( - anderthalb Monate später - )
1984 - Anfang Juni
In der Dunkelheit verschmolzen die einzelnen Körper zu einer trägen Masse, die im Takt der stampfenden Bässe träge wogte. Alle paar Sekunden zuckten Lichtblitze durch den Zigarettenqualm, der dicht im Raum umher waberte und das Atmen erschwerte.
Ein Abend ganz nach Effys Geschmack. Ihr Rücken lehnte entspannt an der verschwitzen Brust ihres Freundes, während sie beide die Tanzenden beobachteten. Freddies Finger lagen auf ihrer Hüfte, streichelten über den Knochen, der über den Bund ihrer Jeans hinausragte und sich inzwischen immer deutlicher abzeichnete.
Mit dem Rauchen war auch ein gewisser Gewichtsverlust einhergegangen, doch das störte das Mädchen wenig. Ihr Körper war schön, das bestätigten all die Blicke der Männer, die länger an ihr haften blieben als es schicklich gewesen wäre - und das waren viele. Auch die Blicke der Mädchen erzählten davon, allerdings lag in deren Augen eher eine gewisse Missgunst, bis hin zu unverhohlener Feindseligkeit.
Effy interessierte das alles nicht. Diese Menschen waren ihr keines Blickes wert, es gab nur einen Menschen, an dessen Meinung sie interessiert war und der lehnte hinter ihr an der Wand, bemüht seinen Ständer an ihrem Rücken zu verbergen. Es passierte ihm beinahe jedes Mal, wenn sie sich intensiv küssten oder er mit den Fingern ihre Kurven nachzeichnete und dabei über ihre weiche Haut streifte.
Verträumt schloss die Braunhaarige die Augen und gab sich dem Moment hin. Teil der Masse zu sein, aber gleichzeitig alles vom Rand aus beobachten zu können, war ihr Lieblingsplatz.
An ihren Lippen spürte sie etwas und wusste, ohne die Augen zu öffnen, dass es die glimmende Zigarette war, die Freddie ihr anbot. Das Mädchen nahm einen tiefen Zug, spürte dem Qualm nach, wie er ihren Mund ausfüllte, dann den Hals hinab glitt. Ihr Kopf wurde leichter, ein wenig schwindelig, aber gut.
Sie konnte sich nicht erinnern, so glücklich gewesen zu sein, wie in diesem Moment. Alles schien perfekt. Effy blies die Rauchwolke in die ohnehin qualmverhangene Luft des Clubs, bevor sie sich zu Freddy umdrehte, der das Mädchen anlächelte, als wäre sie das Wertvollste, was diese Welt zu bieten hatte.
Sein Mund schmeckte nach demselben Rauch wie ihrer, als sich ihre Lippen trafen und erst vorsichtig, dann immer gieriger begannen sich zu berühren. In Effys Adern tobte das bei diesen Berührungen ausgeschüttete Adrenalin mit dem Nikotin der Zigarette um die Wette.
Als sich die Lippen der beiden wieder trennten fiel ihr Kopf in den Nacken und ein befreites Lachen entrang sich ihrer Kehle. So perfekt. Freddies Finger schlossen sich um ihre, zogen sie auf die Tanzfläche, wo sie atemlos, fest aneinander geschmiegt Teil der verschwitzten Masse wurden.
~ ~ ~
Sie wusste nicht, wo Bela geblieben war. Wusste nicht, wie spät es war, ob tiefe Nacht oder schon früher Morgen. Wusste nicht genau, wo sie war.
Was sie wusste war, dass Freddies Finger fest mit ihren verschlungen waren, dass seine Schritte genauso wackelig waren wie ihre, dass sein Mund sich immer wieder auf ihren presste, bis sie glaubte entweder vor Glück oder an Atemnot zu sterben.
Er drückte sie in einem Hauseingang an die Wand, die Arme zu beiden Seiten ihres Kopfes abgestützt, den linken Handballen nur knapp über den Klingelknöpfen. Der Junge küsste sie wieder. Effys Augen waren geschlossen, ihre Finger in seinem Haar vergraben, das sie zerwühlte, während sie den Kuss leidenschaftlich erwiderte. Ihre Lippen öffneten sich ein Stück weiter, erlaubten seiner Zunge ihren Mund zu erforschen. Ihr Kopf schwirrte so, dass sie keinen klaren Gedanken fassen konnte, außer: "Mach, dass es niemals aufhört!"
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𝐌𝐲𝐬𝐭𝐞𝐫𝐲𝐥𝐚𝐧𝐝 (Die Ärzte FF)
Fanfiction1984 West-Berlin ist eine Insel im roten Meer, zu allen Seiten umzäunt von einer meterhohen Mauer. Einer Grenze, die weit tiefer reicht als ihr bloßes Fundament. Sie umfasst eine andere Welt, deren pulsierendes Leben die Sehnsüchte junger Menschen a...