PoV Tim
"Was klotzt ihr denn noch so?" hörte ich es hinter mir rufen. "Habt ihr nichts besseres zu tun?", die weibliche Stimme wurde immer genervter und lauter. Schritte hörte ich immer näher auf uns zu kommen. Langsam blickte ich hoch in die blauen Augen des blonden Mädchens, jedoch waren sie dieses Mal nicht leuchtend, nein - ihre Mimik war generell mit purem Hass erfüllt.
Nachdem sie das erwähnte, gingen die ersten auch schon in einem leisen Gemurmel davon, ihre Blicke ab und zu zu uns herüber schweifend. Mit einem Seufzer wandte sie sich uns schließlich zu und hockte sich vor uns hin.
"Ist es sehr schlimm?" fragte sie nun besorgt und legte ihre Hand auf Stegis Schulter. Er hingegen löste sich von mir und sah das Mädchen an.
"Naja geht.", kam es nur brüchig aus meinem Gegenüber heraus. "Magentritte sind nicht ganz so toll.", lachte er ironisch unter seinem schmerzerfüllten Gesichtsausdruck und umklammerte mit beiden Armen seinen Bauch. Mir tat es weh, ihn so sehen zu müssen.
"Sollen wir versuchen, rein zu gehen?", ich sah besorgt in seine Augen, die geradewegs in die meinen blickten. "Oder doch lieber heim...", gab ich nun ernst von mir und strich ihm eine kleine Strähne hinter sein Ohr. Seine Haare waren schon so lang geworden, dass sie ständig in seinem Gesicht hingen.
Der Grünäugige überlegte, ehe er sehr leise zu antworten begann: "Nicht heim.", kam es nur aus ihm heraus, "Lass uns lieber rein gehen. Ich will keine Fehlstunden haben." Ich nickte lediglich. Dann standen wir auf und klopften uns den Dreck von den Klamotten.
"Kann ich euch irgendwie helfen?", fragte uns die weibliche Stimme.
"Nein, nein. Geht schon.", antwortete ich, "Danke." Ich sah zu Stegi - meinen einen Arm legte ich um seine Schultern und streichelte ihn sachte mit der Hand. Vorsichtig drückte ich ihn etwas näher an mich heran - ich wollte ihn beschützen, vor all dem Bösen, und vor allem vor meinem Bruder.
Dieser Dreckskerl."Danke, Nina.", meinte ich und lächelte sie freundlich an. Dann atmete ich einmal tief ein und wieder aus. Mein Auge pochte wie verrückt, es schmerzte. Alles schmerzte.
Doch das alles war mir in diesem Moment egal. Ich hätte alles für ihn gegeben. Ich löste mich aus der Umarmung und sah ihm noch einmal tief in die Augen, dann griff ich mit beiden Händen nach seinem Gesicht und zog dieses in meine Richtung. Sanft legte ich meine Lippen auf seine. "Alles wird gut, okay? Ich passe auf dich auf.", sagte ich nun etwas ernster aber immer noch sanftmütig. Er lächelte.
Nach einiger Zeit griff ich nach seiner Hand, um ihn mit ins Gebäude zu ziehen. Als wir losgehen wollten, stand jedoch jemand vor uns. Langsam blickte ich vom Boden auf, mein Blick wanderte dabei von seinen Schuhen hinauf über seinen Körper zu seinem Gesicht.
Frederic.
Shit."Ich, ähm... Ich hab gesehen was passiert ist."
Schön, und jetzt?
"Naja, und ich wollte fragen, ob alles in Ordnung ist.", gab er nun besorgt von sich.
Ich seufzte.
Kannst du nicht einfach verschwinden, wie jeder andere auch?Lukas sah zuerst ihn an, dann mich und seine Augen wanderten wieder zu unserem Gegenüber. "Ja, danke. Ich denke schon.", sagte er und versuchte ein wenig zu lächeln.
"Wenn du, also ich meine, wenn ihr Hilfe braucht oder so, ich helfe gerne!", warf er noch schnell in den Raum, bevor ich Lukas an seiner Hand mit in Richtung Schulgebäude zog. Erst, als dieser leicht aufzischte, bemerkte ich, dass ich seine Hand ein wenig zu fest gedrückt hatte.

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someday / stexpert
FanfictionStegi, in der Geschichte auch Lukas genannt, zieht mit seinem Vater nach Essen, um dort einen Neustart zu wagen. Nach dem Krebstod seiner Mutter und dem Bankrott der Firma seines Vaters lief sein Leben komplett aus dem Ruder und alles schien sich au...