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PoV. Stegi (aka Lukas)

Und schon verging die letzte Woche meiner geliebten Sommerferien wie im Flug. Die einzigen Dinge, die wir taten, waren lediglich all unser Zeug einräumen, den Garten wieder herrichten und die rote Verkleidung des Hauses neu streichen. Und das alles war anstrengender als gedacht. Denn wir lagen schließlich beide, mein Dad und ich, jeden Abend erschöpft auf unserer Couch und sind morgens auch genau auf dieser Stelle wieder aufgewacht. Unsere schon längst aufgebauten Betten im oberen Stockwerk waren da nur Nebensache, obwohl sie bereits am ersten Tag schon standen. Nun ja, unser Haus war aber daraufhin aufgeräumt, unser Garten schön und von außen sah alles gepflegt aus. Also konnten wir jetzt richtig in unser neues Leben starten.

Doch beschäftigte mich jeden Tag eine ganz bestimmte Sache. Immer und immer wieder, weswegen ich manchmal ein wenig am träumen war und mein Vater mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück holen musste.

Und zwar er, Tim. Der Typ, der plötzlich auftauchte und uns half, aus dem Nichts, einfach so. Und er war verdammt nett, süß und, naja, heiß. Was auch sonst, wenn man seinen durchtrainierten Körper allein schon an seinen Armen, die gebräunt aus den Ärmeln seines weißen T-Shirts herausragten, erkannte.

Und wir fingen sogar an ein Gespräch aufzubauen. Ich erzählte ihm von mir und er mir von sich. Dabei erfuhr ich, dass er es liebte Basketball zu spielen, sogar zocken tat er des öfteren, genauso wie ich. Wir lachten viel und redeten immer mehr. Sein Lächeln, es war so liebevoll und wunderschön, dass man sich glatt darin verlieben könnte.

Ich glaubte nicht an die Liebe auf den ersten Blick, aber irgendwas sagte mir, dass ich bei dieser Annahme komplett falsch lag. Er provozierte es einfach, dass man es musste und nicht anders konnte. Sein Aussehen, seine Art und sein Verhalten dockten ab dem ersten Augenblick bei mir an und zogen mich in seinen Bann.

Er war zu perfekt um schwul zu sein.

Niemals konnte so jemand auf Männer stehen, geschweige auf mich. Auf einen kleinen, etwas trainierten aber noch dünnen, eigentlich viel zu blassen Jungen, der wirklich die ganze Zeit drinnen sitzt, zeichnet und zockt.
Kein tolles Gesamtbild würde ich sagen.

Also blieb diese Romanze, fürs erste, nur in meinen tief verstrickten Gedankengängen und suchte sich dort ein Plätzchen zum Verweilen und Altwerden.

Ich erfuhr, dass er ein paar Häuser weiter wohnte. Er bot mir sogar an, am ersten Schultag mich abzuholen, damit ich den Weg finde und kennenlerne.
Und natürlich nahm ich dieses Angebot dankend an.

So kam es auch schon zum besagten Montag.

Mein Wecker klingelte und erstaunlicherweise war er dieses Mal nicht nervtötend. Ich grummelte nicht genervt vor mich hin und ich blieb nicht wieder Ewigkeiten in meinem Bett liegen. Ich freute mich ausnahmsweise auf den heutigen Tag.

Ein Tag ohne Schläge, ohne Vorwürfe und Alleinsein. Ein Tag, eigentlich wie jeder andere, nur ich konnte neu anfangen und alles anders machen, was ich in meinem alten Leben, meiner Meinung nach, falsch gemacht hatte.

Und, naja. Tim war da. Ein kleiner Pluspunkt.

Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als ich mit meinem Vater am Küchentisch saß und frühstückte.

"Warum grinst du denn so?", fragte er und sah mich lachend an, bevor er wieder in sein Brot biss. Warum ich grinste? Nun ja, "Ab heute wird alles anders, ich freue mich richtig!"

Dann klingelte es an der Haustür. "Geh schon, ich räume den Rest weg. Hab' Spaß heute, okay?" Er lächelte. "Ja, werde ich haben!" Ich lächelte ebenfalls, griff daraufhin meinen Schulranzen und ging zur Tür, um diese zu öffnen.

Und dann stand er da wieder.
"Können wir los?" Er lächelte.

Dieses verdammte Lächeln.

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"Wake up and smile. You're day will be beautiful."

someday / stexpertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt