Die Kopfschmerzen waren da, noch ehe sie die Augen öffnete und der gnadenlosen Helligkeit der Sonne ausgesetzt war. Dazu kam ein ungutes Gefühl im Magen, als wäre dieser aufgepustet, aber zugleich zusammengekrampft und mehrfach mit Paketband umwickelt worden. Ein leises Wimmern entfuhr Effy als sie versuchte sich in eine weniger unangenehme Liegeposition zu drehen, dies jedoch in einer Schwindelattacke endete.
Tief durchatmend blieb das Mädchen liegen, gab ihrem Körper Zeit sich zu beruhigen, während ihr pochender Kopf fieberhaft versuchte die Erinnerungsfetzen des Vorabends in eine logische Reihenfolge zu bringen. Doch alles drehte sich, die Gedanken blieben unscharf wie verwischte Fotografien, auf denen Gesichter, Gegenstände und Orte miteinander verschmolzen.
Neben sich hörte die Fünfzehnjähre regelmäßigen Atem, unter welchen sich vereinzeltes Schnarchen mischte, spürte menschliche Wärme und einen Körper, der sich an ihre Seite drückte. Müde kuschelte das Mädchen sich tiefer in die Kissen, versuchte die Helligkeit durch die Bettdecke auszusperren. Ein schlaftrunkenes Murmeln kam von der zusammengerollten Gestalt neben ihr. Irgendetwas war falsch, dieser Geruch...
Verwirrt blinzelnd öffnete das Mädchen die Augen, musste jedoch zunächst doch wieder die Lider zusammenkneifen, da die plötzliche Helligkeit ihr Kopfweh nur noch befeuerte. Das erste, was sie von der Person neben sich im Bett klar erkennen konnte, war langes helles Haar. Also nicht Bela, schoss es Effy durch den Kopf und für einen Moment wallte ein Anflug von Enttäuschung in ihrer Brust auf. Doch dieser war über die Neugierde schnell wieder vergessen.
Vorsichtig richtete die Fünfzehnjährige sich auf und blickte auf das schlafende Mädchen neben sich herab. Wie ein Heiligenschein war das hellblonde Haar über das babyblaue Kopfkissen verteilt und die langen schwarzen Wimpern flatterten leicht, als Ramona in eine andere Traumphase hinüber glitt. Ein grunzendes Schnarchen entfuhr dem engelsgleichen Geschöpf und brachte Effy zum Lachen. Keine gute Idee.
Aufstöhnend presste die Jüngere sich die Fäuste an die Schläfen hinter denen sich ein dumpfer Schmerz auszubreiten begann. So langsam kehrten die Erinnerungen an den vergangenen Tag zurück, Dinge enthüllend, auf die Effy gern verzichtet hätte. Sie hatte die Beziehung mit Freddie beendet. Irgendwann war Ramona gekommen, nach einem schweigsamen Filmenachmittag waren sie feiern gegangen. Danach wurden die Eindrücke wieder unscharf, hinterließen ein unzusammenhängendes Wirrwarr an Bildern, Textschnipseln und Gefühlen. Das nannte man dann wohl einen Filmriss...
Aus dem Schlummer geschreckt richtete sich nun auch Ramona auf und fuhr sich müde über die Augen, von denen sich nun ein grauer Streifen bis hinab zur spitzen Nase erstreckte. Aus braunen Augen blinzelte das Mädchen ihrer besten Freundin schlaftrunken entgegen, welche sich bewusst langsam im Zimmer umblickte, jede hektische Bewegung vermeidend.
„Guten Morgen du Fass ohne Boden", grinste die Ältere verschlafen und unterzog das Gesicht der Braunhaarigen einer ausgiebigen Musterung. Effy, deren Erinnerungen an vergangene Nacht noch immer nicht vollständig zurückgekehrt waren, schluckte mehrfach, um den sauren Geschmack aus ihrem Mund zu vertreiben, jedoch erfolglos. Wortlos deutete das Engelchen auf die halbvolle Wasserflasche neben dem Bett und sah zu, wie ihre beste Freundin diese in wenigen Zügen leerte.
„Ich hab dich gestern Abend extra noch was trinken lassen. Geht's jetz besser?", erkundigte sie sich, einen Anflug von Belustigung verbergend. Effy nickte und verzog direkt das Gesicht, als ihr Kopf eine erneute Schmerzwelle aussandte.
„Warum?", war alles, was die Jüngere herausbrachte, ehe sie das Gesicht in den Händen vergrub.
„Warum ich dich was habe trinken lassen oder warum es dir so schlecht geht?", erkundigte sich die Blonde, das Grinsen nicht länger verbergend. Zur Antwort kam nur ein undefinierbares Stöhnen, also redete sie gleich weiter: „Du hast gestern Abend zu mir gesagt – und ich zitiere – ‚Lass uns die Einsamkeit ertränken'."
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𝐌𝐲𝐬𝐭𝐞𝐫𝐲𝐥𝐚𝐧𝐝 (Die Ärzte FF)
Fanfiction1984 West-Berlin ist eine Insel im roten Meer, zu allen Seiten umzäunt von einer meterhohen Mauer. Einer Grenze, die weit tiefer reicht als ihr bloßes Fundament. Sie umfasst eine andere Welt, deren pulsierendes Leben die Sehnsüchte junger Menschen a...