Freddie hatte keine Zeit für das Come-together, wie Ramona es genannt hatte, obwohl es tatsächlich eine kleine, wenn auch sehr gemütliche Party war. So ging Effy in Jans Begleitung, denn Bela wollte in dieser Nacht lieber richtig die Sau raus lassen.
Ein paar Stunden zuvor war der sechste Tag im Tonstudio zu Ende gegangen und damit das Ende der Zeit dort erreicht gewesen. Die Ärzte hatten es tatsächlich geschafft in dieser kurzen Zeitspanne ganze zehn Songs aufzunehmen!
Eine Leistung, mit der die Band sehr zufrieden war, hatten sie das Ziel doch um 233,333% übertroffen, wie Jan direkt ausgerechnet hatte. Jetzt war es an ihren Fürsprechern in der Plattenfirma, den Vertrag und anstelle einer EP vielleicht sogar ein ganzes Album für sie rauszuschlagen.
Das restliche Wochenende verlief recht ereignislos. In der Stadt stand die Sommerhitze und machte das Verlassen der Wohnung zur Qual, nur im Freibad war es zu ertragen, doch weil gefühlt alle diese Idee hatten, waren die Bäder gerammelt voll. Handtuch reihte sich an Handtuch, an schwimmen war zwischen all den Körpern nicht zu denken und Schatten gab es so gut wie nicht.
Jan, Bela und Effy machten es sich deswegen Zuhause gemütlich.
Zwei der drei Wohnungsbewohner hatten am Sonntagvormittag ohnehin mit einem ziemlich heftigen Kater zu kämpfen. Während Jan mit Ramona telefonierte, die sich Effys Vorschlag zu Herzen genommen zu haben schien und den blonden Antialkoholiker auf der Party angequatscht hatte.
Die beiden kannten einander zwar seit geraumer Zeit lose, doch miteinander geredet hatten sie bis dato noch nicht so wirklich. Doch die Chemie zwischen den beiden schien zu stimmen, zumindest telefonierten sie über eine Stunde, bevor Ramona vorschlug vorbei zu kommen.
Effy stöhnte gequält auf, als die Klingel schrillte und ihr Kopf zu zerbersten drohte. Neben dem Bett stand ein Eimer, der jedoch bisher ungenutzt geblieben war, da sowohl das Mädchen als auch der Schlagzeuger sich morgens ins Klo übergeben hatten.
Weshalb es ihr so dreckig ging, konnte Effy überhaupt nicht mehr nachvollziehen, die Bruchstücke ihrer Erinnerung waren zu vereinzelt.
Irgendwann betrat Ramona die Gruft, blieb grinsend im Türrahmen stehen und beobachtete die zwei Gestraften, wie sie auf der schmalen Matratze lagen, die Beine miteinander verschränkt, während sich jeder an seine Kante drückte, um genügend Luft zum Atmen zu haben.
Der säuerliche Geruch einer durchzechten Nacht hing in der Luft, aber draußen war es zu heiß zum Lüften. Das braune Haar des Mädchens war wirr über das ganze Kissen verteilt, ihr Gesicht blass, aber aus zusammengekniffenen Augen blickte sie ihrer Freundin entgegen.
Effy murmelte etwas Undeutliches und es kostete Ramona viel Mühe die Frage zu verstehen: "Was hab ich getan?"
Das blonde Mädchen lachte. Jan hatte sie selbst davor bewahrt jetzt ebenso sterbend dazuliegen. Den ganzen Abend hatte sie in seiner Nähe verbracht, kaum Alkohol getrunken und von den Pilzen, die die Runde gemacht hatten, nicht einen einzigen genommen.
Das braunhaarige Mädchen hingegen hatte alles ausprobiert, ebenso wie Renée, der an diesem Morgen eben so übel aussah.
"Oh, ich würde sagen, du hast den Kühlschrank leer gesoffen", antwortete die Blonde mit einem schadenfrohen Grinsen. Stöhnend schloss ihre Freundin wieder die Augen und gelobte feierlich Besserung.
Ramona betrachtete die beiden Verkaterten ein letztes Mal, bevor sie sich abwandte und rüber zu Jan ins Zimmer schlenderte.
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𝐌𝐲𝐬𝐭𝐞𝐫𝐲𝐥𝐚𝐧𝐝 (Die Ärzte FF)
Fanfiction1984 West-Berlin ist eine Insel im roten Meer, zu allen Seiten umzäunt von einer meterhohen Mauer. Einer Grenze, die weit tiefer reicht als ihr bloßes Fundament. Sie umfasst eine andere Welt, deren pulsierendes Leben die Sehnsüchte junger Menschen a...