Am nächsten Morgen ging es los. Die Pferde wurden an eine Kutsche gespannt und alle waren bereit zur Abreise. Der Prinzessin und dem Weltenwanderer wurden Glückwünsche und Wünsche für eine gute Reise hinterher gerufen, nachdem die beiden den Bewohnern der Stadt alles erzählt hatten. Langsam setzte sich das Gefährt in Bewegung. Sam übernahm die Zügel, während Emilia neben ihm saß und noch eine ganze Weile lang den Bewohnern von Arakas hinterher winkte. Nach einer kurzen Zeit verließen sie das Stadttor und befuhren eine weite, flache Graslandschaft mit einer langen Straße. Es war lange Zeit still, bis Emilia und Sam anfingen, sich über alles mögliche zu unterhalten.
"Also, was ist nun dieses Harry Potter?" fragte sie neugierig und hörte Sam aufmerksam zu, als er versuchte, alles in einer Kurzversion wiederzugeben. Er begann zu erzählen: "Harry Potter ist eine sieben Teile lange Buchreihe aus der Welt, die man auch Erde nennt. In ihr wird einem Kind mit dem Namen Harry Potter erzählt, dass er ein Zauberer ist. Daraufhin besucht er gemeinsam mit vielen anderen jungen Zauberern eine Zauberschule mit dem Namen Hogwarts. Dort erlebt er viele spannende Abenteuer und findet auch vieles über sich heraus." "Zum Beispiel?" fragte Emilia nach. "Dass er damals fast von einem dunklen Zauberer namens Voldemort umgebracht worden wäre, hätte sich seine Mutter nicht aus Liebe zu ihm geopfert. Seitdem trägt er eine Narbe in Form eines Blitzes an der Stirn, welche verflucht ist, denn immer, wenn er spürt, dass Voldemort irgendetwas tut oder in der Nähe ist, fängt sie an zu schmerzen." erklärte er ihr. Emilia strich sich eine ihrer blonden Strähnen aus dem Gesicht. "Das ist hart." antwortete sie. "Oh, ja." fügte Sam hinzu. Sie verließen die große, flache Landschaft und fuhren nun durch einen dichter werdenden Wald. Auf der linken Seite war die Sicht auf die Umgebung noch vorhanden, auf der rechten Seite nach und nach nicht mehr. Es schien Herbst zu sein, denn viele bunte Blätter lagen auf der Straße oder fielen von den Bäumen. Die Aussicht wurde weiter verstärkt, da der Weg nun bergauf führte und man nun auch viel mehr als vorher sehen konnte.
"Davon sollte man ein Bild malen und irgendwo an die Wand hängen." dachte sich Sam und war beeindruckt. "So etwas sieht man nicht oft." meinte er. Emilia nickte. "Warte, bis die Sonne unter- oder aufgeht. Dann ist es noch viel beeindruckender." fügte sie hinzu. "Das glaube ich gerne." entgegnete Sam und lächelte. Er fühlte einen Hauch von Entspannung und Freiheit, als ob er von allen Sorgen ablassen könnte. Sam fühlte den Wind in seinen Haaren und auf seiner Haut, die Wärme der Sonne und hörte der Umgebung zu. Weiter weg konnte er es rascheln hören. Ein Eichhörnchen schien über das auf den Boden gefallene Laub zu laufen und kletterte einen Baum hoch. Von weiter weg konnte er mehrere Eulen rufen hören. Sam übergab Emilia die Zügel, lehnte sich zurück und sah zum Himmel. Mehrere Bussarde, anscheinend eine Familie, zogen über den Himmel und kreisten in der Luft. Er konnte eine Nachtigall singen hören, von weiteren hörte er eine Drossel eine Eichel an einen Felsen schlagen. Es war alles so friedlich, wie er es lange nicht mehr kannte. Er erinnerte sich zurück an die Zeit, als er gemeinsam mit mehreren Eingeborenen einer anderen Welt am Lagerfeuer saß und mit ihnen zu den Sternen sangen.
Sam holte seinen "Walkman" aus seiner Manteltasche und wollte sich gerade beide Kopfhörer in die Ohren stecken, da wurde Emilia auf den ihr unbekannten Gegenstand aufmerksam. "Was ist das?" wollte sie wissen. In ihren Augen tummelten sich Neugier sowie ein wenig Furcht. Es war ihr nicht zu verübeln, dass sie ein wenig Unbehagen spürte, als Sam dieses für sie unbekannte Ding aus seiner Tasche holte. "Das nennt sich "Walkman". Auf ihm befinden sich sehr viele Lieder und Musikstücke aus allen Welten, die ich bis jetzt bereist habe. Doch die meisten der Lieder stammen von der Erde." erklärte er und reichte ihr einen Kopfhörer. "Was soll ich damit tun?" fragte sie irritiert. Sam lächelte, als er die Frage antwortete. "Steck ihn dir ins Ohr. Keine Angst, dir passiert nichts." Gesagt, getan. Emilia steckte sich den Kopfhörer in ihr Ohr und wartete. "Und was jetzt?" wollte sie wissen. "Jetzt zeige ich dir, was alles an Musik auf diesem Ding vorhanden ist." entgegnete Sam und lächelte. Er tippte auf das Display, und machte irgendeinen Song aus seiner Favoriten-Liste an. Er suchte sich "Somebody to love" von Queen heraus und startete das Lied.
Sofort wurde Emilia von den Stimmen der Bandmitglieder begrüßt. Sie hörte dem Lied zu und war begeistert. "Können wir noch eines hören?" fragte sie aufgeregt. "Klar. Ich hab einen ganzen Haufen an Liedern auf dem Ding!" entgegnete Sam aufgeweckt und wählte "Power of Love" aus. Bis zum Abend waren die beiden damit beschäftigt, gemeinsam Musik zu hören. Immer wieder wiederholten sich die selben Lieder und am Schluss sangen die beiden gemeinsam zu jedem Lied mit. Selbst bei Liedern wie "Let it go" oder "Always look on the bright side of Life" machten sie nicht Halt. Es lag ein Moment der Freude und Melancholie in der Luft, welcher nicht so schnell verfliegen wollte.
"I would do anything for love!" sangen die Beiden mit lauter Stimme. "I would run to Hell and Back!" Ihre Stimmen waren in weiter Ferne zu hören, doch ihnen machte es überhaupt nichts aus. "Weißt du, es gibt nichts besseres, als mit einem Freund durchgehend Dinge zu tun, die beiden gefallen." bemerkte Sam. "Das stimmt. Es gibt nichts besseres, als mit einem Freund die Nacht durch singen zu wollen." entgegnete Emilia. "Weißt du, manchmal denke ich, das gesamte Leben ist wie ein Film." meinte Sam. "Ich hab keine Ahnung, was das sein soll." lachte Emilia. "Ich auch nicht!" entgegnete er als er "Jump" von Van Halen startete. Als es endete, war die Sonne gerade dabei, unterzugehen. "Sollen wir hier stoppen?" fragte Sam. "In der Nähe gibt es ein Dorf der "Sternensänger". Sie sind den Einwohnern aller Reiche aufgeschlossen. Die Dörfer sind die einzigen Orte, an denen gemeinsam Frieden herrscht und somit keiner den anderen angreift." antworte Emilia ihm und gab Sam die Zügel in die Hand. "Wir sind gleich da!" fügte sie hinzu.
Sam beobachtete Emilia genauer. Sie war in einem hellblauen Kleid gemeinsam mit ihm abgereist und sah einfach atemberaubend schön aus. In ihren gletscherblauen Augen spiegelte sich der Sonnenuntergang und ihre blonden Haare hatte sie zu einem langen Zopf geflochten. Sie strahlte, als sie ihm von dem Dorf erzählte, und man sah ihr an, das dieser Ort für sie wie eine zweite Heimat sein musste. Plötzlich rief sie: "Wir sind da!" und Sam stoppte im selben Moment. Vor ihnen war ein großes Tor, an welchem zwei Einwohner gerade noch in ein Gespräch verwickelt waren. Sie sahen auf und erkannten die Prinzessin sowie den Weltenwanderer sofort. "Seid gegrüßt, Kronprinzessin Emilia Arakas und Weltenwanderer Sam Wintertale!" riefen sie und sofort wurde der Wagen von vielen Menschen aus dem Dorf umgeben. "Willkommen in Saalstatt." begrüßte sie der Älteste.
DU LIEST GERADE
Die Weltenwanderer-Chroniken Band 1: Wer wir sind
Science FictionDie Geschichten aus den "Weltenwanderer-Chroniken" handeln von den Abenteuern verschiedener "Weltenwanderer". "Weltenwanderer" sind Menschen mit magischen Fähigkeiten und einer unendlichen Lebensspanne. Ihre "Spezialitäten" liegen in verschiedenen B...