Eisprinzessinen-Training mit Sam

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"So, nachdem du quasi "die Wahrheit verdaut" hast, können wir die ersten Schritte deiner Ausbildung einleiten. Ich werde bei dem Trainieren deiner Fähigkeiten dein Lehrer sein und dir alles beibringen, was ich dir beibringen kann." erklärte Sam Emilia, die ihm aufmerksam zuhörte. "Wir fangen am besten mit den Grundlagen an."

"Warte. Jetzt sofort?" fragte sie ihn sichtlich verwundert. "Ist das nicht ein wenig früh?"

"Du kannst natürlich anfangs auch einfach dich selbst austesten, aber das würde viel mehr Zeit in Anspruch nehmen." antwortete Sam, der nun mit einem komplett schwarzen Outfit und Trenchcoat vor ihr stand. In seinem Gesicht befand sich eine schwarze Sonnenbrille. "Du musst deine Kräfte nicht nur kontrollieren, du musst sie verstehen. Du musst verstehen, wie sie funktionieren, wofür du sie einsetzt und wie weit du mit ihnen gehen kannst oder darfst. Für jede Fähigkeit gibt es Grenzen, die man aber in diesem Falle nicht überschreiten darfst, da es sonst weitreichende negative Konsequenzen geben wird." erklärte er ihr, während er in dem riesigen Raum hin und her ging.

"Können wir das nicht in einem anderen Raum machen?" fragte Emilia.

"Klar können wir das." Sam lächelte. Gleich darauf hin schien der Boden sich zu bewegen und die Prinzessin fühlte sich, als ob sie an einen anderen Ort gezogen werden würde. Einen Augenblick später befanden sich die beiden in einer riesigen, menschenleeren Halle.

"Wie habt ihr das gemacht?" fragte sie ihn verwundert und zugleich begeistert.

"Ich habe an einen anderen Ort im Schloss gedacht und habe uns dorthin befördert." erklärte er ihr. "Du musst wissen, Everwhere ist die Ausbildungsstelle für Weltenwanderer und eine einzige riesige "Zauberschule", in welcher man nicht nur seine Hauptfähigkeit, sondern auch andere magische Fähigkeiten trainieren und erlernen kann. Das hier ist eine der einfacheren Dinge die man lernt."

"Das muss ich sofort ausprobieren. Wie war das? An irgendeinen Ort denken?" fragte sie nach.

"Genau." Sam lächelte. "Denk einfach fest an diesen Ort und stell dir vor, du rennst mit einer Wahnsinnsgeschwindigkeit darauf los."

Im selben Augenblick befand sich Emilia auf der anderen Seite des Raumes. Sie strahlte vor Freude.

"Gibt es dafür Einschränkungen in der Entfernung?" wollte sie wissen. Sam antwortete ihr blitzschnell, als ob er diese Frage erwartet hätte.

"Nein, es gibt keine Einschränkungen. Allerdings musst du dabei an einen Ort denken, Personen gehen leider nicht." antwortete er. "Bei Personen gibt es andere Regeln."

"Wollen wir mit etwas einfachem beginnen?" fragte Emilia begeistert, nachdem sie sich ein paar Dutzend Male hin und her teleportiert hatte.

"Ja. Ich zeige dir die Grundsätze der Eis-Kontrolle." antwortete er. "Dabei gibt es Regeln: Denke an etwas positives, dann an etwas, was du erschaffen willst, an ihre Kontur, Oberfläche, Volumen, einfach an alles. Und drittens: Handle nicht aus Furcht oder Angst. Du musst unbedingt an etwas positives denken!" erklärte er ihr mit einem strengen Tonfall. "Los, erschaffe eine Eissäule!"

Sofort dachte Emilia an eine ihrer vielen Erinnerungen, die sie mit ihrer Schwester hatte, stellte die Form der Säule vor, ihre Kontur, ihr aussehen und hob einen ihre Arme. Augenblicklich erschien vor ihr eine mehrere Meter hohe Säule aus purem Eis.

"Nicht schlecht! Nochmal!" rief Sam und staunte. "Sie ist nicht schlecht." dachte er. "Ich musste dafür Jahre lang lernen."

Wieder erschien eine diesmal höhere Säule direkt vor Sam. Er sah zu ihrer Spitze und lächelte. "Sehr gut, aber an der höhe musst du noch feilen. Nochmal!" rief er.

Emilia dachte wieder an eine ihrer schönsten Erinnerungen, die sie heraussuchen konnte, dachte an die Eissäule, ihre Kontur, ihre Höhe und strahlte, als sie die vier Meter hohe Säule aus purem Eis vor ihr sah.

"Hast du an die Höhe gedacht?" fragte Sam nach.

"Ja." antwortete Emilia knapp. "An die Höhe, die Kontur, an alles."

"Dann kannst du ab jetzt die Grundlagen."

Emilia war baff. Verwundert sah sie ihn an. "Wie denn? Das wars schon?" fragte sie ihn.

"Wie ich schon sagte, du kannst jetzt die Grundlagen. Diese drei Schritte gelten für alles, was du erschaffst. Und ebenfalls, wie du beschworene Gebilde wieder verschwinden lassen kannst." antwortete er. Sam öffnete seine Hand. Augenblicklich erschien ein Stab aus Eis in seiner Hand, den er nun mit seinen Händen herumwirbelte. "Jetzt erschaffe einen Stab, wie ich ihn hier in meiner Hand halte." sprach er und machte mit seinen Händen sichtbar verständlich, dass sie sich nun versuchen sollte. Emilia schloss die Augen, sie dachte an die Kontur und Länge des Stabes, sowie wieder an eine glückliche Erinnerung. Im nächsten Moment lag ein langer, blauer Stab aus puren Eis in ihrer Hand. Sie sah ihn genauer an. Das blaue Licht erinnerte sie an das Eis, dass sie nur von Gletschern kannte.

"Sehr schön. Halt ihn bitte mit beiden Händen fest." bat er sie. Emilia tat wie er es wollte. Sie nahm den Stab in beide Hände und sah Sam in die Augen. Er holte plötzlich mit seinem Stab aus und schlug mit einem starken Schlag Emilias Stab in viele Teile. "Er ist zwar schön, aber nicht sonderlich stabil. Versuch ihn das nächste mal härter zu machen." befahl er. Ein paar Sekunden später hielt Emilia wieder einen Stab in ihren Händen. Sam schlug zu und der Stab zerbrach erneut. "Noch härter!" rief Sam. Dies ging ein Dutzend Male so weiter, bis beide Stäbe aufeinander krachten, ohne dass einer der beiden bei dieser Wucht zerbrach. "Sehr schön." lobte Sam die Prinzessin. "Er ist nun nicht nur schön, sondern auch um ein vielfaches härter als dein erster. So funktioniert das mit allen Gegenständen und Dingen, die du erschaffst. Du kannst Gegenstände nicht nur erschaffen, sondern nun auch formen und ihre Eigenschaften bestimmen." Er klatschte in die Hände. "Das Weltenwandern muss ich dir nicht beibringen, das liegt dir bereits im Blut, seitdem du ein Weltenwanderer geworden bist." erklärte er. "Was ist mit den Regeln?" wollte sie wissen. "Die hab ich dir doch schon erklärt. Zugegeben, ich habe dir eine Regel nicht erklärt. Und zwar, dass du auf keinen Fall zu weit gehen solltest. Es gibt Weltenwanderer, die die Regeln gebrochen haben, sei es bewusst oder unbewusst, aber auf ihnen lasten die schweren Konsequenzen ihrer Taten." erklärte er. "Und wie weit darf ich mit meinen Kräften gehen?" fragte sie ihn ängstlich. "Du darfst auf keinen Fall eine Welt vollkommen einfrieren. Deine Kräfte in einem zu großen Maße zu gebrauchen, das ist dass, was du niemals tun darfst!" erklärte er ihr mit einem strengen Tonfall. "Ich will nicht noch jemanden in meinem Freundeskreis haben, der zu weit gegangen ist." Seine Stimme war leicht traurig. "Nicht noch ein zweites mal." Sam setzte sich. "Das ist genug für einen Tag!" rief er laut. "Zeit aufzuräumen!" Er klatschte in die Hände, alle Säulen und andere Gebilde aus Eis verschwanden in einem Atemzug.

Die Weltenwanderer-Chroniken Band 1: Wer wir sind Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt