Chapter 61 ✔️

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,,Also...
Wir waren am Anfang nicht so abweisend zu unserer Umwelt. Wir wollten es auch nie sein, es kam alles mit der Zeit...", fing Manuel an zuerzählen.
,,Wir haben vor ein paar Jahre jeder von uns etwas erlebt, was uns dazu gebracht hat so zu sein. Ich war bis zur 8. Klasse auf einer anderen Schule. Dort wurde ich wegen meiner Sexualität gemobbt. Meine Mitschüler und mein kompletter Jahrgang sind auf mich losgegangen, haben mich beleidigt, getreten, geschlagen und so weiter. Weiter ausbauen möchte ich das jetzt nicht, vielleicht ein anderen mal. Sie haben mich körperlich und seelisch fertig gemacht. Ich hab das nicht mehr ausgehalten und hab meine Eltern angefleht die Schule zu wechseln. Zum Glück stimmten sie zu und ich wechselte nach der 8. Klasse die Schule und nun bin ich hier. Erst dieses Jahr hab ich mich wieder getraut mich zu outen und das nur dank euch. Ich danke euch zwei." Während Mika sprach liefen ihm stumm Tränen über die Wangen und auch uns zwei Mädels standen Tränen in den Augen. Ich wusste das das noch nicht alles war, aber es war ein Anfang und ich bin stolz darauf das er angefangen hat.
,,Mir ging es genauso. Ich hab früh bemerkt das ich nicht an Mädchen interessiert bin, hab aber nie etwas gesagt. Zumindest wollte ich das nicht, doch ich verplapperte mich auf einer Party. Ich war beliebt gewesen, die Mädchen flogen mir hinterher, doch ich hatte kein Interesse. Und dann geschah es, ich plapperte bei Wahrheit oder Pflicht raus das ich schwul bin und noch nie etwas mit einem Mädchen gehabt hatte. Sie warfen mich von der Party und am nächsten Schultag war dann alles anders. Sie beleidigten mich, spielten mir Streiche oder zerstörten meine Schulsachen. Ich wollte nicht mehr. Meine Eltern haben zum Glück mitbekommen wie es mir ging und haben mich von der Schule genommen und mich in die jetzige gepackt. Auch ich muss mich bei euch bedanken, ohne euch wären Mika und ich niemals zusammen gekommen", beichtete uns Vincent und sah lächelnd zu seinem Freund. Bevor ich überhaupt die Chance hatte, etwas darauf zu erwiedern, sprach Tyler weiter.
,,Ich hab dir eine wichtige Sache jahrelang verschwiegen. Ich bin ein extrem schüchterner Mensch gewesen, doch bei dir war alles wie weggeblasen. Ich war, bin und werde immer dein großer Bruder, dein Beschützer sein. Als ich umgezogen bin, fiel es mir schwer mich an die neue Schule zugewöhnen. An die neuen Schüler, an die Umgebung. Ich hatte meinen kleinen Engel nicht bei mir und das hat mir Angst gemacht. So sehr das ich tagelang nicht schlafen konnte. Ich weiß nicht ob du dich noch daran erinnerst, aber du hast mir im Kindergarten ein knall pinkes Armband geschenkt. Als wir umgezogen sind, hab ich es jeden Tag getragen. In der Schule haben sie mich dann immer ausgelacht. Ich war zu schüchtern um mich zu wehren, deshalb ließ ich es über mich ergehen. Als sie merkten das ich nichts dagegen tat, gingen sie weiter. Sie schlugen mich und noch viel mehr. In der 9. Klasse beschloss ich dann etwas zu ändern, mit den Gedanken immer bei dir. Ich fing an zu trainieren, besuchte Feriencamps und lernte dort mich zu wehren." Tyler beendete seine Erzählung und sah zu Manuel. Er rung mit sich selbst, atmete dann aber doch einmal tief durch bevor er anfing zu sprechen.
,,Meine Eltern sind vor 5 Jahren bei einem Autounfall gestorben. Sie starben schnell und ohne Schmerzen." Bella neben mir sah geschockt zu ihrem Freund. ,,Deshalb wolltest du nicht über sie reden, es tut mir leid das ich nach gefragt hatte", murmelte sie. Ich war zu überrumpelt um irgendwas zu sagen. Liebevoll sah ihr Freund sie an. ,,Du wusstest nichts davon. Dir muss es nicht leid tun, ihr solltet beide aufhören euch immer zu entschuldigen. Ich bin froh das ihr es jetzt wisst. Nach ihrem Tod bin ich zu meinen Großeltern gekommen. Diese wohnten hier und ich musste umziehen. Doch das war nicht schlimm, es tat mir in gewisserweise sogar gut. Ich lernte mit dem Schmerz um zugehen und kann jetzt mit ihm Leben." Ich wusste das er noch was sagen wollte, doch er ließ es und sah stattdessen zu Linus. Dieser sah das als Zeichen los zulegen.
,,In der 9. Klasse war ich so sehr in ein Mädchen verliebt, dass ich alles für sie getan hab. Ich hab versucht sie zu beeindrucken. Irgendwann ist sie darauf eingegangen und wir wurden ein Paar. Wir waren 15 und ich war total in sie verschossen. Ich hab ihr die teuersten Geschenke gemacht und wollte das sie glücklich ist. Dabei hab ich aber nicht gemerkt wie sie noch was mit einem anderen Typen hatte. Klassenkameraden kamen zu mir und erzählten mir, das sie einen anderen hat. Doch ich wollte es nicht glauben, bis ich sie selbst erwischt hatte. Ich war sauer. Verletzt. Sie erzählte mir das sie mich nur ausgenutzt hat und das ich für sie nur ein Spielzeug war. Daraufhin hab ich mich komplett verändert. Bin verschloßener geworden. Kälter. Dann hab ich auf die Jungs getroffen und wir sind Freunde geworden." Er sah lächelnd zu seinen Freunden die ihn ebenfalls anlächelten.
,,Ich war mal ein Streber. Und so wie es den ganzen Strebern in Filmen immer geht, so ging es mir. Ich wurde darauf reduziert das ich intelligent bin. Sie haben mich seelisch fertig gemacht und in den Pausen mein Gesicht in die Toilette gedrückt, bis ich kurz davor war ohnmächtig zuwerden. Die Lehrer merkten das etwas mit mir nicht stimmt, sie wollten mit mir sprechen, aber ich lehnte ab. Ich wollte das alleine schaffen und so fasste auch ich den Entschluss etwas zu ändern. Mein aussehen veränderte sich, ebenso wie mein Charakter. Meine Eltern sind stolz auf mich. Sie sind der Meinung, dass ich alles schaffen kann was ich will. Und ich wollte diese Veränderung mehr als alles andere und ich hab es geschafft. Und darüber bin ich mehr als froh", erzählte Conner uns während er gedankenverloren auf den kleinen Tisch vor sich sah.
,,Dann bin jetzt wohl ich dran. Meine Geschichte kennt keiner von euch, weil ich es nicht wollte. Es tut mir leid, aber ich war nie bereit darüber zureden. Doch jetzt bin ich es. Ich hatte mal eine Freundin. Wir kannten uns seit dem Kindergarten und waren die besten Freunde. In der 8. Klasse sind wir zusammengekommen. Wir waren das Dreamteam, das 'beliebteste Paar' der Schule. Wir waren glücklich, zumindest dachte Ich das. Sie nahm sich mit gerade einmal 16 Jahren das Leben, weil ihre Eltern sie nicht liebten. Ihre Eltern waren oft weg und wenn sie denn dann mal da waren, schlug ihr Vater sie und ihre Mutter hatte an allem was sie tat etwas zu meckern. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich auf sie aufgepasst. Ich hätte sie niemals alleine gelassen, doch ich hab es getan. Ich hab sie geliebt, mehr als alles andere auf der Welt und das tu ich immernoch. Ich werde sie immer lieben", hauchte Luca zum Ende hin. Stille Tränen rannen ihm seine Wangen hinunter. Aus müden, niedergeschlagen Augen sah er uns an.

,,Er gehört zu mir..."Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt