Die Familie De Luca wohnte in einem hübschen, Reiheneckhaus mit einem ordentlich gepflegtem Vorgarten und blitzblank geputzten Fenstern. Es lag in einer der besseren, erst in den letzten Jahren errichteten Wohngegenden, die noch so neu wirkte, dass man sich beinahe einbildete, der Geruch trocknender Farbe hinge noch zwischen den ganzen gleichförmigen Gebäuden in der Luft.
Es war das erste Mal, dass Freddie seine Freundin eingeladen hatte, was auch nicht sonderlich verwunderte, da sie gerade erst ein paar Wochen zusammen waren. Aus dem Zimmer am Ende des Ganges drang die charackteristische Stimme von Frank Sinatra in den Flur als die beiden Jugendlichen das Haus betraten.
"Hallo, ich bin Zuhause!", rief der Junge laut, nachdem sie ihre Schuhe ausgezogen hatten und schnappte sich Effys Hand, um sie rasch mit sich die Treppe hinauf zu ziehen. Aus dem Zimmer, aus dem auch die Musik drang, antwortete eine Frauenstimme: "Hallo mein Schatz!"
Effy musste grinsen, als sie die Röte bemerkte, die sich bei dem Spitznamen auf den Wangen des Jungen abzeichnete.
"Mamma, ich hab Besuch, wir gehen in mein Zimmer hoch", erklärte Freddie noch schnell und schob das Mädchen schon vor sich her, doch die weibliche Stimme hielt sie auf: "Soll ich einen Platz mehr decken für das Abendessen?"
Unschlüssig blickte Freddie seine Freundin an, die zuckte nur mit den Schultern.
"Soll ich einen Platz mehr decken?", wiederholte die Frau lauter.
"Du musst nicht", flüsterte Freddie seiner Freundin so leise zu, dass seine Mutter ihr Gespräch nicht hören konnte. Das Mädchen wirkte einen Moment unschlüssig, dann nickte sie vorsichtig, beinahe fragend.
"Ja, das wäre gut", rief der Junge und beeilte sich, nun endlich mit seiner Freundin nach oben zu kommen.
Freddies Zimmer war genau wie Effy es sich vorgestellt hatte. An der Wand lehnte ein Skateboard, aus dem Wäschekorb lugte noch ein Stofffetzen hervor, auf dem Schreibtisch lagen Bücher, die Freddie garantiert nicht gelesen hatte, und die Wände verschwanden hinter Plakaten von Bands, die das Mädchen größtenteils nicht kannte.
Neugierig ging sie hinein und betrachtete eines der Poster genauer, auf dem in düsteren Farben zwei Personen zu sehen waren, deren Oberkörper sich auf einem Tisch gegenüberstanden, während ihre Unterkörper auf den Stühlen saßen.
"Yazoo, ich weiß nicht, ob du die kennst", erklärte Freddie und kratzte sich verlegen im Nacken. Offenbar war es ihm wichtig, was sie von seinen vier Wänden hielt, ansonsten hätte er nicht aufgeräumt, bemerkte sie mit einem Lächeln, denn so ordentlich war er nicht, das brauchte er ihr gar nicht vorzumachen.
"Die Band gibt es nicht mehr, sie haben sich letztes Jahr aufgelöst. Schade eigentlich", bemerkte Effy bemüht beiläufig und war froh die Zeitschriften, die ihre beiden Mitbewohner sich kauften (außer den Pornoheften) regelmäßig zu lesen.
Erstaunt warf Freddie seiner Freundin einen Blick zu und begann dann in einem der Regale nach der zugehörigen Platte zu suchen, die er über die Schulter hinweg vorschlug aufzulegen. Das Mädchen wanderte unterdessen weiter durch den großen Raum und beguckte sich auch die anderen Poster.
Es knisterte, dann drang "Don't go" aus dem Lautsprecher neben dem Schreibtisch. Freddie drehte die Musik noch ein wenig mehr auf, aber nicht so laut, dass seine Mutter sich daran stören würde. Galant hielt er seiner Freundin die vor Aufregung leicht schwitzige Hand hin: "Sollen wir tanzen?"
Mit einem Lächeln griff Effy danach und begann sich mit ihm im Takt der Musik zu bewegen.
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𝐌𝐲𝐬𝐭𝐞𝐫𝐲𝐥𝐚𝐧𝐝 (Die Ärzte FF)
Fanfic1984 West-Berlin ist eine Insel im roten Meer, zu allen Seiten umzäunt von einer meterhohen Mauer. Einer Grenze, die weit tiefer reicht als ihr bloßes Fundament. Sie umfasst eine andere Welt, deren pulsierendes Leben die Sehnsüchte junger Menschen a...