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PoV Stegi (aka Lukas)

Mein Kampf mit dem Thema Basketball nahm ich natürlich nicht allzu lässig hin. Ich wollte nur einmal zeigen, was in mir steckte, also gab ich mein Bestes. Einige staunten, was mich auch kurz lächeln ließ, denn niemand erwartete meinen vollen Körpereinsatz.

Auch Tim musterte mich, wie ich meine Körbe warf. Es machte mich leicht nervös, denn ich spürte ständig diesen Blick und sein Grinsen auf mir liegen.

Ab und zu beobachtete ich ihn von etwas entfernt, wie er ohne große Mühe und Anstrengung an seinen Gegner vorbei raste und Punkte erzielte. Ab und zu rutschte sogar sein Sportshirt leicht nach oben, wodurch man sein durchtrainiertes Sixpack zu sehen bekam.

Nur dann, in diesem einen Moment, wo ich nicht ganz aufpasste, geschah es mit mir. Der Ball, der sich vorhin noch auf der anderen Spielseite befand, knallte mit voller Wucht gegen meinen Kopf, wodurch ich zu Boden fiel.
Mit zusammengekniffenen Augen hielt ich meine Hand auf die pochende Stelle.

"Oh man sorry, das war nicht meine Absicht!"

Der noch eben von mir inspizierte Braunhaarige stand nun vor mir und hielt seine Hand hin, um mir aufzuhelfen. Ohne es mir zwei Mal sagen zu müssen, griff ich nach dieser leicht angeschwitzten und warmen Hand meines Gegenübers und stand auf.

"Geht's?" Die tiefe Stimme riss mich wieder in den Bann, wie machte er das bloß?

"Ä-Äh... Ja klar, alles g-gut!", Leicht stotternd und überfordernd fuchtelte ich mit meinen Händen vor mir herum. Tim erwiderte nur ein leises Lachen und wuschelte mir einmal kurz durch die Haare.

Perplex stand ich nun da und beobachtete ihn, wie er wieder weg ging.
Was war das gerade?

***

Nach dem Sportunterricht stand nun Deutsch auf meinem Plan. Thema der Stunde war der Expressionismus und wir sollten nun Präsentationen über vom Lehrer bestimmte Themen halten. Es gab einige, jedoch auch sehr unterschiedliche Varianten an Themenvorschlägen. Der Haken an der Sache war nur, dass unser Fachlehrer die Zweiergruppen einteilte.

Und wie der Zufall auch so wollte, landete ich mit der Person direkt neben mir in einem Team.
Nervös wanderten meine Augen nach rechts zu meinem Nachbarn, ohne dass sich mein Kopf bewegte. In meinem Augenwinkel konnte ich nur ein leichtes Grinsen seinerseits beobachten. Ich erwiderte ein unauffälliges Augenrollen, stütze meinen Kopf auf eine Hand ab und blickte träge aus dem Fenster.

Warum fuhr er mir durch die Haare? Das hatte er doch sonst nie gemacht. Zumal war es auch schon schlimm genug, dass er mich letztens in der Umkleide auf das angesprochen hatte, was mich am meisten verunsicherte, bedrückte, ja was mir sogar unangenehm und peinlich war.
Narben, die niemals wieder weg gehen würden. Die mich immer an die Situation in meinem Heimatdorf erinnerten, wo mich diese homophoben Dreckskerle umzingelten und gleichzeitig auf mich einschlugen.

Bei dem Gedanken ballte ich meine Hand zu einer Faust und drückte sie immer mehr zusammen.

Meine Gedanken schweiften zu Cedric, den ich seit Tagen nicht mehr gesehen hatte. Diese Ungewissheit beängstigte mich ein wenig. War er krank? Schwänzte er? Hatte er etwa... Gewissensbisse?
Seitdem ich in meiner neuen Schule war, zeigte er mir zwar nicht jeden Tag, dass er mich abgrundtief hasste - wobei er mich nicht mal richtig kannte - aber wenn er wollte, dann machte er es richtig. Ich konnte nicht sagen, dass er schlimmer wie die anderen war, denn das war er nicht. Aber er bereitete mir mehr Gänsehaut als jene in meiner damaligen Schule. Seine Größe, sein Körperbau, sein Ausdruck an Hass. Es ließ mich mehr und mehr zusammenzucken.

Leicht schüttelte ich den Kopf. Ich wollte mir darüber heute eigentlich keine Gedanken machen. Seit circa einer Woche herrschte sozusagen Frieden, es beruhigte und beängstigte mich zugleich.
Es war wie die Ruhe vor dem Sturm.

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"The greater the storm the brighter the rainbow."

someday / stexpertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt