Bis tief in die Nacht hatte der Junge nicht einschlafen können, kreisten seine Gedanken doch noch immer um das seltsame Telefongespräch. Monika hatte tatsächlich bei ihm Zuhause angerufen, nur um ihm zum Geburtstag zu gratulieren.
Freddie wusste nicht, ob er geschmeichelt sein, sich freuen oder abgeschreckt sein sollte, zumindest war er hochgradig verwirrt. Das beliebteste Mädchen des Jahrgangs hatte bei ihm Zuhause angerufen, weiß der Teufel, wo sie die Nummer her hatte, um mit ihm zu reden.
Er verstand Frauen einfach nicht. Aber das Gespräch mit Monika hatte sich gut angefühlt, wie sie immer höflich und interessiert alles kommentierte, was er ihr erzählte und so waren es schnell zwanzig Minuten gewesen, die auf ihre Telefonrechnung gingen. Vermutlich fiel ihr das noch nicht einmal auf, Mädchen telefonierten ja viel und gerne, meinte zumindest Freddie zu wissen.
An seine Freundin hatte der Junge dennoch viel denken müssen, auch wenn er Monika nicht hatte erzählen können, dass die junge Schülerin, die ihn jeden Morgen begleitete, nicht seine Verwandte, sondern seine Freundin war. Das Verschwinden des Mädchens hatte ihn vor allem beschäftigt, nachdem die Geburtstagsfeier mit seiner Familie vorüber gewesen war und er alleine im Bett lag.
Er konnte es einfach nicht verstehen, dass seine Freundin ihn so einfach hatte stehen lassen, vor allem nicht an seinem Geburtstag. Von seiner Familie ging doch keine Gefahr aus, auch wenn die Gäste aus Italien manchmal ein wenig zu herzlich waren und nicht bemerkten, wann sie einem zu nahe kamen.
Wenn Freddie ehrlich mit sich selbst war, hätte er seiner Familie das hübsche Mädchen auch gerne präsentiert, um zu zeigen, welch schöne Freundin er gewonnen hatte. Da wären sie sicher alle begeistert gewesen und stolz auf ihn. Tief in seinem Herzen war es dem Jungen sehr wichtig, dass sie ihn nicht als Loser betrachteten, obwohl er sich in der Schule nicht unbedingt mit Ruhm bekleckerte.
Es klackte irgendwo. Erschrocken riss Freddie die Augen auf, konnt aber in der Dunkelheit seines Zimmers nichts ungewöhnliches entdecken, was das Geräusch ausgelöst haben könnte.
Tack.
Da war es schon wieder. Der Junge richtete sich auf und als das Geräusch ein weiteres Mal erklang, meinte er es vom Fenster her gehört zu haben. Ohne das Licht anzuschalten wickelte er sich aus der Decke und blickte vorsichtig durch die Scheibe in den Garten.
Eine Gestalt stand dort mitten auf dem Rasen, welche er bei genauerer Betrachtung als seine Freundin erkannte.
Möglichst ohne ein Geräusch zu verursachen, öffnete der Junge das Fenster. Sie musste ihn gesehen haben, denn kein weiteres Geschoss kam geflogen, stattdessen deutete das Mädchen auf die Terassentür. Freddie verstand und versuchte das Haus, in dem eine ganze Meute klatschsüchtiger Familienmitglieder nächtigte, unbemerkt zu durchqueren.
"Hey", flüsterte Effy, als er ihr die Tür öffnete und zu ihr nach draußen kam.
"Hi, was willst du hier?", fragte Freddie und es klang abweisender, als es gemeint war. Das Mädchen ließ sich nicht anmerken, falls seine Frage sie verletzt hatte und erklärte: "Deinen Geburtstag mit dir feiern."
Dabei griff sie in die Jackentasche und zauberte einen Joint hervor, den Freddie im wenigen Licht der weit entfernten Straßenlaterne zuerst fälschlich als Zigarette erkannte.
"Jetzt?" Unglauben und auch ein kleines bisschen Verärgerung schwangen in der Stimme des Jungen mit, der von der Idee vollkommen überrumpelt war.
"Jetzt", bestätigte das Mädchen ihm und griff nach seiner Hand. Noch immer zu überrascht, um sich zu wehren, folgte Freddie der dunklen Gestalt und ließ sich zur Hollywood-Schaukel hinten im Garten führen.
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𝐌𝐲𝐬𝐭𝐞𝐫𝐲𝐥𝐚𝐧𝐝 (Die Ärzte FF)
Fanfiction1984 West-Berlin ist eine Insel im roten Meer, zu allen Seiten umzäunt von einer meterhohen Mauer. Einer Grenze, die weit tiefer reicht als ihr bloßes Fundament. Sie umfasst eine andere Welt, deren pulsierendes Leben die Sehnsüchte junger Menschen a...