Das weiß seine Haare glänzte im Schein der Sonne. Er rieb sich die Hände und rutschte die Dachschräge hinunter. Sam sprang mit der gewonnenen Geschwindigkeit auf ein anderes Hausdach und fing erneut an zu laufen. Von Dach zu Dach und über viele verschiedene kleine Gassen und Straßen rannte er und hörte erst dann auf, als er an der riesigen Hauptstraße ankam. Sam atmete ein und aus. Er setzte sich hin und beobachtete den Trubel, der dort unten vor sich ging.
Ein Schmied holte mit seinem Schmiedehammer mächtig aus, um auf das Stück Stahl, dass er zu einer Schwertklinge verarbeitete, zu schlagen. Als er mit seiner Arbeit fertig war, packte er das Stück mit seiner Zange und kühlte es in einem riesigen Eimer voller Wasser ab, um es dann zu schleifen. Kurz überlegte Sam sich, das Wasser in Eis zu verwandeln, winkte dann aber in Gedanken ab. Mehrere Kinder schienen Fangen zu spielen, denn sie rannten durch die große Straße und riefen: "Du bist dran! Fang mich doch!" Sam dachte darüber nach, ob er den Kindern einen Streich spielen oder ihnen ein Kunststück zeigen sollte, dachte dann aber, dass das keine gute Idee sei, da dies für zu große Aufmerksamkeit sorgen würde. Mehrere Soldaten patrouillierten die Straße entlang und trafen sich mit einer anderen Gruppe, mit denen sie die Patrouille fortführten.
Sam war erleichtert. Die Stadt war ruhig und entspannt. Kein allzu lauter Lärm war dem Trubel zu entnehmen und alle verhielten sich, wie er es von solchen Städten kannte. Er wollte gerade entspannen, da sprang sein sehr gutes Gehör an. Irgendjemand kreischte weiter entfernt. Es war aber kein Gekreische, wie man es kennt, wenn Panik herrscht, sondern eine andere Art des Gekreische, welche er zu genüge kannte.
"Macht Platz, Bürger! Macht Platz für Kronprinzessin Emilia von Arakas!" rief eine männliche Stimme.
"Ach nee! Nicht nur eine Prinzessin, sondern auch noch eine Kronprinzessin. Also die ganz schlimme Sorte!" dachte er laut und ertappte sich dabei, dass einzelne Personen zu ihm nach oben sahen. Langsam winkte er den Menschen zu, die ihm nur misstrauisch zurückwinkten.
"Beruhig dich. Was machst du, wenn du unruhig oder aufgebracht bist? Richtig. Du singst. Auch wenn das hier kein Musical oder ein Disney-Film ist, hat hier bestimmt niemand etwas dagegen, dass du ein wenig vor dich hin trällerst." dachte er.
"Gut. Was will ich singen?" fragte er sich. "Ich hab's. Ach nee, "Always look on the bright side of Life" werde ich nicht singen. Ich weiß noch, wie mir Hades in Musical-Manier eines seiner Tore der Unterwelt ins Gesicht geschlagen hat. Und "Let it go" werde ich auf keinen Fall singen! Ich hasse das Lied!" dachte er. "Jetzt beruhig dich. Sing irgendetwas von Queen! Das geht immer!"
"Gut, dann mal los." sagte er zu sich selbst und fing an.
"Is this the real life?
Is this just fantasy?
Caught in a landslide
No escape from reality"
Er schloss die Augen und sang weiter.
"Open your eyes
Look up to the skies and see
I'm just a poor boy
I need no sympathy".
Sam vergaß die Welt um sich herum und sang immer noch weiter.
"Because I'm easy come, easy go
Little high, little low
Any way the wind blows
Doesn't really matter to me, to me".
Er bemerkte nicht, das sich langsam eine Menschenmasse gebildet hatte.
"Mama, just killed a man
Put a gun against his head
Pulled my trigger, now he's dead
Mama, life had just begun
But now I've gone and thrown it all away
Mama, ooh
Didn't mean to make you cry
If I'm not back again this time tomorrow
Carry on, carry on as if nothing really matters"
"Wer singt da?" rief eine weibliche Stimme, die einem siebzehn oder achtzehn Jahre alten Mädchen gehören musste. Sam machte die Augen auf und sah ihr ins Gesicht. Sein "Prinzessin-Alarm" in seinem Kopf ging an und hörte nicht mehr auf. Er stand auf, machte ein paar Schritte rückwärts und lief los.
Er sprang über die riesige Lücke zwischen dem Hausdach, auf dem er gerade noch sang, und einem anderen Haus und lief los. Hinter ihm versuchte das Mädchen, anscheinend die Kronprinzessin, das Haus hochzuklettern. Sam lief und sprang, aber auch die Prinzessin, die sich an seine Fersen geheftet hatte, ließ nicht locker. Auch wenn sie es nicht so geschickt schaffte wie Sam, lief und sprang sie ihm hinterher, bis Sam plötzlich stoppte. Er sah hinunter. Dann sah er vor sich.
"Eine Sackgasse." meinte er. "Ich bin sechshundertachtzig Jahre alt, da hält mich eine Sackgasse nicht auf!" dachte er und ging ein paar Schritte zurück. Genau in dem Moment merkte er, dass sie ihn eingeholt hatte.
"Das ist eine Sackgasse!" meinte sie.
"Ja, und?" fragte er sie lächelnd.
"Was heißt hier "ja und"? Da geht es tief runter und es ist zu weit nach drüben!" antwortete sie ihm panisch.
"Sowas hält mich nicht auf!" meinte er und lief los.
"Nein!" rief sie, konnte ihn aber nicht festhalten. Sam sprang und verschwand.
"Ist er gerade wirklich in den Tod gesprungen?" dachte sie mit Panik in den Augen.
Da erhob sich vor ihr plötzlich eine Eissäule, auf der Sam kniete.
"Was bist du?" rief sie ihm zu.
Sam lächelte.
"Ich? Ich bin ein Weltenwanderer!"

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Die Weltenwanderer-Chroniken Band 1: Wer wir sind
Ciencia FicciónDie Geschichten aus den "Weltenwanderer-Chroniken" handeln von den Abenteuern verschiedener "Weltenwanderer". "Weltenwanderer" sind Menschen mit magischen Fähigkeiten und einer unendlichen Lebensspanne. Ihre "Spezialitäten" liegen in verschiedenen B...