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Jungkook

"Jungkook, du Arschfalte! Hast du mein Gel aufgebraucht?", drang die piepsige und dermaßen nervige Stimme meines Bruders an mein Ohr. Zwar war die Tür des Badezimmers noch geschlossen und ich lag völlig übermüdet, aber wenigstens schon fertig angezogen auf meinem Bett.

Doch ich war mir ziemlich sicher, dass die Tür in drei Sekunden auffliegen würde.

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"Das ist doch wohl nicht dein beschissener Ernst!?", wutentbrannt stapfte der Junge mit den blondgefärbten Haaren in mein Zimmer. Seine Strähnen standen ihm wild zu allen Seiten ab und innerlich musste ich mir ein Kichern verkneifen.

"Jetzt komm mal wieder runter, du Pissbalg", meckerte ich genervt und setzte mich in Zeitlupe und mit vollkommen desinteressiertem Blick auf meine Bettkante. "Ich habe dein kack Gel nicht gebraucht", gab ich erschreckend ruhig von mir, doch aus den Ohren meines Bruders dampfte es gewaltig.

"Du bist so ein schlechter Lügner", keifte er weiter und trat auf mich zu "und was ist dann bitte das in deinen Haaren?" Aufgebracht umfasste er eine meiner dunklen Strähnen und zog etwas daran. Sofort schlug ich seine Hand weg und stand ruckartig auf. Ich war einige Zentimeter größer als der Blondschopf, dennoch schien er nicht zurückzuweichen.

"Wehe du fasst noch einmal mit deinen Mini-Händen in meine Haare", knurrte ich bedrohlich und zog meine Augenbrauen zusammen. Ich konnte die Zickereien dieser Tussi gerade wirklich nicht haben. Ich hatte eine schlaflose Nacht gehabt und mein Kopf dröhnte wie sonst was. Da half die piepsige Stimme meines wütenden Bruders auch nicht wirklich.

"Ich hab dein scheiß Gel nicht benutzt, du Tunte", sprach ich also und griff links in eine Ablage meiner Kommode, um ein kleines Pöttchen Gel herauszuholen und es Jimin unter die Nase zu halten. Augenblicklich änderten sich die Gesichtszüge des Jungen von wütend zu eingeschnappt. Über seine Lippen kam ein beleidigtes 'Pff' und keine Sekunde später hatte er sich auch schon auf dem Absatz umgedreht und war durch die Tür zurück ins Bad gerauscht.

Wie leichtgläubig dieser Idiot doch war. Natürlich hatte ich sein Gel benutzt. Wieso sollte ich auch meines verschwenden, wenn seins so einladend auf dem Badezimmerschrank stand? Ein belustigtes Schnauben verließ meine Lippen, als ich kopfschüttelnd meinen Rucksack ergriff und mich schnell auf den Weg nach draußen machte.

Heute morgen konnte ich auf ein Gespräch mit meinen Eltern am Frühstückstisch wirklich gut verzichten, sodass ich hastig die Tür aufriss und ohne ein Wort zu verlieren heraustrat. Die Rufe meiner Mutter ignorierte ich gekonnt.

Nach einigen Minuten kam ich an der Schule an. Ehrlich gesagt, hatte ich schon ein mulmiges Gefühl in meinem Bauch. Nach gestern Abend hatte ich auf keine der Nachrichten meiner Freunde reagiert. Jetzt machte ich mir Sorgen, dass sie es mir übel nahmen wie dermaßen dämlich ich mich gestern Abend verhalten hatte. Das passte überhaupt nicht zu mir.

Aber als ich den ersten Schritt in den Schulflur machte und alle Blicke der Schüler eingeschüchtert oder auch bewundernd auf mir lagen, war mir auch das schon wieder egal. Das hier ist doch einfach nur absolut erbärmlich. Dieses Gebäude, diese Leute, die notgeilen Weiber, mein Leben. Langweilig und unspektakulär. Einfach scheiße.

Mit unveränderter Miene lief ich weiter auf unser Klassenzimmer zu. Dort angekommen, konnte ich sogleich meine drei Freunde sehen. Wie immer lehnten sie lässig an der Wand und ihre Unterhaltung wurde immer wieder von Lachen unterbrochen. Plötzlich ließ Namjoon seinen Kopf zu mir herumwandern und stieß daraufhin Hoseok mit dem Ellenbogen in die Seite, welcher den Größten sofort verärgert anschaute. Doch Namjoon nickte einmal zu mir herüber und dann verstand auch der Rothaarige und drehte sich ebenfalls zu mir herum. Auch Yoongi hatte für einen flüchtigen Moment zu mir aufgesehen, sich dann jedoch wieder seinem Handy gewidmet.

Mit gesenktem Kopf trat ich näher auf die Gruppe zu. Was würden sie wohl sagen? Im Endeffekt war es mir auch egal. Ob ich jetzt drei mehr oder weniger gute Freunde hatte oder eben ein Einzelgänger werden würde, machte für mich auch keinen Unterschied. Mein Leben würde sowieso gleich unspektakulär bleiben. Auch wenn ich die Idioten und ihre Streiche schon etwas vermissen würde.

Doch ich musste mir gar keine weiteren Gedanken machen, denn da kam Hobi schon auf mich zu und schloss mich mit einem glücklichen Lächeln in die Arme. "Ich finde zwar echt kacke, dass du einfach abgehauen bist und uns dann ignoriert hast", fing er an sich zu erklären und schob mich an den Schultern wieder etwas von sich "aber ich denke, jeder hat mal einen miesen Tag." Dann kamen auch Namjoon und sogar Yoongi, der Handysuchti, auf mich zu und beide hielten mir ihre Faust hin.

Natürlich faustete ich ihnen sogleich zu und ein schmales Lächeln wanderte auf meine Lippen. Ja doch, ich war definitiv erleichtert. Ich freute mich, dass sie mir meine Eskapade verziehen hatten und wir wieder so miteinander umgingen, als wäre nichts gewesen. Und dennoch wusste ich genau, dass es nicht so einfach war, denn es war defintiv etwas gewesen.

Das bemerkten die anderen wohl auch, denn mit einem Mal musterte Yoongi mich mit in Falten gelegter Stirn: "Sag mal, hast du überhaupt gepennt?" Zögerlich schüttelte ich den Kopf. "Sieht man, du siehst nämlich echt scheiße aus", lachte der Wasserstoffblonde dann. Erneut legte sich dieses mulmige Gefühl über mich, doch ich winkte seine Worte nur schnell ab. "Na, da hat es sich wenigstens gelohnt, Jimin sein Haargel zu klauen", lachte ich gekünstelt.

Die anderen kauften es mir jedoch ab und stimmten sogleich mit ein. Ich verstummte derweil wieder. Dass ich scheiße aussah hatte schließlich nur einen Grund: Die Worte dieses komischen Typen. Und so sehr ich auch versuchte, das alles zu vergessen und einfach ganz normal meinen langweiligen Schultag zu durchleben, es funktionierte nicht. Sogar in Mathe klappte nichts so wie ich es wollte und unser Lehrer war kurz davor, mir eine Strafarbeit aufzugeben, dafür dass ich so schwachsinnige Ergebnisse von mir gab.

Als es schließlich zum Schulschluss klingelte, war ich mir sicher, dass das so nicht weitergehen konnte. Ich wollte mein langweiliges Leben zurück, ohne irgendwelche Gedanken, die in meinem Kopf schwirrten. Deshalb kam ich zu dem Entschluss diesen Penner auf jeden Fall erneut zu besuchen. Ja, ich würde ihn zur Rede stellen, was zur Hölle ihm überhaupt einfiel so etwas über mich zu sagen.

Forever blessed {VKOOK}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt