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PoV Tim

Nervös saß ich vor dem Café, bei welchem ich auf Nina treffen sollte, und wippte nervös mit meinem Fuß. "16:23 Uhr" murmelte ich mir selbst zu, als ich kurz auf die Uhr blickte. Noch sieben Minuten, ehe sie kam. Was genau wollte ich ihr eigentlich nochmal sagen? Meine Gedanken waren so verstrickt und verknotet, dass ich sie selbst nicht mehr sortieren konnte.

Mit einem tiefen Ein- und Ausatmen versuchte ich mich zu konzentrieren und beobachtete daraufhin die Leute, die ab und an am Café vorbei liefen. Einige alleine, manche mit Hund und andere zu zweit oder zu dritt, über ein Thema diskutierend oder darüber lachend.
Ich seufzte. Mache ich überhaupt das Richtige? Wird sie mich verstehen? Allmählich wurde ich wieder etwas nervöser. Normalerweise machte ich mir nie so viele Gedanken, aber zum ersten Mal war ich mir wirklich unsicher, denn ich wusste selbst nicht, was genau ich wollte.

Neugierig wagte ich einen erneuten Blick auf mein Handy - 16:27 Uhr leuchtete auf meinem grellen Bildschirm auf.  Drei Minuten. Irgendwie fühlte es sich wie Schlussmachen an, auch wenn wir nie wirklich zusammen waren. Ich hatte ein etwas mulmiges Gefühl in meinem Magen und etwas Angst, sie zu sehr zu verletzen.

Dann sah ich, wie eine kleine Blondine, welche ihre Haare zu einem Zopf zusammengebunden hatte, mir immer näher kam. Zögernd stand ich auf, als sie an meinem Tisch ankam, und umarmte sie innig. Still schweigend setzten wir uns hin.

"Also... Worüber wolltest du genau mit mir sprechen?", sie neigte ihren Kopf leicht zur linken Seite und lächelte mich mit ihrem süßesten Lächeln an.

"Ich, ähm... Ich weiß nicht genau wie ich das sagen soll...", nach den Worten kramend kratzte ich mich am Hinterkopf. Sie hingegen blickte mich weiterhin neugierig und erwartungsvoll an.

Ich seufzte und kniff kurz meine Augen zusammen. "Ich weiß nicht genau, was ich will.", platzte mir mit schnellen Worten heraus. Dann ruhte mein Blick auf dem Tisch. "Ich, naja...", ich sah nach rechts auf die Menschenmenge, die gerade an uns vorbei ging, als ob ich auf der Suche nach etwas oder jemandem wäre.
"Irgendwas sagt mir, dass das hier nicht richtig ist." Nachdem ich diese Worte aussprach, bekam ich ein schlechtes Gewissen. Verdammt. War das zu hart gesagt? Um meine Gedanken zu bestätigen, wagte ich einen Blick zu Nina, welche immer noch stillschweigend am Tisch saß und mich beobachtete.
Doch noch bevor ich erneut zum Reden ansetzen konnte, kam sie mir zuvor.

"Liegt es vielleicht an Lukas?"

Ich erstarrte. "Bitte was?", ungläubig und wie ertappt schaute ich sie nun an. Ich wurde etwas nervös, mein Herz klopfte und ich schwieg, als hätte mir jemand den Atem verschlagen. Langsam fuhr ich mir mit der rechten Hand durch meine Haare und dachte darüber nach, was sie meinte.

"Wusste ich doch.", sagte sie selbstsicher und schaute mir in die Augen.

Ich hatte noch nie wirklich in Erwägung  gezogen gehabt, dass es Lukas sein könnte, der mich durcheinander brachte. Auf eine gewisse Art und Weise zog er mich an, aber dass es auf diese wäre, hatte ich mir noch nie wirklich ausgemalt. Stimmte es überhaupt?

"Seitdem er da ist, oder sagen wir mal, seitdem er die Probleme hat, sorgst du dich nur noch um ihn. Ist dir nicht aufgefallen, dass du ihn oft in der Pause beobachtest?"

Ich lachte nervös auf.
Ach echt?
"Anscheinend mache ich das wirklich unbewusst...", sagte ich und blickte wieder auf den Tisch.

"Ist doch nicht schlimm, alles gut.", erwiderte sie nur aufmunternd.
"Ich wollte einfach nur wissen, wo ich stehe, oder ob ich mit meiner Vermutung richtig liege.", auf eine Antwort wartend sah sie mir in die Augen, jedoch ruhten meine Blicke weiterhin auf der glatten Glasplatte vor mir.

Dann ergriff sie wieder das Wort. "Ich bin dir wirklich nicht böse, oder verurteile dich.", sagte sie mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. "Steh einfach dazu, was ist so verkehrt daran, ihn zu mögen?"

"Meinst du, ich soll es ihm einfach sagen? Ich mein, ich weiß ja selbst nicht genau, was ich fühle, oder... Oder was ich will.", nach Hilfe suchend sah ich sie an und wurde immer hektischer beim Sprechen, "Ich weiß ja nicht einmal, ob ich überhaupt was für ihn empfinde. Oder möchte ich ihm einfach nur helfen? Ich...", ich setzte zu einer Pause an und sprach dann langsam und leicht nuschelnd nach einer kurzen Überlegung weiter, "Naja, also da ist schon etwas in mir, was ihn gerne einfach nur festhalten und lie-", ich stockte, erschrocken über das, was zu ich sagen versuchte.

Nina hingegen lächelte. "Geh doch einfach zu ihm hin. Was kannst du schon verlieren?"

***

Mit rasendem Herzen stand ich also um sechs Uhr Abends vor seinem Haus und starrte fürs erste lediglich die Haustür an, ehe ich mit leicht schwitzigem Finger die Klingel betätigte und immer noch darüber nachdachte, ob es wirklich das ist, was ich wollte. Vielleicht urteilte ich ja einfach nur zu voreilig.

Plötzlich wurde die Tür geöffnet. Lukas stand nun vor mir.
"Und? Wie ist es gelaufen?", fragte er neugierig. "Warte, komm erst mal rein.", mich zu sich winkend machte er die Tür frei und wir gingen hoch in sein Zimmer.

Mir stieg die Hitze bis in den Kopf, als ich zusammen mit ihm auf dem Bett saß, ich wurde noch nervöser.
"Es ist vorbei, denke ich.", gab ich unsicher von mir.

"Hä, wie meinst du das?", fragend sah er mich an.

"Naja, also da ist jemand, der verdreht mir momentan echt den Kopf und ich weiß nicht, was ich genau denken und fühlen soll."

Du Idiot, geht's noch komplizierter? Sag doch einfach, was dich beschäftigt.

"Oh, okay.", leicht bedrückt blickte er aus seinem Fenster.
Verdammt.

"Es ist kompliziert."
Super. Als ob das ein schlechter Statusspruch wäre.

"Dann sag derjenigen doch einfach, was du fühlst.", erwiderte er und sah weiterhin nach draußen.

"Was ist, wenn es keine sie ist?", sagte ich leicht zögernd.

Lukas drehte seinen Kopf langsam in meine Richtung und starrte mich ungläubig an.

Nach einiger Zeit überwand ich mich endlich: "Stegi, verdammt du bist derjenige, der mich verrückt macht.", gab ich unsicher von mir und blickte in seine immer größer werdenden Augen.

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„Love isn’t something you find. Love is something that finds you.“ ~Loretta Young

someday / stexpertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt