PoV Stegi (aka Lukas)
Endlich am Schulgebäude angekommen traf ich auf Amelie, ein kleines, schüchterndes Mädchen mit schulterlangen braunen Haaren. Wir beide freundeten uns schon an meinem ersten Schultag an und verstanden uns sofort. Ich zählte sie zu meinen engen Freunden. Naja, sie war ja gefühlt die Einzige.
Lächelnd umarmte ich sie zur Begrüßung. Sie wusste wer ich war, wie ich war und warum ich nun mal so war. Ja, sie wusste auch, dass ich auf Männer stand, und sie war auch die einzige Person mit diesem Wissen. Ich vertraute ihr da voll und ganz. Jedoch erzählte ich ihr nichts von Tim, vielleicht später, irgendwann.
Zusammen gingen wir ins Schulgebäude und setzten uns auf unsere gewohnten Plätze im noch leeren Klassenraum. Wir hatten Einzeltische. Ich saß weit hinten am Fenster.
Nachdem ich meine Sachen auspackte kam auch schon Tim mit seiner Gefolgschaft an Freunden in den Raum. Sie lachten.
Idioten.
Ich rollte die Augen und widmete mich wieder meiner kleinen Zeichnung. Seit einigen Jahren führte ich ein Skizzenbuch, welches ich immer mit mir mit schleppte. Es war sowas wie ein Tagebuch für mich. Naja, ich malte nicht jeden Tag etwas rein, aber gelegentlich, wenn mir mal langweilig war oder ich meine Gedanken nicht mehr richtig zuordnen konnte. Dort drin steckten viel Arbeit, viele Mühen und reichlich Emotionen. Es war für mich sehr wertvoll.
Dann hörte ich, wie jemand neben mir den Stuhl nach hinten rückte und sich hinsetzte. Ich zuckte leicht zusammen und wagte einen Blick zu meiner Rechten.
Da war Tim, welcher sich genervt auf seinen Platz niederließ und seine Schulsachen aus dem Ranzen auf den Tisch legte.
Mein Blick wanderte wieder auf mein Blatt und ich versuchte mich auf meine Zeichnung zu konzentrieren. Doch ich merkte seit kurzem einen ständigen Blick auf mir liegen.
Was will er?
Seufzend drehte ich mich zu Tim und schaute ihn an. "Ist was?" Meinte ich mit hochgezogener rechter Augenbraue. "Ich wusste nicht, dass du so gut zeichnen kannst.", gab er von sich.
Ich musste leicht schmunzeln.
Ich verstand ihn nicht so ganz. Es wurde irgendwie immer seltsamer zwischen uns. Ich kann nicht behaupten, dass wir eine innige Freundschaft seit meiner Ankunft aufgebaut hatten, aber nachdem die Schule dann wirklich anfing, naja, seit dem wurde ich links liegen gelassen.
Ein tiefer, langer Atemzug meinerseits ertönte, als ich mein Buch zuklappte.
"Ist ehm, alles in Ordnung?" Die tiefe Stimme von meinem Nachbar ließ mich für einen kurzen Augenblick erschauern, eine leichte Gänsehaut machte sich breit.
"Sicher.", erwiderte ich monoton.
Tim setzte zum Antworten an, aber der Lehrer, welcher dann schließlich in den Raum kam, unterbrach ihn.
***
Nach dem Unterricht ging ich zu meinem Schließfach, um meine Bücher dort abzuladen. Wir hatten echt verdammt dicke Brocken, die einem manchmal ziemliche Rückenschmerzen einfingen.
Als ich dann dieses wieder schließen wollte kam mir eine Person zuvor und knallte die Tür vor meiner Nase provokant zu.
Ein großer, muskulös gebauter Schwarzkopf stand nun vor mir und lehnte sich mit seinem rechten Unterarm gegen das eben zugeknallte Schließfach. Provozierend grinste er mich an.
Genervt zog ich mir wieder meinen Ranzen an und drehte ihm den Rücken zu, um geradewegs den Flur entlang zu gehen. Doch bevor ich nur so weit denken konnte spürte ich eine starke Hand an meiner linken Schulter, welche mich mit einem Ruck nach hinten zog und gegen die Schließfächer drückte.
"Was willst du?", fragte ich schnippisch.
Er hingegen grinste nur vor sich hin.
Arschl-...
Noch bevor ich ihn in meinen Gedanken beleidigen konnte, spürte ich einen harten Faustschlag auf die linke Gesichtshälfte. Vor Schmerz zischend bewegte ich meinen Kopf mit zugekniffenen Augen in Schlagrichtung mit.
Verdammt was hat er für ein Problem?!
Nachdem ich mich wieder aufgerichtet hatte schaute ich ihn giftig an. Er lachte nur spöttisch.
Dann kam er meinem Ohr immer näher und flüsterte mir ein: "Ich möchte nur erwähnt haben, dass Schwuchtel hier nichts zu suchen haben.", er lachte spöttisch, "Liebe Grüße von deinem Freund." zu, woraufhin er sich von mir entfernte. Als Verabschiedung griff er nach meinem Kopf und ließ ihn einmal heftig gegen den Spint donnern, ehe er mit weiteren Jungs verschwand.
Ach fuck! Dieser Bastard!
Vor Wut kochend knurrte ich unverständliche Wörter vor mir her und fasste mir anschließend ins Gesicht. Ich blutete. Na toll. Und jeder, einfach jeder auf dem Flur starrte mich an.
Dann zupfte ich meine Klamotten zurecht, zog mir meine Kapuze über, senkte meinen Kopf, steckte meine Hände in die Hosentasche und ging schnurstracks geradeaus, ohne in jegliche Gesichter schauen zu müssen.
Am Ende des Flures blieb ich jedoch stehen, da irgendein Vollidiot meinte, mir den Weg zu versperren.
Genervt blickte ich auf dessen Schuhe. Kurzerhand fuhr ich mit meinem Blick über seinen Körper, um oben in sein Gesicht zu schauen.
Doch dann erkannte ich einen erschrockenen Tim, welcher mich entsetzt anstarrte.
"Lass mich durch.", knurrte ich kaum verständlich. Er rührte sich nicht, sondern starrte mich weiter an.
"Was ist pa-..."
Vollidiot.
Ich ging einen Schritt nach rechts, rempelte ihn einmal an der Schulter an und ging aus dem Schulgelände heraus.
Eine kleine Träne kullerte meine Wangen herunter.
Langsam ging ich nach Hause.
---
"Love is like heaven, but it can hurt like hell."
DU LIEST GERADE
someday / stexpert
FanfictionStegi, in der Geschichte auch Lukas genannt, zieht mit seinem Vater nach Essen, um dort einen Neustart zu wagen. Nach dem Krebstod seiner Mutter und dem Bankrott der Firma seines Vaters lief sein Leben komplett aus dem Ruder und alles schien sich au...