Kapitel 2

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„Oh mein Gott.", zischte leise eine weibliche Stimme mich aus meinen Träumen. Murrend machte ich meine Augen auf, um in die strahlenden, braunen Augen meiner besten Freundin zu sehen.

„Ich hoffe, du hast einen guten Grund, mich aus meinen Schlaf zu reißen.", knurrte ich sie an und rieb mir über meine Augen.

„Schau mal, hinter uns!", Avery deutete auf die Sitze hinter uns in der ersten Reihe.

Averys Eltern waren beide weltweit, anerkannte Architekten, das Geld fehlte ihnen definitiv nicht. Daher war eine Reise in der ersten Klasse nichts Neues für sie.
Am Anfang wollte ich die Tickets nicht annehmen, doch Avery bestand hartnäckig darauf. Auch sie wollte weg von Zuhause.

Mein Blick verharrte auf ein paar schlafenden Jungs, circa in unserem Alter. Da es jedoch dunkel war, konnte ich schlecht etwas erkennen.

„Seit wann interessierst du dich wieder für ... Jungs?", fragte ich Avery vorsichtig, doch sie schüttelte nur den Kopf.

„Das ist One Direction. Es geht nicht um die Jungs, es geht um ihre Musik! Ich liebe ihre Musik!", flüsterte sie und schüttelte mich leicht an meiner Schulter, während ich meine Augen verdrehte. Nachdem sie bemerkt hatte, dass ich null Interesse an ihrer Boyband zeigte, drehte sie sich empört von mir weg. Stattdessen drehte sie sich wieder zur besagten Band um.

"Ich glaub es nicht. Was für ein Zufall.", kicherte sie vor sich hin und ich konnte nicht anders, als zu lächeln, als ich Avery kichern hörte. Der Fall trat zu selten ein. Ich glaubte nicht was ich tat, aber ich drehte mich ebenfalls wieder um.

„Und du bist nochmal wie alt? 12?!", kicherte ich und sie streckte mir die Zunge aus. „Gerade mal ein Jahr jünger als du."

Da sich meine Augen besser an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte ich nun Umrisse und Gesichter von den Jungen sehen.

"Siehst du denn mit den blonden Haaren?", fragte sie mich leise und zeigte Richtung Junge mit blonden Haaren. Ich nickte.

"Niall Horan." Wieder ein Nicken meinerseits. Ich bekam eine, von meiner Seite ungewollte, Namensrunde von Zayn Malik, Louis Tomlinson und Liam Payne.

„Und der, mit diesen Locken ist Harry Styles.", endete sie etwas spöttisch, mit einer Handbewegung zu letzten besagten Jungen. Verwirrt zog ich eine Augenbraue hoch, was Avery bemerkte.

„Ich weiß auch nicht. Ich kann Harry Styles nicht leiden. Seine Stimme ist einzigartig, aber sein Charakter ... Ich weiß nicht. Er kommt in den Medien immer so ... egoistisch und egozentrisch rüber. Selbstverliebt. Ein Womanizer." Kopfschüttelnd über ihre Theorie, gähnte ich nochmal.

„Hey! Hast du den Blitz an?", fragte ich Avery, als ich an ihrem Handy erkannte, dass der Blitz automatisch angehen würde, doch da war es schon zu spät. Ich schlug Avery auf die Schulter, um sie daraufhin gleich wieder herunter zu ziehen.

"Du bist so dumm. So unglaublich dumm!", flüsterte ich leise, doch sie grinste nur siegessicher und zeigte ihr neues Foto.

Schweißgebadet schlug ich meine Augen auf und setzte mich aufrecht gegen den Baumstamm hinter mir. Es war inzwischen wieder nachts. Mein Blick fiel auf Liam, der links von mir lag und ruhig schlief. Ich wusste doch, dass ich das Gesicht neben mir kannte. Wenn das nur Avery wüsste.

Avery. Ich vermisste sie schrecklich. Die Ungewissheit, dass sie irgendwo tot rumliegen konnte, verbreitete sich immer mehr in meinem Körper. Erst als ich die Tränen an meiner Wange spürte, merkte ich dass ich weinte. Ich fühlte mich so leer, so schlecht.
Schon wieder hatte ich sie alleine gelassen.

Ein Rascheln neben mir ließ mich aufschrecken. Liam streckte sich und setzte sich ebenfalls auf. Verwirrt sah er sich um, bevor er mich verschlafen anguckte.

„Alles klar?", brummte er und ich wischte mir schnell mit meinen Handdrüsen über meine Augen und Wangen. Ich schüttelte nur leicht den Kopf und daraufhin kamen gleich wieder Tränen.

„Hey, komm her.", sagte er leise und auf einmal wurde ich, zögernd, in zwei starke Arme hinein gedrückt. Auch wenn ich Liam nicht kannte, fühlte ich mich ein kleines Stückchen besser. Ich ließ meinen Kopf gegen seine Brust sinken und ließ meinen Tränen meinen freien Lauf. Er streichelte mir immer wieder behutsam über den Rücken und flüsterte mir beruhigende Worte zu.

„Ich weiß, wer du bist.", flüsterte ich nach einer nach langen Schweigepause, in der ich mich wieder beruhigt hatte.
Ich konnte ein Vibrieren an meinem Kopf fühlen, was sich als Lachen Liams herausstellte.

„Was habe ich nun zu befürchten?", lachte er und schaute mich mit seinen braunen Augen an.
Ich lächelte ebenfalls leicht zurück und schüttelte nur den Kopf.

„Ich bin kein Fan, keine Sorge.", sagte ich leicht spöttisch und doch grinsend.

„Ich weiß nur, dass irgendwelche Fans dabei waren. Da will man einmal Urlaub machen, und schon wird man in Schlaf fotografiert.", sagte er kopfschüttelnd und ich konnte nicht anders, als loszulachen. Liam lag verwirrt seinen Kopf schräg.

„Das war Avery. Sie kennt euch und wollte unbedingt ein Foto machen, jedoch hatte sich der Blitz automatisch angemacht.", lachte ich. 

Doch nachdem ich den Satz in Gedanken nochmal durch gegangen war, verbreitete sich gleich wieder die Leere in mir und langsam ging das Lachen in ein Schweigen über.

„Avery. Deine ... Freundin?", fragte Liam nach ein paar Minuten und guckte mich an. Ich erwiderte seinen Blick.

„Ja. Schon seit dem Kindergarten. Wir sind bis heute in der gleichen Klasse und eigentlich unzertrennlich.", flüsterte ich und schaute dann wieder Liam an, der mir aufmerksam zuhörte. Ich merkte, wie gut es tat, über sie zu sprechen.

„Du bist mit deinen anderen Bandmitgliedern hier, oder?", fragte ich ihn, nachdem wir ein paar Minuten geschwiegen hatten und er schluckte, bevor er auch nickte.

„Wir wollten einfach mal für ein paar Wochen eine Auszeit nehmen. Natürlich lieben wir unseren Job, unsere Fans, jeden Einzelnen. Ohne sie wären wir niemals da, wo wir heute sind! Aber irgendwann kann man nicht mehr. Immer diese Gerüchte und die ständige Paparazzi Geschichte. Niall hatte schon einen Zusammenbruch und die anderen hatten auch keine Lust mehr. Also besorgte uns unser Manager Tickets für so weit weg wie möglich und dies natürlich auch geheim. Lediglich unsere Familien wissen davon."

Ich nickte und sah, wie er schmerzlich sein Gesicht verzog. Zögerlich legte ich ihm eine Hand auf seine Schulter, woraufhin er mir ein leichtes Lächeln schenkte. Irgendwann holte uns der Schlaf wieder ein.

Ein Rascheln weckt mich aus meinem traumlosen Schlaf. Langsam mache ich meine Augen auf und eine aufgehende Sonne stach mir ins Auge. Liam neben mir, lag zusammen gekauert da. Mein Blick fiel auf die Wasserflasche und ich trank einen Schluck.

„Oh.", flüsterte ich schockiert und war mit einem Ruck aufgestanden. 

Vor mir stand ein junger Mann mit braunen Haaren und blauen, aufgeweckten Augen. Er sah ebenfalls ziemlich fertig aus. Er musterte mich mit einem seltsamen Blick.
Stirnrunzelnd sah ich zurück und merkte erst dann, dass niemand von uns was sagte.

„Hallo?", sagte ich deswegen und ging kurz durch meine langen, verwuschelten Locken.

Er sagt jedoch nichts und sah eindringlich zu Liam, was mir leicht Angst ein jagte. Vielleicht war er ein Einheimischer von der Insel und wollte uns etwas tun? Als ich mich gerade nach einem Stock um suchen wollte, sagte er etwas.

„Ist ... ist Liam tot?" Er hat eine hohe und brüchige Stimme und nachdem er seinen Blick von ihm abgewendet hatte, sah er mich böse an. Schockiert sah ich zurück.

Völlig benebelt antworte ich ihm: „Was? Liam? Nein, der schläft nur.", und sah kurz zu ihm, welcher anscheinend langsam wach wurde, durch unsere gemeinsame, ungewöhnliche Unterhaltung.

Der Mann atmete erleichtert aus und rannte auf Liam zu, um sich gleich auf ihn drauf zuwerfen. Erschrocken riss ich meine Augen auf und wollte schon los kreischen, als ich Liams Blick sah.

„Liam!", sagte der Mann und Liam schrie erst mal wie ein Mädchen auf, weswegen ich mir die Ohren zu hielt. Nachdem er sich jedoch auf den Rücken gedreht hatte, fing er an zu lachen.

„Louis? Du lebst!"

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Guten Abend,

anbei das zweite Kapitel.

Anbei noch ein Bild von meiner Avery. 

Wie gefällt es euch bisher, habt ihr Anmerkungen? :)

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Unverhofft kommt oftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt