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Nein, ich hatte keine Ahnung, warum ich mich am nächsten Morgen um 5 Uhr von Taehyung hab wecken lassen, nur um mich in mein Haus zu schleichen und pünktlich zum ersten Läuten der Schulglocke auf dem Pausenhof zu stehen. Das alles ging mir gehörig gegen den Strich, denn am liebsten wäre ich von den ersten Frühlingssonnenstrahlen geweckt worden und hätte einen neben mir schlafenden Tae beobachtet. Was hätte ich nicht alles dafür gegeben, einen Morgen einfach mit ihm zu kuscheln und im Bett zu frühstücken, ihn in meinen Armen halten zu können und durch seine weichen Locken zu kraulen. Aber nein - Taehyung bestand ja felsenfest darauf, dass er nicht der Grund dafür sein wollte, dass ich die Schule so kurz vor meinem Abschluss schwänzte.

Deshalb stand ich also nun hier und hatte mich zu allem übel auch noch hinter einem Baum versteckt, nur um eine perfekte Sicht auf eine Gruppe Jungen zu haben, die sich lachend in die Arme fielen und angeregt unterhielten.

Ja, genau. Ich beobachtete gerade wirklich meine Freunde, wenn man sie überhaupt noch so nennen konnte, nach meinem filmreifen Abschied von Hoseok. Und warum tat ich das Ganze? Richtig, weil ich mir heute morgen von Taehyung, zusätzlich zu der Schul-Standpauke, anhören durfte wie dumm es doch von mir war, meinen besten Freund so anzulügen und dass er denselben Fehler damals bei Jin auch begangen hatte. Sie beide hatten sich nämlich tatsächlich vor einer gefühlten Ewigkeit in Madame Dubois kleinem Laden kennengelernt und bis dato wusste Jin nichts von Taehyungs Art Geld zu verdienen. Als Jin dann irgendwann herausfand, dass Taehyung ihn über mehrere Jahre angelogen hatte, war es um ihre Freundschaft nicht mehr wirklich gut bestellt und Tae musste sich echt ins Zeug legen, um das Model wieder auf seine Seite zu ziehen. (Das er Jin versichern musste, dass dieser auf seinen Bildern posieren durfte, hatte ich geflissentlich überhört - dieser Spinner.)

So kam es also, dass ich dem Lockenschopf tatsächlich schwören musste, dass ich versuchen würde, mit meinen Freunden und vor allem mit Hobi zu reden. Bei dem Anblick dieser auf dem Schulhof, zog sich mein Herz jedenfalls schmerzhaft zusammen. Ich konnte mir einfach noch immer nicht so richtig vorstellen, dass meine Freunde Tae akzeptieren würden - also warum dann mit ihnen reden? Sie waren die Badboys der Schule, rebellisch, eine gute Portion asozial und manchmal echt dämlich.

Aber sie waren immer für mich da gewesen.

Traurig ließ ich meinen Blick gen Boden sinken und krallte mich etwas fester in die Rinde des alten Baumes. Als ich meinen Kopf jedoch wieder anhob, traute ich meinen Augen kaum. Das, was sich in dem Moment unweit vor mir abspielte, ließ mich wirklich daran zweifeln, ob ich nicht doch noch schlafend in Taehyungs Bett lag und meine Fantasie sich ihre irren Szenarien zusammenreimte. Doch selbst nach mehrmaligem Kneifen verschwand der kleine Bondschopf, der sich unter die anderen drei gemischt hatte nicht. Und tatsächlich wurde er sogar kurz von ihnen in den Arm genommen oder ihm wurde neckisch durch die Haare gestrubbelt.

Wann hatte ich bitte verpasst, dass mein kleiner Bruder mit den Badboys abhing? Er war doch die letzten Tage immer für mich da gewesen... wie konnte er da - oh ich war ja gar nicht in der Schule. Von meiner eigenen Dummheit überrumpelt, schlug ich mir meine flache Hand gegen die Stirn, räusperte mich anschließend aber und richtete meinen Blick zurück auf die Gruppe. Sofort erkannte ich, wie sie alle bei bester Laune zu sein schienen. Yoongi und Hoseok neckten sich beide gegenseitig wie eigentlich schon immer und Namjoon, der Riese, hatte doch tatsächlich den kleinen Jimin unter seinem Arm begraben. Doch auch auf ihren Gesichtern prangte ein breites Grinsen - anscheinend ging es ihnen blendend.

Sie schienen mich wohl überhaupt nicht zu vermissen.

Augenblicklich sanken meine Schultern herab und ich fragte mich wirklich, ob ich mit ihnen reden sollte. Das war doch sowieso alles eine mehr als dumme Idee. Und nur weil Taehyung mir seine Liebe gestanden hatte, war ich ja nicht verpflichtet auf all das zu hören, was er mir sagte.

Forever blessed {VKOOK}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt