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PoV Stegi (aka Lukas)

So schnell der Tag auch kam, so rasant zog er auch nun an uns vorbei und wir fuhren wieder zurück in unsere Villa. Wir alle waren erschöpft und unsere Füße taten durch das ständige hin und her Laufen weh. Am späten Abend ließen wir uns alle auf die große, eigentlich viel zu gefährlich weiche und bequeme Couch fallen, die mitten im Wohnzimmer stand.

»Sollen wir einen Film schauen?«, fragte Melanie, die Mutter von Nicklas, in die Runde. Alle gaben daraufhin zustimmende Töne von sich.

»Gut, dann machen wir noch schnell kleine Snacks!«, meldete sich nun Tims Mutter euphorisch und voller Tatendrang zu Wort, ehe sie sich erhob und ihre Schwester mit in die Küche zog, welche leicht genervte Laute als Reaktion äußerte.

Wie konnte sie noch so viel Energie haben?!
Lächelnd schüttelte ich meinen Kopf und drückte mich ebenfalls von der Couch ab.
»Ich geh mich kurz umziehen und dann duschen.«, gab ich nuschelnd von mir, steckte die Hände in die Hosentaschen und machte mich auf den Weg ins zweite Stockwerk des Hauses. In unserem Schlafzimmer griff ich nach einer neuen Boxershorts, meiner Jogginghose und einem weißen T-Shirt, welche ich kurzerhand gestapelt auf dem Klodeckel ablegte. Ich zog mich aus, warf meine alten Klamotten bedenkenlos in die nächst beste Ecke des Badezimmers und stieg in die Dusche.
Der Tag war anstrengend, meine Füße taten weh, ich war verschwitzt und müde. Ich wollte mich nach diesem Tag einfach nur an Tim ankuscheln, ihn küssen, mit ihm den Film zusammen schauen und irgendwann in seinen Armen einschlafen.

Bei diesem Gedanken lächelte ich in mich hinein und schloss die Augen, aber auch aus der Tatsache, dass ich nun meinen Kopf unter das lauwarm bis angenehm kühl laufende Wasser hielt, welches im Handumdrehen meine einst noch trockenen Haare vollkommen nass machte. Meinen Kopf legte ich leicht in den Nacken und strich mit beiden Händen von meiner Stirn aus über den Kopf, um die Haare nach hinten zu glätten.

Doch meine Mundwinkel sanken nach kurzer Zeit, ich öffnete meine Augen und ließ meine Schultern hängen. Ich wusste nicht, ob seine Mutter das von uns schon wusste, ob ich ihn einfach vor ihren Augen küssen dürfte, oder ob er es überhaupt wollte.

Mit einem leicht deprimierten und traurigen Seufzer, welcher eine Note Unsicherheit in sich trug, drehte ich mich um, griff nach der Schampooflasche und schäumte etwas neben dem Wasserstrahl meine nassen Haare ein.

Plötzlich spürte ich zwei warme Hände an meiner Hüfte, die mich etwas nach hinten zogen. Sofort hielt ich die Luft an, erstarrte und erinnerte mich an das Szenario aus dem Laden, in dem Nicklas auf einmal hinter mir stand. Vor Angst kniff ich meine Augen zusammen, wollte mich nicht umdrehen, bis ich zärtliche und warme Küsse an meinem Hals spürte.

»Hey, nicht so schüchtern.«, hörte ich die tiefe, wohlige Stimme neben meinem Ohr raunen. Es klang nach Tim, und es war Tim. Ich grinste erleichtert und drehte meinen Kopf zur Seite, blieb aber weiterhin mit dem Rücken zu ihm. Dann legte ich sanft meine Lippen auf die seinen und küsste ihn.

»Erschreck mich nächstes Mal nicht so.«, gab ich etwas leise von mir uns sah in seine braunen Haselnussaugen, die mich wie jedes Mal in einen endlosen Bann zogen, aus dem ich so einfach auch nicht wieder raus kam.

Zufrieden lächelte er, legte seine Stirn gegen meine Schläfe und schloss die Augen. Gleichzeitig umklammerte er sehnsüchtig meinen Bauch mit seinen leicht muskulös trainierten Armen. Seine Haut lag nun enger an meiner an und er presste sich leicht, aber zugleich auch sanft, an mich - So, als ob er mich schützen, festhalten und nie mehr loslassen wollte.

Für kurze Zeit verweilten wir in dieser Position. Nackt, kuschelnd in einer Dusche, lediglich das auf den Boden prasselnde Wasser des Duschkopfes konnten wir hören. Es war beruhigend und schön, man hätte Ewigkeiten so bleiben können, doch Tim brach die Stille.

»Es ist anstrengend, bei anderen mit dir immer auf Abstand zu sein, dich nicht küssen zu können oder dergleichen...«, kam es nun leise von meinem Hintermann. Er stieß einen enttäuschten Seufzer aus, entfernte seinen Kopf von meiner Schläfe und legte ihn nun stattdessen auf meiner Schulter ab. Vorsichtig ging er mit seiner Nase an meinen Hals und sog an dieser Stelle meinen Duft mit einem tiefen Atemzug ein, ehe er daraufhin wieder lange ausatmete.

»Ich gebe dir so viel Zeit, wie du brauchst.«, entgegnete ich ihm verständnisvoll und drehte mich um, damit ich ihm nun in die Augen schauen konnte. Zögerlich lächelte er.

»Ich möchte es so gerne sagen, meinen Freunden, meiner Mum...«, er legte eine kurze Pause ein, bevor er weiter sprach, »Ich habe ... Angst.«, er blickte zur Seite, als ob es peinlich und beschämend für ihn wäre. Das musste es doch nicht.

»Hey, alles gut.«, liebevoll legte ich meine rechte Hand auf seine Wange, lächelte ihn an, als sein Blick wieder zu mir schlich.
»Wenn du bereit bist, dann unterstütze ich dich. Du musst nichts voreilig angehen.«, sanft strich ich mit meinem Daumen über die Stelle unter meinen Fingern. Tim legte sodann eine Hand auf die meine, die sein Gesicht berührte, lagerte seinen Kopf in dessen Richtung und schloss die Augen.

Zaghaft lehnte ich mich nach vorne, schloss ebenfalls meine Augen und legte meine Lippen auf seine, die er sofort erwiderte. Wir verwickelten uns in einen langen, innigen Kuss, der, wenn es nach mir ginge, am besten niemals aufgehört hätte. Doch dann löste ich mich, sah ihm tief in die Augen und sagte:

»Ich liebe dich, Tim.«

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"You always gain by giving love." ~Reese Witherspoon

someday / stexpertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt