PoV Tim
Geschockt sah er mich an. Mit leicht geöffneten Mund stand er nun vor mir und konnte gar nicht glauben, was ich gerade von mit gegeben hatte. Nervös drehte ich meinen Kopf leicht nach rechts und blickte zu Boden.
"Er...", begann ich meinen Satz leicht zögernd, "Naja er hat manchmal so seine Ausraster. Ich weiß selbst nicht wieso..." Langsam blickte ich in seine grünen Augen, welche leicht schimmerten.
Ich wusste nicht mehr, was ich sagen sollte und schwieg einfach.
"Th.", der Blondhaarige verschränkte seine Arme und schaute nach links. "Eher Aggressionsprobleme! Kein Wunder, wenn er mit solchen Wichsern abhängt!" Er klang immer wütender und ballte seine Hand zu einer Faust, welche er immer fester zusammendrückte. "Und ich dachte, ich bin den Deppen los geworden!", er spannte seinen ganzen Körper an.
Verdutzt und wortlos stand ich vor ihm. Lukas jedoch schien bemerkt zu haben, was er gerade sagte, denn in seinem Gesichtsausdruck lag eine gewisse Panik.
"Wen... Meinst du?"
Er atmete einmal tief ein und wieder aus, schloss dabei für einen kurzen Moment seine Augen.
"Nicht so wichtig.", kam es schließlich monoton von ihm. Er wollte also nicht mit mir darüber sprechen, irgendwie verständlich.
"Ich kann mit ihm reden wenn du willst!" Im Gehen versuchte ich weiter auf ihn einzureden. Mit seinen Händen in den Hosentaschen zuckte er nur mit den Schultern. "Glaub mir, das wird nicht klappen. Ich hab das schon-", er stoppte und schwieg schließlich wieder. Schnell griff er mit einer Hand zu seiner Kapuze und zog diese noch weiter in sein Gesicht, als sie sowieso schon war.
Ich musste seufzen. Was hat er nur?
***
Kurz bevor er in sein Haus gehen wollte blieb er abrupt stehen, hob seinen Kopf leicht an und drehte sich zu mir. Er starrte einfach nur meinen Oberkörper an, um den Blick in mein Gesicht zu vermeiden.
Dann brach er die unangenehme Stille, "Warum interessiert du dich eigentlich dafür, wie es mir geht?" Er atmete ruhig. Dann kratzte ich meinen Hinterkopf, wusste nicht, was ich genau denken oder sagen wollte.
Nachdem er und sein Vater in unsere Nachbarschaft einzogen, wurde bei mir alles immer komplizierter. Vieles verwirrte mich und ich dachte über Dinge nach, über die ich sonst nie ein Gedanke verlor.
Ich versuchte mich schließlich etwas von ihm fern zu halten, aber auch, weil meine Freunde ihn nicht so sympathisch fanden. Sie meinten, er könne nicht mit uns mithalten. Ich beließ es dabei.
"Hm.", er ging durch den Vorgarten auf seine Veranda und schloss die Haustür auf. Dann verschwand er und ließ mich stehen.
Seitdem er hier wohnte, konnte ich nicht anders, als ihn ab und zu im Klassenraum oder auf dem Pausenhof zu beobachten. Natürlich so, dass es niemandem auffiel. Er brachte mich durcheinander, ich wusste nicht mal, warum ich an ihn dachte. Aber ich tat es. Irgendwie.
Ich schüttelte meinen Kopf, als ob ich die Gedanken abwerfen wollte und ging letztendlich selbst nach Hause.
Dort angekommen schloss ich die Tür auf, zog meine Schuhe aus, hing meine Jacke auf den Kleiderhaken und ging die Holztreppe hoch in mein Zimmer. Dann öffnete ich meinen Kleiderschrank, um nach bequemen Klamotten zu greifen.
Ich erschrak, als ich die Schranktür schloss, denn plötzlich stand mein größerer Bruder vor mir. Er grinste.
"Kein Grund, sich so zu erschrecken!", er lachte. Ich hingegen rollte nur genervt meine Augen und legte meine Klamotten auf das Bett.
"Wie es scheint, kennst du den Kerl von nebenan." Ich blickte zu ihm. "Seid ihr gut befreundet?" Er zog eine Augenbraue hoch und durchbohrte mich mit seinem Blick, dabei lehnte er sich mit dem Rücken gegen meinen Schrank, überkreuzte seine Beine leicht und verschränkte die Arme.
Ich grummelte nur. "Wieso fragst du?" Er lachte wieder nur, richtete sich gerade auf und ging auf mich zu. "Magst du ihn denn?" Ich zuckte mit den Schultern und widmete mich dann den Klamotten zu, die auf meinem Bett lagen. Den Rücken zu meinem Bruder gewandt.
"Du musst nämlich wissen,", fing er seinen Satz an, "er ist ein scheiß Schwuchtel." Ich konnte seine Abneigung und den Hass ihm gegenüber förmlich raushören. Dann drehte ich mich zu ihm. "Musst du wirklich jeden so bezeichnen, den du nicht leiden kannst?" Zornig schaute ich ihn an, er hob ertappt seine Hände hoch.
"Es tut mir Leid, wenn du so von mir denkst.", er grinste idiotisch.
Arschloch. Ich hasste ihn für seine Art und Weise.
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"Sometimes, the people who don't talk to you are the ones who really want to."
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someday / stexpert
FanfictionStegi, in der Geschichte auch Lukas genannt, zieht mit seinem Vater nach Essen, um dort einen Neustart zu wagen. Nach dem Krebstod seiner Mutter und dem Bankrott der Firma seines Vaters lief sein Leben komplett aus dem Ruder und alles schien sich au...