Die Reise zurück

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Emilia war fassungslos und gleichermaßen überrumpelt. "Gerne, aber... ich kann niemanden heiraten, den ich noch nicht so lange kenne." antwortete sie verlegen. Sie überlegte. Könnten die Worte über stärkere Bindungen zwischen Weltenwanderern, die die selben Fähigkeiten besitzen, stimmen? Wenn ja, warum dann nicht gleich mit "Ja, ich will!" antworten und ihm vor Freude um den Hals springen? Und wenn es nicht stimmt? Sam war der erste, der ihr einen Antrag gemacht hatte. Sie stockte in ihrer Antwort.
"Selbst wenn nein, du bist die erste Prinzessin, die mir nicht feindlich gesinnt ist!" entgegnete Sam ihr. "Es stimmt, was ich gesagt habe. Ich habe es selber mitbekommen, wie zwei Freunde innerhalb von wenigen Tagen unzertrennlich geworden sind. Und die beiden waren Weltenwanderer mit ein und der selben Fähigkeit." erklärte er ihr.
"Hast du denn einen Ring?" wollte Emilia wissen und sah Sam fragend an. "Klaro! Ich hatte eigentlich einer anderen Prinzessin einen Antrag gemacht, aber ihre Antwort war ein paar Tage lang am Kreuz hängen und danach ab in die Höhle mit mir. Seitdem nennt man mich "Jesus"." scherzte der Weltenwanderer. "Den Ring hab ich mir dann wieder zurückgeholt, nachdem ich mich, nun ja, gebührend verabschiedet habe." Den letzten Satz betonte er besonders bei dem Wort "gebührend" so, sodass selbst ein Leihe gemerkt hätte, dass er sarkastisch war.
"Nun gut. Erspare mir den Rest deiner Geschichte." lachte Emilia und umarmte Sam. "Ich will!" rief sie erleichtert.
Danach küssten sich die beiden herzlich und lächelten sich lange an.
"Ich glaube, bevor wir uns in unser erstes gemeinsames Abenteuer stürzen, sollten wir nochmal nach Arakas zurück reisen und uns dort von allen verabschieden." meinte Liam, nachdem er und seine Verlobte Alia den beiden applaudieren.
"Schließlich können wir ja nicht einfach so abhauen." fügte er hinzu.
Alia nickte. "Das stimmt. Und wir müssen uns auch noch von allen hier verabschieden." fügte sie hinzu, nachdem sie die beiden umarmt hatte und Sam ein "Willkommen in der Familie." ins Ohr flüsterte.
Sam nickte. "Aber nicht heute. Wir brechen morgen früh auf. Dann können wir bei den Sternensängern Halt machen und sind dann einen Tag später wieder in Arakas." meinte er.
"Und nach allem, was heute passiert ist, wollen wir bestimmt alle noch genug schlafen, bevor wir abreisen." fügte Emilia hinzu und küsste Sam auf die Wange. "Nicht wahr, Sam?"
Sam nickte und gähnte. "Gute Idee." meinte er müde und gähnte nochmal.
Selbst Weltenwanderer mussten schlafen gehen, und das nicht kurz. Sie träumten oft davon, was als nächstes passieren könnte, oder wo es als nächstes hingehen wird. Doch das wurde von vielen anderen Lebewesen oft nur belächelt. "Das kann doch nicht sein. So einen Quatsch denkst du dir doch nur aus." hieß es immer und dann wurde über andere Dinge geredet.

Am nächsten Morgen reisten die vier unterschiedlich alten jungen Gestalten ab. Viele Tränen wurden von den Bewohnern und Bewohnerinnen von Kitar vergossen, und es wurde mindestens so lange "Auf Wiedersehen!" gerufen.
Doch die Abenteuerlust hatte alle vier gepackt und somit hörten sie schließlich nach einiger Zeit die Stimmen der Leute nicht mehr.
Die Reise zurück verlief genau so wie die Hinreise.
Bei den Sternensängern wurde abends halt gemacht und sie alle sangen, bis der Vollmond sich in seiner vollen Pracht zeigte.
Dann aber wurde es für die vier dann doch besonders.
Emilia, Sam, Liam und Alia wurden nach vorne gerufen und sie verbeugten sich alle vor der Ältesten.
"Íis sala, íis nala, áala strama nu äagais nala sun dramet astaríi itúu."* sagte die alte Stimme der Ältesten.
"Stráa afíid."** entgegnete Sam, verbeugte sich sah sie froh an. Die anderen drei machten es ihn nach.
Danach applaudierten alle aus dem Dorf und riefen ihnen Glückwünsche zu.
"Was ist passiert, wenn ich fragen darf?" fragte Emilia nach, nachdem sie sich wieder in den Kreis zurück stellten.
"Wir wurden zu Sternensängern ernannt." antwortete er und strahlte stolz. "Das ist eine besondere Ehre." erklärte er ihr und lächelte. "Das passiert nur in den seltensten Fällen." fügte er hinzu.
Emilia war begeistert. "Du verstehst ab nun ihre Sprache." fügte Sam hinzu. "Denn Sternensänger sprechen in der Sprache der Welten. Diese hast du bereits auf unserer Reise nach Kitar gehört."
Sie hielten Hände und wurden sofort von einigen weiblichen Sternensängern angesehen. Diese planten scheinbar etwas, denn plötzlich wurden sie in die Mitte der Veranstaltung gestoßen und standen voreinander.
"Das Paar soll zu den Sternen singen. Welches Lied auch immer, aber es soll zu den Sternen gerichtet werden." Die beiden lächelten sich an, dann fingen sie an zu singen.
Das Lied hatten sie sich während der Reise nach Kitar ausgedacht und handelte von Gemeinsamkeit, Liebe, Freude, den Welten und den Sternen.
(Dazu werde ich sehr wahrscheinlich noch einen Text schreiben, der ein wenig wie ein Disney-Song klingen würde.)
Als sie fertig waren, sahen sie sich an und lächelten.
Dan fiel Applaus.
"So ein schönes Lied habe ich noch nie gehört." entgegnete Alia den beiden und umarmte ihre Schwester.
"Das haben wir uns ausgedacht, als wir nach Kitar reisten." erklärte Emilia und lächelte zufrieden. "Ich hatte mit der ersten Zeile angefangen, dann stieg Sam mit ein. Und am Ende hatten wir ein wunderbares Duett erschaffen." erklärte Emilia.
Die vier übernachteten in einem der vielen Zelte, zwei der vier Betten wurden sofort neben das Bett des jeweiligen Partners oder der jeweiligen Partnerin gestellt und alle erzählten noch vielen spannende und witzige Geschichten, bevor sie alle in die tiefe Welt der Träume gezogen wurden.

Am nächsten Morgen wurden die jungen vom Gezwitscher der Vögel geweckt und standen alle nach einander auf, wuschen sich, zogen sich an und machten den Karren fertig zur Weiterreise.
Von allen Bewohnern wurden sie gebührend verabschiedet und schon nach kurzer Zeit war das Dorf hinter dem Horizont verschwunden.
Sam, Liam, Emilia und Alia sangen und erzählten des gesamten Tag Geschichten und dachten sich gemeinsam Lieder aus, die sie zum Schluss im Quartett sangen.
Am selben Abend kamen sie vor dem Stadttor der Stadt Arakas an. Alia und Liam waren erstaunt, als sie die vielen Menschen, die den Wagen umrundet hatten, sahen.
"So früh schon zurück?" fragte eine Stimme, die Sam nur zu gut bekannt vorkam.
Es war der selbe kleinwüchsige Mann, der ihm überhaupt nichts ernst genommen hatte, was auch immer er sagte.
"Hattet ihr Erfolg?" hakte er nach.
"Ja. Hier sind Prinz Èste und meine Schwester Alia aus Kitar." entgegnete sie ihm. "Nun, Duke von Sniffeltown..." wollte Emilia fortfahren, wurde aber unterbrochen. "Es heißt Sniffelton!" rief der Zwerg und tobte. "Wann versteht jemand das endlich?" schrie er aus lauter Kehle, sodass es jeder hören kann. "Du..." er zeigte auf Sam und dann auf Emilias Hand, an deren linker Ringfinger sich der Verlobungsring für sie befand. "WAS HAT DAS ZU BEDEUTEN?" schrie er.
"Wir sind verlobt." entgegnete ihm der Weltenwanderer ohne sein Gesicht zu verziehen. "Was ist daran so schlimm?"
"Das ist eine Schande für das Königreich!" rief der Zwerg und wurde mit jedem Wort roter und roter.
"Dreh die Hand um 180 Grad und da hast du die Schande." fügte Emilia Sam kalt hinzu.
Dann fuhren sie weiter zum Schloss.

Die Weltenwanderer-Chroniken Band 1: Wer wir sind Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt