Jäger und Gejagte

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In der selben Nacht schliefen alle vier tief und fest. Der Timewalker drehte sich unruhig hin und her, er hatte wieder diese Träume. Erinnerungen aus seiner Vergangenheit tauchten vor seinem inneren Auge wieder auf. All die Menschen, mit denen er reiste, all die verschiedenen Kreaturen, Außerirdische und Abenteuer die er hinter sich hatte. Und wie jedes Mal sah er einen kleinen Jungen. Den Namen hatte er niemals gewusst, aber er wusste, wer er war. Er war es, an dem Tag, an dem er zum Weltenwanderer wurde.
"Z...!" rief eine weibliche Stimme. Sie war für einen kurzen Moment nicht zu verstehen. "Komm!" Er hatte immer noch keine Ahnung, warum er diesen Namen erhalten hatte. Warum auch immer er so hieß, war im schleierhaft. Der Junge folgte der Frau in ein Haus, welches mehr einem Planetarium ähnelte. Die Sterne hatten ihn schon immer interessiert, so wie auch seinen Eltern. Sein Bruder Jakob war älter als er selbst. Jakob durfte als erster der beiden zur "Andromeda-Weltraumakademie" für Sternenreisen und Erkundungen gehen. "Weißt du was, Jakob?" fragte der Junge seinen großen Bruder immer, wenn sie gemeinsam mit ihren Eltern am Esstisch saßen. "Irgendwann baue ich selber ein Raumschiff, und dann werde ich alle Planeten und Galaxien bereisen, die es im Weltraum gibt. Und du reist mit mir." erzählte er immer mit glänzenden Augen.
"Wir sind auf der Erde, Z..., im 23. Jahrhundert. Das Jahr 2291, um genau zu sein. Niemand hat so viel Geld, um ein eigenes Raumschiff zu bauen. Es ist zwar möglich, aber ich glaube, die Zeit kann niemand dafür aufbringen." ermahnte ihn sein Vater.
"Warum dieser Name?" fragte der Junge beleidigt.
"Was?" Sein Vater klang verwundert. "Z.... Warum habt ihr mich so genannt?" wollte er wissen.
"Es ist der Name der Sonne, die der Erde Licht und Wärme spendet. Die Transekaner haben uns das an der Akademie beigebracht." erklärte seine Mutter. "Und mich nach der Sonne benannt." beendete ihr Sohn den Satz.
Das nächste, was er sah, war als er einen kleinen, hell leuchtenden Brocken, der aus irgendetwas bestand, was ihm unbekannt war, auf ihn zu fliegen sah und sich an seinem Herzen fest zu setzen schien. Zuerst verfiel er in Panik, versuchte aber gleichzeitig, nicht laut zu sein. Er nahm einen Apfel in die rechte Hand, biss ab und legte ihn auf seinen Tisch. Als er dann seine Hand ein wenig bewegte, war die abgebissene Stelle verschwunden. Er drehte seine Hand nochmal, dieses Mal in die andere Richtung. Vom Apfel wurden viele Male Stücke abgebissen, bis nur noch der Rest von ihm übrig war, welcher langsam verschimmelte. Der Junge bewegte seine Hand wieder in die andere Richtung, so lange, bis nicht er wieder ganz war. Der Timewalker sah dem Jungen zu, wie er den Apfel noch einmal genau ansah, bevor er ihn zurück in den Obstkorb legte. Es war der 27. September 2291 und der Abend, an den er zum Weltenwanderer wurde.

"Timewalker!" rief eine weibliche Stimme und die Person hinter der Stimme rüttelte ihn aus dem Schlaf.
Er rieb sich die Augen, schüttelte seinen Kopf mit seinem langen Haare, die er sich länger gemacht hatte, indem er seine Haare um ein paar Monate altern ließ und stand langsam auf. "Was ist?" fragte er und gähnte laut. "Es ist fast 2:00 Uhr nachts. Warum weckst du mich?" Er wollte wieder ins Bett fallen und weiterschlafen, aber Mary hielt ihn davon ab. "Das Mädchen, Rose, sie ist plötzlich aufgewacht und hat wirres Zeug erzählt." versuchte sie ihm zu erklären. "Tote können nicht zum Leben erweckt werden oder leben plötzlich wieder. Das ist ein Ding der Unmöglichkeit." stritt er ihre Erklärung ab. "So unmöglich wie dass es Weltenwanderer gibt, die unsterblich sind und über übernatürliche Fähigkeiten verfügen?" fragte Mary nach und stellte den Jungen wieder gerade, der dabei war, kerzengerade zurück ins Bett zu plumpsen. "Guter Punkt." gab er zu, als der Timewalker wieder auf beiden Beinen stand. "Wo ist euer Geister-Mädchen Rose Tyler, die plötzlich von den Toten wieder auferstanden ist?" fragte er mit einer peinlich dramatischen Stimme und Gestik. "In der Küche und sie macht sich gerade Tee!" rief eine junge, weibliche Stimme aus der Küche. Heraus kam ein junges Mädchen, welches lange, struppige blonde Haare und braune Augen hatte. Sie hatte eine weiße große Teekanne mit Untersetzer in den Händen. Teekanne in der einen, Untersetzer in der anderen. "Irgendjemand auch Tee?" fragte sie in die Runde. Alle vier, die nun gemeinsam im Wohnzimmer standen, sahen sich gemeinsam an, und seufzten. "Das war's mit Schlaf für heute." meinte Sherlock und griff nach einer Tasse.
Nachdem sich jeder dazu entschieden hatte, sich eine Tasse zu holen und sie mit Tee zu füllen, begann Rose zu erzählen. "Ich bin nicht wie ihr vier. Ich komme aus einer anderen Zeit und von weit her." begann sie, wurde aber von dem Weltenwanderer unterbrochen. "Wenn du kein Weltenwanderer und kein einfacher Mensch bist, was bist du dann?" fragte er nach. "Ich bin ein Engel." erklärte sie. Der gesamte Raum war still. Keiner der vier anderen sagte ein Wort. "Wer auch immer mich vorgestern "erschossen" hatte, ist kein Mensch, sondern ein Jäger der Nox von Magallan. Er ist seit Jahren hinter mir her, immer erwischt er mich aufs neue. Immer wieder muss ich meinen Tod vortäuschen, sodass er denkt, dass ich wirklich tot bin. Doch er kommt immer schneller dahinter. Ich wusste, dass ich, wenn ich hier "sterben" würde, eine Chance bekommen könnte, herauszufinden, was der Grund dafür ist, dass ich gejagt werde. In verschiedenen Welten bin ich aufgetaucht und "gestorben" nur um dann immer wieder abzuhauen. Immer wieder vor der selben Person. Doch dieses Mal will er es wirklich für sich entscheiden. Weltenwanderer." Sie zitterte, als sie das letzte Wort aussprach. "Er erwähnte, dass er hier richtig sei, dass er auf jemanden warte. Damit seid ihr gemeint. Nur eine falsche Handlung und ihr seid ebenfalls geliefert, so wie ich. Dann wird man Euch jagen, foltern und töten, bis ihr um den Tod betteln werdet." Sie wurde ganz weiß im Gesicht. "Wisst ihr, was der Unterschied zwischen einem Engel und einem Weltenwanderer ist? Der Engel lebt bis zum Ende des Universums und stirbt dann mit ihm, der Weltenwanderer entscheidet, wann sein eigenes Ende kommt." erklärte sie, bevor sie bewusstlos zusammenbrach. "Warte! Was sind die Jäger der Nox?" wollte der Timewalker wissen, aber er bekam keine Antwort. "Sie braucht Hilfe. Irgendjemand muss sie beschützen, bevor es noch einmal dazu kommt, dass sie auf irgendjemandes OP-Tisch oder Seziertisch endet." bemerkte Mary. "Fällt dir irgendjemand oder irgendein Ort ein, an dem sie sicher wäre?" fragte Sherlock. "Hier kann sie auf jeden Fall nicht bleiben." meinte John. "Gibt es hier irgendwo eine Telefonzelle oder eine Art Telefon?" fragte der Weltenwanderer. "Die Treppe runter, aus der Tür raus, rechts steht eine Telefonzelle." sagte Sherlock, ohne ihn anzusehen. "Gedankpalast." erklärte John Mary und zeigte auf seinen Kopf. "Er speichert so wichtige Informationen ab, um dann jederzeit wieder darauf zugreifen zu können." Sie nickte. Der Timewalker ging aus dem Raum heraus auf die Straße und stand, wie ihm beschrieben, einer Telefonzelle gegenüber. Als er die Türe öffnen wollte, bemerkte er, dass sie verschlossen war.

"Wer schließt eine Telefonzelle ab? Wer hat den Gedanken: "Oh, eine Telefonzelle. Weißt du, was ich jetzt mache? Ich schließe sie ab!"" fluchte er, als er in seinen Taschen grub und etwas metallisches fühlte. Der Timewalker lächelte, als er wusste, was er gefunden hatte. "Was für ein Glück, dass ich dich habe!" jubelte er, als er das kleine metallische Ding, das einem Schlüssel ähnelte, in den Händen hielt. Er steckte ihn in das Schloss, das ihn abhielt, telefonieren zu können. Der Weltenwanderer packte seinen Schlüssel wieder in die Tasche und wollte gerade an den Hörer greifen, um eine Nummer einzugeben, als er Schritte hinter sich hörte. "Mary, was für ein Glück. Ich hab dir nicht gesagt, dass du mit Folgen darfst." seufzte er und drehte sich um. "Ich bin nicht Mary." antwortete ihm eine tiefe, männliche Stimme, bevor er einen brennenden Schmerz in der Brust spürte.

"Er sollte gleich wieder da sein." beruhigte Sherlock Mary, die aufgeregt hin und her ging. "Er braucht nur einen Moment alleine, um ihr einen sicheren Platz sichern zu können." erklärte er ihr. "Und er kann auf sich selbst aufpassen. Der Timewalker ist doch erst gerade aus der Tür hinausgegangen. Er ist gleich wieder da." Gerade hatte sie sich wieder beruhigt, schreckte aber durch etwas, was einem Schuss ähnelte, hoch und rannte zum Fenster. Sie sah einen schwarz gekleideten Mann mit etwas in der rechten Hand, was einer Schusswaffe ähnelte, und einen taumelnden Jungen. Wieder ein Schuss, noch einer und noch einer. Grüne Lichtstrahlen drangen in den Körper des Jungen ein, bevor er zusammenbrach. "NEIN!" rief Mary und wollte loslaufen, wurde aber von den beiden Männern abgehalten. "Wir können nichts dagegen tun!" rief John. "Er ist tot! Tut mir leid, aber dein Freund ist tot." versuchte Sherlock zu erklären.

"Schade, ich dachte, es würde mir mehr Spaß machen, dich zu foltern als diese Göre." lachte der unbekannte Mann. "Warum?" keuchte der Weltenwanderer, als sich seine Wunden langsam wieder schlossen. "Warum jagt ihr sie?" "Aus reinem Vergnügen." beantwortete ihm der Unbekannte seine Frage, bevor er sich umdrehte. "Das steckt hinter den Jägern der Nox? Ein Haufen sadistischer Außerirdischer, die aus Spaß ihre Opfer durch Welten und Zeiten Jagen, nur um sie dann zu quälen?" keuchte der Junge. Er brach wieder zusammen, als der Unbekannte wieder auf ihn schoss. "Wir sind nicht immer so gewesen. Das solltest du aber wissen. Der letzte Krieg hatte nicht nur die Weltenwanderer verändert, sondern das gesamte Universum. er hat uns gezeigt, wer wir wirklich sind und was wir sein müssen, um in diesem neuen Universum überleben zu können. Du hast uns alle in diese Lage gebracht, also richte nicht über mich, als ob ich der Bösewicht in dieser Geschichte wäre!" entgegnete ihm der Unbekannte und ging. "Ich bringe nur etwas in Ordnung. Rette alles Leben vor dem Ende aller Welten, das du heraufbeschworen hast. Bringe dich dazu, dass du um den Tod betteln wirst, sodass alles Leid ein Ende haben wird." "Verstehe. Dann versuch es doch. Los! Versuch, mir das Leben zu nehmen!" Der Mann lächelte ihn mit seinen spitzen Zähnen an. "Ich habe keine Angst vor meinem Tod! Los! Schieß!" Der Nox schoss, dann war Ruhe und nur Mary war am Fenster zu sehen, wie sie gegen es schlug und schrie. "Schade, anscheinend hattest du doch Freunde. Ich werde sie bald zu dir schicken."

Die Weltenwanderer-Chroniken Band 1: Wer wir sind Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt