raum abscannte und nach irgendwelchen ungewöhnlichen Sachen Ausschau hielt, damit ich notfalls schnell wieder verschwinden könnte. "Hast du auch Kaffee?", raunte ich ihm entgegen, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen. Er war mir immer noch nicht ganz geheuer.

"Ich bin kein Kaffeetrinker, aber vielleicht habe ich noch etwas", meinte er und gleich darauf hörte ich, wie er sich auf den Weg in ein anderes Zimmer machte,  "warte kurz hier." Was sollte ich auch sonst machen? Ich könnte zwar verschwinden, aber jetzt war ich schonmal hier. Ich fragte mich die ganze Zeit wie man keinen Kaffee trinken konnte. Doch bei einem weiteren Blick durch seine Wohnung, kam mir das gar nicht mehr so ungewöhnlich vor.

Der große Raum wirkte, naja wie konnte ich das jetzt erklären, etwas esotherisch. Er war wirklich karg mit Möbeln eingerichtet. Außer dem Sofa und dem Sessel, befand sich nur noch ein kleiner Tisch davor und in einer Ecke stand eine dunkelbraune Holzkommode, auf welcher einige Kerzen brannten. Genauso auch auf dem Wohnzimmertisch. Hinter dem Sofa prangte ein riesiger Teppich an der Wand. So einer dieser altmodischen und bestimmt ultra staubigen Orientteppiche. Doch was mich wirklich etwas verstörte, waren all die Pflanzen. Überall standen Blumentöpfe mit irgeneinem grünen Kraut darin. Auch von der Decke hingen Seile, an welchen Töpfe befestigt waren. das war hier ja beinahe ein Dschungel. So etwas hatte ich wirklich noch nie gesehen. Wie konnte man denn so leben? Und wo zur Hölle war der Fernseher?! Das einzige, was ich in dem ganzen Pfanzenwirrwar noch erkennen konnte, war ein Plattenspieler. Mir sollte es egal sein, aber mein Zimmer gefiel mir da schon deutlich besser.

Ich machte ein paar Schritte weiter in den Raum hinein. Die Kerzen verströmten einen angenehmen Duft in der Luft. Es war Lavendel, da war ich mir sicher, denn ich liebte diesen Geruch. Er erinnerte mich an mein Zuhause, denn unsere Beete bestanden eigentlich nur aus den duftenden Pflanzen mit den lila Blüten. Obwohl der Duft bei uns schon beinahe penetrant in der Nase stach. Doch hier war er wirklich angenehm. Auch die vielen bunten Kissen auf dem  Sofa und die unordentlichen Wolldecken fingen dann doch an mir zu gefallen.

"Du hast Glück", riss mich plötzlich die Stimme Taehyungs wieder aus meinen Gedanken, "ich habe noch einen Beutel gefunden." Schnell zwang ich mich wieder zu einem griesgrämigen Gesichtsausdruck und drehte mich zu dem Kerl herüber, welcher mir triumphierend entgegen lächelte. "Brauchst du Zucker oder Milch?", fragte er mich und holte die Filter aus einem Schrank neben sich. "Beides", schnaubte ich und beobachtete wie der Typ mit ein paar flinken Handgriffen, die Kaffeemaschine zum laufen brachte. "Beides?", mit einer hochgezogenen Augenbraue drehte er sich zu mir herum und musterte mich aus forschen Augen. "Ich dachte du würdest ihn schwarz trinken." "Warum sollte ich?", motzte ich ihm entgegen.

"Naja, ich dachte nur, weil es irgendwie zu dir passen würde", kicherte er leise in sich hinein. Weil es zu mir passen würde? Was sagte denn bitte das Getränk über einen aus? Nur weil ich meinen Kaffee nicht schwarz trinke, bin ich gleich ein ganz anderer Mensch, oder was? Wie schwachsinnig ist das denn bitte? "Du kennst mich doch gar nicht", schnaubte ich und drehte mich wieder von ihm weg.

"Du kannst dich ruhig etwas hier umschauen oder es dir bequem machen, solange der Kaffee noch durchläuft", überging er meine Aussage einfach. "Hier gibt es doch sowieso nichts zu sehen", lachte ich auf, drehte mich aber dennoch, als der Typ endlich wieder wegschaute, aus dem Zimmer heraus zurück in den Flur. Neugierig war ich ja schon, was es hier so alles gab und welche Leichen der Typ im Keller vergraben hatte.

Auf leisen Sohlen tappte ich also durch den Flur zur nächsten Tür herüber. Ohne zu zögern drückte ich die Klinke herunter und öffnete diese einen Spalt breit. Zum Vorschein kam das Badezimmer. Unspektakulär. Klein. Mit einer Dusche und beigen Fliesen an den Wänden und auf dem Boden. Schnell machte ich mich zur nächsten Tür herüber, um auch diese einfach zu öffnen. Mein Blick fiel auf ein großes Himmelbett, welches von weißen Vorhängen umrahmt wurde. Ein Himmelbett? Hatte dieser Typ etwa eine Freundin, oder warum sollte er sonst so ein grausiges Bett besitzen. Auch sonst war in diesem Zimmer alles eher unmännlich eingerichtet. Lila Kissen und Decken. Ein violetter Flokati-Teppich und überall lagen Klamotten kreuz und quer verteilt auf dem Boden. An den Wänden baumelten Lichterketten. Lichterketten im Frühling? Vielleicht sollte er mal seine Weihnachtsdeko abhängen.

Nachdem ich auch dieses mehr als hässliche Zimmer wieder verlassen hatte, legte ich gerade Hand an die nächste und letzte Türklinke an, doch wurde in genau dem Moment von einer mir inzwischen allzu bekannten Stimme unterbrochen. "Was denkst du, was du da tust?", ein kalter Schauer wanderte bei dem bedrohlichen Klang meinen Rücken hinab. Hastig drehte ich mich zu dem Schwarzhaarigen herum, welcher mit verschränkten Armen und zornigem Blick im Türrahmen gegenüber von mir stand. "Du meintest doch, ich kann mich umsehen", meckerte ich, doch so richtig aufmüpfig wollte es mir nicht über die Lippen kommen und als der Typ einen weiteren Schritt auf mich zutrat und sich zu seiner vollen Größe aufbaute, fingen meine Hände an ganz schwitzig zu werden. Was war denn nur los mit mir? Sonst ließ ich mich doch auch nicht so unterbuttern.

Nein, das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen. Gerade wollte ich erneut zu meiner Verteidigung ansetzen, als sich die Gesichtszüge dieses Penners aufeinmal wieder entspannten und er, wie als wenn nichts  gewesen wäre, zurück in das Wohnzimmer trottete. "Der Kaffee ist fertig", sprach er bedächtig und griff nach der dampfenden Tasse auf der Theke. "Setz dich doch", mit der freien Hand deutete er auf das Sofa. Dieser Penner hat doch echt einen an der Waffel. Ganz im Ernst.

Kurz schüttelte ich meinen Kopf, um die Frage, warum ich nochmal hier war aus meinen Gedanken zu werfen und stapfte dann hinter ihm her. Taehyung ließ sich auf die Couch nieder und stellte die Tasse auf dem Tisch ab. Ich warf mich in den Sessel und fixierte dann den Kerl gegenüber von mir. Auf dessen Lippen hatte sich erneut ein belustiges Grinsen gelegt. "Ich würde ganz schnell aufstehen, wenn ich an deiner Stelle wäre", kicherte er und schlug einladend mit der Hand neben sich auf das Sofa.

Meine Augen weiteten sich überrascht und es bildeten sich einige Falten auf meiner Stirn: "Ich dachte wir hatten eine Abmachung?". Herausfordernd fixierte ich den Typen gegenüber von mir. "Nur weil ich dir sage, dass du besser nicht auf dem Sessel sitzen solltest, heißt das noch lange nicht, dass ich touchy bin", gluckste er belustigt auf. "Du solltest dich wirklich schnell hier herüber setzen." Allmählich wanderte etwas anderes in seinen Blick. War es Sorge?

"Das würdest du wohl so wol- Ahhhhh", mit einem Satz war ich von dem Sessel aufgesprungen und hüpfte vor Schreck zu Taehyung herüber "Was zur Hölle!?" Hastig ließ ich mich auf das Sofa fallen und rückte nah an den Schwarzhaarigen heran. Aus dessen Brust schallte nur ein tiefes Lachen durch den Raum. "Siehst du, ich habe es dir ja gesagt", seine Worte gingen immer wieder in einigen Glucksern unter und er fing schon an sich den Bauch zu halten.

Ich hingegen starrte immer noch auf das schwarze Etwas, welches jetzt dabei war es sich auf dem Ohrensessel bequem zu machen. Ich rückte noch etwas näher an den Kerl neben mir heran, um noch mehr Abstand zwischen den Sessel und mich zu bekommen. Ich bemerkte gar nicht wirklich wie nah ich dem Typen inzwischen eigentlich war, denn um ehrlich zu sein beruhigte mich die Wärme, welche von ihm ausging und das ehrliche Lachen, welches seiner Kehle entwich.

Plötzlich unterbrach er sich jedoch und für einen Moment vernahm ich nur noch seinen schweren Atem an meinem Ohr bevor er sich neckisch wieder an mich wandte: "Na, wer ist jetzt hier touchy von uns beiden?"

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Das war so überhaupt nicht geplant XD ich hoffe es gefällt euch trotzdem 💜

Forever blessed {VKOOK}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt