Teil 16 - Nicht dein Kompetenzbereich

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Das Mädchen hatte sich in seinen Arm geschmiegt, ihre langsam trocknenden Haare kitzelten Freddie im Gesicht.

Noch immer hatte er nicht ganz verdaut, was sie ihm erzählt hatte, aber er arbeitete daran. Seine Freundin war etwas ganz besonderes, das hatte er schon immer gewusst. Die Tatsache jedoch, dass sie von Zuhause weggelaufen war, um bei zwei völlig fremden Männern einzuziehen, war eine ganz andere Nummer, die er sich nicht in seinen kühnsten Träumen ausgemalt hätte. Freddie war sich auch noch nicht ganz sicher, ob er zutiefst beeindruckt oder einfach bloß erschüttert sein sollte.

Das erste Mal bei seiner festen Freundin zu übernachten hatte er sich anders vorgestellt, soviel war sicher. Mit ihr Sex zu haben, soweit wäre er unter keinen Umständen gegangen, dafür waren sie noch nicht lange genug zusammen. Was war schon ein Monat? Sie war seine erste richtige Freundin, auch wenn er es Effy nicht gesagt hatte. Sie war leider nicht sein erster Kuss gewesen, aber er war fest davon überzeugt, dass das in seinen Armen eingeschlafene Mädchen sein erstes Mal sein würde.

Gewiss, die Matratze wäre bequemer gewesen, aber erstens fühlte Freddie sich noch immer unwohl bei dem Gedanken, in das Bett zu steigen, in dem sonst jede Nacht ein fremder Mann neben seiner Freundin schlief und zweitens wollte er das warme Bündel in seinem Arm nicht wecken.
Vorsichtig streckte Freddie sich auf dem grauen Teppichboden aus. Solange der Schlaf auf sich warten ließ, konnte er die Zeit auch zum Nachdenken nutzen.


 ~ ~ ~


Fröstelnd und mit schmerzendem Rücken erwachte Effy im ersten Licht des Tages, das durch die nicht verhangenen Fenster drang.

"Bin ich aus dem Bett gefallen?", schoss es ihr schlaftrunken durch den Kopf. Sowas war bisher noch nie passiert.

Vorsichtig setzte das Mädchen sich auf, brachte die steifen Muskeln endlich in eine andere Position und erstarrte, als sie die Gestalt neben sich bemerkte. Freddie hatte ihr im Schlaf den Rücken zugekehrt, sowohl Arme als auch Beine an den Körper gezogen, als fühle er sich nicht wohl in dieser Umgebung.

So hatte sie sich die erste Nacht mit ihrem Freund nicht vorgestellt.
Ein Schmunzeln erschien auf den blassen Lippen. Was geschah schon so, wie man es sich vorgestellt hatte?


~ ~ ~


"Effy, es tut mir leid, aber ich muss diese Aufgaben noch fertig machen. Einen blauen Brief haben meine Eltern schon bekommen." Sacht schob Freddie seine Freundin beiseite, die sich an ihn geschmiegt hatte, während er erfolglos versuchte, seine gesamte Konzentration den Hausaufgaben zu widmen.

Enttäuscht rutschte die Ausreißerin auf die Küchenbank zurück und versuchte sich in Geduld zu üben, doch schon nach zwei Minuten zog sie eines der Schulbücher hervor und blätterte interessiert darin herum.

"Es geht nur darum, dass du die Aufgaben hast oder?", wollte sie wissen. Freddie seufzte, nickte dann aber. Sein Sitznachbar hatte ihn sonst immer abschreiben lassen, aber aktuell lag Dieter mit Beinbruch im Krankenhaus, ließ sich hofieren wie ein König und erledigte selbst keine Hausaufgaben mehr. Pech für Freddie. Er war nicht besonders gut in der Schule, hatte sich bisher aber auch nie besonders reingehängt, musste man ehrlicherweise dazu sagen.

"Zeig mir, welche Aufgaben du machen musst", verlangte das Mädchen.

Freddie seufzte abgrundtief. "Die ganze Seite hier, die drei da und dort noch bis zur fünf. Aber ich glaube nicht, dass du mir helfen kannst...", entgegnete er hoffnungslos.

𝐌𝐲𝐬𝐭𝐞𝐫𝐲𝐥𝐚𝐧𝐝 (Die Ärzte FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt