Teil 19 - Verliebte Turteltauben

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"Hör auf zu Drängeln", nörgelte Jan und machte keinerlei Anstalten den Platz vor dem Spiegel mit seinem Mitbewohner zu teilen.

"Dann werd du endlich fertig!", hielt der Andere dagegen und genehmigte seinen Haaren noch ein kleines bisschen mehr Haarspray, obwohl diese eh schon in alle Richtungen abstanden.

Entnervt stönte der Blonde auf, die Luft in dem kleinen Badezimmer war ohnehin schon kaum zu ertragen: "Sach ma, hast du kein eig'nen Spiegel?"

"Doch, aber da zieht sich grad ein Mädel um, das mich nicht dabei haben will", entgegenete der Schlagzeuger genervt.

Effy hatte ihn vor einer geschlagenen Stunde aus dem Zimmer verbant, um die neuen Klamotten anzuprobieren, die bisher bloß vor dem Schrank gelegen hatten.

Bela hatte sich kurz durch den Haufen geühlt und dabei einige hübsche Teile entdeckt, aber es fiel ihm schwer, sich das sonst eher bieder angezogene Mädchen darin vorzu stellen.

"Scheiße, sie hat wieder meinen Kajal geklaut", beschwerte sich der Schwarzhaarige bei seinem Freund und verließ murrend das Bad ohne den Platz vor dem Spiegel bekommen zu haben.

Es war seltsam an der eigenen Zimmertür zu klopfen, aber der Kleinen zuliebe tat Bela es trotzdem und öffnete erst, als drinnen ein undeutliches Gemurmel erklang.

Effys Spiegelbild beobachtete den Schlagzeuger, wie er sie mit großen Augen von oben bis unten musterte. Noch nie hatte er sie in einem Kleid gesehen und dann auch noch in einem so kurzen.

Es war gewiss nicht anstößig, und bei einem anderes Mädchen hätte er deswegen sicher nicht zweimal hingesehen, aber an Effy sah es irgendwie besonderer aus, als es war. Es enthüllte einen guten Teil ihrer Oberschenkel und schmiegte sich weiter oben locker an ihren schmalen Körper.

Aber es war nicht das Kleid alleine, das Bela den Atem verschlug.

Die Augen des Mädchens waren mit schwarzem Kajal und Liedschatten dick umrandet, was das Blau nur noch mehr zum Strahlen brachte und einen herrlichen Kontrast zu den rot geschminkten Lippen bildete.

Auch ihr Haar war aufgestylt und auf eine verquere Art und Weise wirkte das Mädchen damit wie eine Art Miniaturausgabe des Schlagzeugers, der im Zimmer stehen geblieben war und die Frisur musterte.

"Kopierst du mich etwa?", war alles, was ihm über die Lippen kommen wollte, obwohl er ihr gern gesagt hätte, wie schön sie aussah.

Ein Lächeln verzog die geschminkten Lippen: "Ich lerne von den Besten."

Tatsächlich hatte sie dem Schwarzhaarigen häufiger beim Stylen seiner immer länger werdenden Mähne beobachtet und sich den ein oder anderen Trick abgeguckt.

Es klingelte an der Tür.

"Geh schon!" erklang Jans Stimme vom Flur her.

"Wahrscheinlich Nopper", dachte Bela, dessen Freund gewöhnlich zum Vorglühen vorbei schaute, bevor sie die Stadt zusammen unsicher machen gingen.

"Wo ist der Kajal?"

Das Mädchen übergab den Stift zurück an seinen Eigentümer und ließ sich wenig damenhaft aufs Bett plumpsen.

Der Mann spürte den Blick in seinem Rücken, als er sich dem Spiegelglas näherte, um die Form seiner grau-grünen Augen ebenfalls mit Schwarz nachzuzeichnen.

"Effy, dein Schatzi ist hier", schrie Jan durch die Wohnung, wobei er "Schatzi" besonders betonte. In das Mädchen kam Bewegung, mit einem Satz war sie auf den Füßen und mit raschen Schritten im Flur.

𝐌𝐲𝐬𝐭𝐞𝐫𝐲𝐥𝐚𝐧𝐝 (Die Ärzte FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt