Kommst du mit?

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"Ganz im Ernst, was bist du?" fragte Mary den Weltenwanderer.

"Ich? Ich bin ein Weltenwanderer. Ich tanze auf den Sternen und reise von Welt zu Welt, besiege mächtige Feinde und erlebe spannende Abenteuer. Dafür hat man mir Unsterblichkeit gegeben." erklärter er ihr.

"Unsterblichkeit? Du kannst nicht sterben?" fragte sie ihn verwundert.

"Nur dann, wenn ich es von Herzen wollte." antwortete er ihr. "Ich bin aber unter anderem auf der Suche nach jemanden."

"Nach wem?" wollte Mary wissen.

"Nach einem der siebzehn Götter." erklärte er ihr. "Ursprünglich gab es zwanzig von ihnen. Odin war der erste, der vom Weg eines Gottes abkam. Er hinterging die restlichen neunzehn, in dem er zwei von ihnen, Balder und Amon, das Leben nahm. Danach brach das Ragnarök aus, bei euch bekannt als das Ende der Welt. Es war ein grausamer Kampf. Der Heimatort der Götter, Evermore, wurde zerstört, doch Odin verlor und wurde in die Tiefen des finstersten schwarzen Lochs, den Tartarus, geworfen und verbannt. Es begann eine Zeit des Friedens. Die Götter erkannten, dass sie allein nicht die Kraft hatten, Odin noch einmal gegenüber zu treten, deshalb schlossen sie einige ihrer Kräfte in den Überresten der zerstörten Welt ein. Von diesem brechen bis heute immer noch einzige kleine Splitter ab. Wenn diese in Berührung mit einem Lebewesen kommen, wird aus diesem ein Weltenwanderer, ein Kind Evermores. Die Götter wurden leider untätiger, und vergaßen die Aufgaben, die sie hatten. Stattdessen sollten sich die neuen Weltenwanderer um diese kümmern. Das gefiel einem der Götter, dem "Gott der Zeit" gar nicht, und er verschwand. Seitdem hat ihn niemand mehr gesehen. Viele sagen, dass er vom Antlitz aller Welten verschwunden ist, andere behaupten, dass er seine Kraft in einen Nachfolger übertragen hat und danach starb, und andere zweifeln seine Existenz an. Ich bin einer derjenigen, die glauben, dass er irgendwo da draußen sein muss. Deshalb suche ich nach ihm."

"Du schmeißt ganz schön mit begriffen der griechischen und nordischen Mythologie um dich." meinte Mary lachend.

"Wenn du wüsstest." grinste der Weltenwanderer. "Ich lebe seit ungefähr siebenhundert, achthundert oder neundhundert Jahren, und immer, wenn ich jemanden davon erzähle, meinen die immer das selbe."

"Wenn du meinst." lachte sie. "Neunhundert Jahre sind eine verdammt lange Zeit. Was macht man da die ganze Zeit über?" fragte sie ihn.

"Die meiste Zeit studiert man alles, was das Universum hergibt." erklärte er ihr. "Es wird unter anderem den Weltenwanderern beigebracht, wie man seine Kräfte kontrolliert, und ebenfalls, wie man trotz der langen Lebenszeit nicht durchdreht. Glaub mir, wenn ich dir sagen würde, dass du unsterblich wärst, hättest du keine Ahnung, was du tun sollst, da du mit der Information nicht klar kommen würdest. Einige haben sich mehrere male hintereinander versucht, das Leben zu nehmen, ich bin da kein Einzelfall."

Ein Schauer lief ihr den Rücken hinunter. Sie schluckte.

"Keine Sorge, ist nur halb so schlimm. Ich hab's nach kurzer Zeit akzeptiert. Andere haben Jahrzehnte oder Jahrhunderte gebraucht, bis sie sich damit abgefunden haben, dass sie nicht sterben und altern können." beruhigter er sie.

"Man altert nicht?" fragte sie, und klang noch beunruhigter als zuvor.

"Ja, ab dem Alter, mit dem man in Berührung mit einem Splitter Evermores kommt, altert man nicht mehr. Komischerweise ist das bei den meisten im jugendlichen oder früherwachsenen Alter so. Hat wahrscheinlich was mit Entdeckersinn oder so zu tun. Da haben wir Weltenwanderer keine Ahnung zu." versuchte er sie zu beruhigen.

"Das ist ja schrecklich." meinte sie.

"Für Menschen wie dich ist das schrecklich, aber stell dir vor, du besitzt die gesamte Zeit die selbe körperliche Stärke und kannst diese um ein vielfaches vergrößern, da du körperlich nicht älter wirst und somit auch nicht schwächer werden kannst. Ich weiß, der Satz ist lang und kompliziert, aber stell dir das mal vor!" Der Weltenwanderer klang begeistert. "Stell dir mal vor, was du in dieser unendlich langen Zeitspanne alles erledigen und erleben kannst!"

"Ehrlich gesagt will ich lieber sterblich sein und irgendwann enden." entgegnete sie ihm.

"Wow, du bist die erste, die mir sofort mit so etwas entgegnet hat. Bravo." gratulierte er ihr. "Im Ernst, bravo." Er klatschte mehrere Male in die Hände. "Bravo."

"Danke." sie klang mehr oder minder begeistert.

"Ach verdammt!" rief der Weltenwanderer laut aus.

"Was ist?" wollte Mary McAvery wissen.

"Ich habe wichtige Dinge in Area 51 vergessen!" Er klang gar nicht begeistert. "Ich hoffe, die Leute, die da jetzt sind, versuchen nicht, irgendeinen Blödsinn damit anzustellen!"

"Warte mal. Area 51? Die Area 51? Was willst du denn da?" Mary war offensichtlich geschockt.

"Da steht die Odysseus. Mein Raumschiff, von dem ich dir erzählt habe." Er klang beunruhigt. "Ich muss da hin. Kommst du mit?"

"In die Area 51? Klar komme ich mit!" rief sie freudig aus.

"Gut, dann ab dafür." meinte der Weltenwanderer. Er hob beide Arme und formte mit ihnen ein riesiges Rechteck, aus dem ein riesiges Tor entstand. Er öffnete es und sagte zu Mary: "Komm in dein erstes richtiges Abenteuer!"

Die Weltenwanderer-Chroniken Band 1: Wer wir sind Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt