"Es tut mir leid?"

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"Das war mal eine Interessante Vorstellung. Und ein interessanter Abgang zugleich." bemerkte Mary.
"Das kann man wohl sagen." entgegnete der Timewalker.
"Aber jetzt weiter im Text. Warte. Hat er etwa sein Tagebuch vergessen?" fragte er.
Bei dem Wort "Tagebuch" erschien der "Autor" erneut, hob sein Tagebuch auf, das er wohl bei seinem "Abgang", wie Mary es formulierte, vergessen hatte und blickte peinlich berührt zu den beiden.
"Das hab ich wohl vergessen." schmunzelte er und steckte es schnell in eine Ledertasche. "Nun, wenn ihr mich entschuldigen würdet."
Die beiden nickten gleichzeitig und durch einen Fingerschnipser war er wieder verschwunden.
"Soll ich jetzt noch betonen, dass er seine Brille vergessen hat?" fragte der Junge hämisch grinsend.
Bei dem Wort "Brille" passierte genau das selbe wie gerade vor ein paar Sekunden.
Der "Autor" erschien, setzte sich seine Brille auf, sagte etwas wie "Danke. Aber jetzt muss ich wirklich gehen."
"Ja, ja, jetzt geh schon."
"Ihre Schuhe sind offen!" rief Mary ihn noch spaßeshalber hinterher, bevor der "Autor" wieder verschwand.
"Manno! Lasst mich gehen!" bettelte er.
"Okay. Du darfst gehen." entgegnete der Junge.
"Wirklich?" wollte der "Autor" wissen.
"Ja, und hör bitte auf dich wie ein kleines Kind zu benehmen. Du bist schließlich mehrere Hunderttausend Jahre alt." antwortete der Timewalker.
"Gut. Dann bin ich mal weg. Aber keine weiteren Scherze!" befahl er den beiden.
"Haben wir nicht vor." antworten die beiden ihm lächelnd.
"Au revoir." verabschiedete der Timewalker ihn mit einem Winken.
Nachdem der "Autor" wieder durch einen Fingerschnipser verschwunden war, atmeten beide auf.
"Er ist weg." seufzte beide gleichzeitig.
"Gut, zurück zur..." Der Weltenwanderer stockte.
"Was ist?" fragte Mary ihn.
"Hast du vorher das da schonmal gesehen?" wollte er von ihr wissen und deutete auf eine der vielen Wände, an der ein Satz eingeritzt war. Es schien so, als ob er mit einer Art Taschenmesser dort hineingeschnitzt wurde. Die Worte "Es tut mir leid." waren in einer schmutzigen Art und Weise eingeritzt.
"Was hat das zu bedeuten? Wer hat das da reingeschnitzt? Waren Sie das, Timewalker?" Die Frage klang fast nach einer Anklage.
"Ich gehe nicht in anderer Menschen Häuser und schnitze irgendwelche Sätze in ihre Wände. Ich war es nicht." entgegnete er ihr.
"Und Sie? Können Sie das nicht gewesen sein? Vielleicht eine Nachricht an einen Geliebten oder an jemanden, dem Sie verzeihen wollen?" wollte er jetzt von ihr wissen.
"Ich war es genau so wenig. Mir ist das bis jetzt noch nie aufgefallen."
"Aber natürlich ist das Ihnen nicht aufgefallen. Da ist schließlich ein Mittel aus fiktiven Geschichten, das sich "Plot-Hole" nennt." meinte er ernst. "Diese "Nachricht" ist plötzlich da, aber keiner weiß, woher sie stammt. Irgendwo hab ich das schon Mal gehört. Oder ich habe wieder die falsche Suchmaschine benutzt." murmelte er vor sich hin. "Nein, kein "Plot-Hole", bei einem "Plot-Hole" wird nicht weiter auf ein bestimmtes Detail eingegangen. Oder? Nee." murmelte er weiter.
"Oder?" fragte er sich selbst und schien ein Selbstgespräch zu führen.
"Nein!" antwortete er sich selbst, während er sich umdrehre und einen Schritt nach hinten machte.
"Oh, doch!" rief er und drehte sich mit einem Schritt nach vorne um.
"Nicht möglich, oder?" fragte er sich, während er sich mit einem komischen Gesichtsausdruck den Kopf rieb.
"Oh, doch." nickte er sich selbst zu.
"Werden Sie mir bloß nicht verrückt, ich brauche Sie nämlich!" rief Mary seinem Gespräch mit sich selbst dazwischen.
Es schien ihr, als würden sich zwei Personen gleichzeitig zu ihr umdrehen, aber nur der Timewalker drehte sich um und lächelte.
"Oh, ja. Ich hab's! Das ist brilliant! Brilliant!" rief er jubelnd.
"Was ist brilliant?" wollte sie erwartungsvoll wissen.
"Eine Nachricht aus der Zukunft. Aber natürlich! Irgendjemand muss Ihnen etwas angetan haben, oder in dem Fall wird Ihnen jemand etwas antun, sodass er in der Zukunft diese Nachricht schickt."
"Aber für was?"
"Es kann alles mögliche sein. Irgendetwas wird Ihnen von irgendjemanden in der Zukunft angetan, aber genau dieser Jemand zeigt Reue und will mit solchem Nachrichten wie dieser hier sich bei Ihnen entschuldigen. Doch ich habe keine Ahnung, was das sein kann.
Wie schon gesagt, es kann alles mögliche sein. Aber ich würde es gerne auf meinen Reisen im Hinterkopf behalten, um das Rätsel zu lösen. Wenn ich Ihr Problem gelöst habe, können Sie doch gerne mitkommen auf meine Reisen.
Die Odysseus hat immer einen Platz für Mitreisende frei."
"Was ist die Odysseus?" fragte sie ihn.
"Mein Raumschiff."
Sie sah ihn schief an.
"Glauben Sie etwa, ich teleportiere mich von einer Welt zur anderen? Das machen vielleicht andere Weltenwanderer, aber ich hab da lieber die abenteuerliche Version genommen. Das Schiff habe ich selbst zusammengebaut. Ein wahrer Hingucker, Ihr werdet schon sehen.
Aber passen Sie auf! Sie mag freche und unfreundliche Lebewesen nicht besonders."
Mary grinste. "Hört sich spannend an. Vielleicht werde ich auf Ihr Angebot zurückkommen. Nennen Sie mich Mary. Das ganze Gesieze bekommt mit nicht wirklich."
"Alles klar, Mary, dann lösen wir wieder dein Problem."

Die Weltenwanderer-Chroniken Band 1: Wer wir sind Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt