Sam und Emilia hatten ihre Sachen, die sie für ihre lange Reise mitgenommen hatten, in einem großen Zelt untergebracht. Es war geschmückt mit Federn von allen möglichen Vögeln, die es in dieser Welt gab und das "Dach", wenn man es so nennen konnte, war ein tiefschwarzer Sternenhimmel, auf dem jeder einzelne Stern seine eigene Form hatte und unterschiedlich hell leuchtete. Von weitem hörten die beiden Gesang. Sam lächelte, da er diese Gesänge schon öfters gehört hatte und ihre Sprache sowie ihre Bedeutung verstand. "Sie preisen die Schönheit der Sterne." erklärte er Emilia, die sich gerade umzog. "Kannst du mal kurz wegschauen?" fragte sie ihn ein wenig beschämt. "Ich weiß nicht, ob du mich nackt sehen willst." "Ich kann kurz verschwinden, wenn du willst." entgegnete Sam ihr hastig. "Ich dreh mich kurz um. Sag mir, wenn du fertig bist." fügte er hinzu. Emilia zog sich währenddessen ein neues Kleid an. "Fertig." sagte sie und drehte sich zu ihm um. "Nur die nähte sitzen noch nicht so ganz. Kannst du mal?" Sam drehte sich um. "Okay, was soll ich tun?" fragte er. "Zieh die beiden Stränge hier einfach nur zu und knote sie fest." meinte Emilia. Gesagt, getan. Nicht mal einen kurzen Augenblick später war die einfache Aufgabe erledigt und Emilia drehte sich um. Statt dem Kleid, das sie zuvor trug, trug sie nun ein dunkelblaues, langes Kleid mit einem Sternenmuster, dass sich über ihr gesamtes Kleid zog. "Das ist wunderschön." meinte Sam sprachlos. "Danke." antwortete sie leise. "Kannst du das wiederholen?" fragte Sam nach, da er die Antwort scheinbar nicht gehört hatte. "Ich sagte..." wiederholte sie, als der "Eingang" geöffnet wurde. "... danke." beendete sie den Satz. "Ala níil nu sama!" meinte ein junges Mädchen. "Was sagte sie?" fragte Emilia. "Das war die Kurzversion von "Beeilt euch endlich, ihr verpasst die Feier!" "Sie kicherte. "Níil kalaéa nestíi." entgegnete er dem Mädchen. ""Wir kommen sofort zum Fest"", erklärte er. "Die Sternensänger haben ihre eigene Sprache, müsst ihr wissen." "Ich bin schon ein paar mal, als ich jünger war in diesem Dorf gewesen. Ich hatte die Sprache aber nie verstanden." entgegnete sie ihm. Sie folgten dem Mädchen nach draußen, wo alle gespannt auf die beiden warteten. "Íis nalà no silíia, ka íis salà sa ashtíi." "Was sagen sie?" flüsterte Emilia. ""Wir grüßen die Prinzessin des Eises, sowie den Prinzen des Eises und Weltenwanderer."" übersetzte er. "Nal silíi as salindru istaríi ashtista." "Und wir grüßen die Sänger der Sterne und Welten." erklärte er ihr leise. (Ich werde nicht die ganze Zeit die Sätze übersetzen. Die Übersetzung steht dann, solange ich sie nicht vergesse, am Ende der einzelnen Teile des Kapitels. Es werden noch eine Menge fremder Sprachen erscheinen, die von anderen fiktiven Sprachen inspiriert sind.) "Istaríi sal agom negtith hal akùm ahklahan. Deh de sumaristàad il istala." "Den Sternen sei gedankt, dass wir heute erschienen sind. Die Sonne soll euch bis in die Nacht begleiten und niemals vergehen." entgegnete Sam der Ältesten. Sie nickte erfreut, dann verbeugte sie sich vor Emilia. "Es freut uns, dass Ihr uns besucht. Was verschafft uns die seltene Ehre?" fragte sie.
Emilia begann zu erzählen. Sie erzählte von ihrer Begegnung mit Sam, wie sie zur Weltenwanderin wurde, wie sie in den Grundlagen trainiert wurde und von ihrer Reise, um ihre verlorene Schwester zu suchen. "Ihr habt einen langen und schweren Weg vor euch." meinte die alte Dame und lächelte. "Es freut mich, euch auch in dieser Welt begrüßen zu können, íis salà. So wie es aussieht, seid Ihr ihre Begleitung?" wollte sie wissen. "Das stimmt, älistáa. Ich bin ihre Begleitung, und zur Zeit auch ihr Mentor in Sachen Weltenwanderer sein." erklärte er ihr. "Ihr kennt euch?" fragte Emilia und sah zu Sam. "Im gewissen Sinne. Die Sternensänger nutzen ihren Gesang nicht nur, um die Sterne zu preisen und zu loben, sondern auch als Verbindung zu allen anderen Welten. Wenn sie singen, entsteht eine einmalige Verbindung zu allen Welten. Und wir haben Glück, dass genau jetzt wieder die Zeit ist, in der die Gesänge sich häufen. Manchmal frage ich mich, warum auf der Erde es keine Verbindung gibt. Sehr wahrscheinlich deshalb, weil meine Spezies in dieser Welt entschieden hat, dass es keinen Platz für "Eingeborene" gibt." meinte er traurig. "Deshalb ist die Erde nur ein Ort, an dem ich nur flüchtig da sein will, es sei denn, man lässt mich nicht weg." fügte er hinzu. "In einer für sich selbst unbekannten Welt stecken zu bleiben, kann fürchterlich sein. Selbst für einen Weltenwanderer." meinte er, als ihm ein kalter Schauer den Rücken hinunter lief. "Nun, dann wollen wir euch eure schlechten Gedanken nehmen, íila atalàa." entgegnete die alte Frau.
Die nächsten Stunden waren nicht in Worte zu fassen. Die Eingeborenen sangen pausenlos zu den Sternen, und selbst Sam sang des Öfteren mit. Er zwang Emilia, mehr oder weniger, dann zu tanzen, als alle Eingeborenen anfingen, in Paaren "zu den Sternen zu tanzen". Es war atemberaubend, den beiden zuzusehen, wie sie fehlerlos sich immer wieder im Kreis drehten. Sie sahen aus wie das perfekte Tanzpaar und für eine Kurze Zeit waren alle Sänger von dem atemberaubenden Tanz von Emilia und Sam überwältigt. Dann begannen sie wieder zu singen.
"Istíi no sali saríi
Saríi nala a nu estíi
Sel ekmo tu narifàa
Al damàn si aristàa
Sel infnu ko nu batìi
Batìi no wasnu kul
Sel tràa nu sla ki vaníi
Es nu tàl a selihòo
Váas sa heri tra astíi
Astíi nu sala nu kùul."
Diese Worte sangen sie, Sam hatte mitgezählt, zwei Dutzend Male und am ende sang Emilia ebenfalls mit, obwohl sie bei der ersten "Strophe" kein Wort verstanden hatte. Doch irgendetwas war komisch mit Sam. Er lachte noch bei den ersten Malen, als das Lied gesungen wurde, doch nach und nach ging es ihm scheinbar schlechter. "Was ist los?" fragte Emilia besorgt. "Zu diesem Lied werden unter anderem Weltenwanderer bestattet und einer von denen, die beerdigt wurden, war einer meiner besten Freunde." meinte er traurig. "Das tut mir leid." versuchte Emilia ihn zu trösten. "Das hilft nichts. Wer einmal tot ist, kommt nicht mehr wieder. So ist das bei jedem. Doch bei einem Weltenwanderer, der aus eigener Seele entschieden hat, dass er sterben will, ist das was anderes. Einen Menschen, der gestorben ist, kann man als Weltenwanderer zurückholen, aber einen Weltenwanderer kann man nicht zurückholen. Es ist so, als ob er niemals existiert hätte, obwohl man sich an ihn erinnert. Das ist ein Schmerz, der niemals vergeht." erklärte er und weinte bitterlich. "ich will diese Schmerzen nicht mehr spüren, aber ich will auch nicht mein Leben deshalb beenden. Was soll ich deiner Meinung nach tun?" fragte er Emilia traurig. Der für sie so starke Junge hatte plötzlich für sie eine ganz andere Erscheinung. So wie die eines verzweifelten Jungen, der keine Ahnung hatte, was er tun sollte. "Finde endlich jemand, der mit dir die Schmerzen nimmt und sie für dich lindert, wenn du das selber nicht kannst." meinte sie. "Und wer soll das deiner Meinung nach sein?" fragte er sie, immer noch mit Tränen in den Augen. "Ich." antwortete sie und umarmte ihn herzlich.

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Die Weltenwanderer-Chroniken Band 1: Wer wir sind
Ciencia FicciónDie Geschichten aus den "Weltenwanderer-Chroniken" handeln von den Abenteuern verschiedener "Weltenwanderer". "Weltenwanderer" sind Menschen mit magischen Fähigkeiten und einer unendlichen Lebensspanne. Ihre "Spezialitäten" liegen in verschiedenen B...