Kapitel 7

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Unruhig wälzte ich auf dem dreckigen Boden, der mir als Schlafplatz diente, hin und her. Ich wollte schlafen. Ich war müde.
Doch in meinen Gedanken war die Hölle los. Von Avery bis zu Harry hin. Alles verwirrte und verzweifelte mich so sehr.

Als ob das ein Albtraum wäre und ich gleich wieder aufwachen würde. Doch es war die Realität. So hatte es mir Louis jedenfalls vorhin versichert, nachdem ich ihm meine Bedenken gesagt hatte. Seufzend drehte ich mich wieder um und zuckte zusammen.
Langsam setzte ich mich auf, um meine Beine an mich zu ziehen, während mich die zwei blauen Augen durchgehend musterten.

„Du nervst.", flüsterte Niall und streckte sich. Kurz war ich in ihn vertieft, doch dann fing ich mich wieder und guckte auf den Boden. Dann gähnte er nochmal und setze sich ebenfalls verschlafen auf, sodass wir fast auf einer Augenhöhe waren.

„Also, warum so schlaflos?", flüsterte er leise. „So offensichtlich?" Ein kleines Kichern verließ Nialls Mund.

„Ich bin einfach noch nicht müde.", meinte ich dann und er guckte daraufhin ernst an.

„Nein. Dich bedrückt etwas.", sagte er und ich hatte das Gefühl, als ob seine blauen Augen sich durch Augen hin durchbohren würden. Schnell brach ich den Blickkontakt ab und zupfte an Averys Band herum. Ich wollte es Niall nicht erzählen.
Er würde es wahrscheinlich genau wie Louis auch nicht verstehen.

„Hope, wenn du nicht reden möchtest, musst du nicht.", sagte Niall auf einmal ganz leise und einfühlsam.
Langsam sah ich hoch und er hörte auf, mich mit seinem Blick zu durchbohren. Ich nickte und er legte sich wieder hin. Kurz saß ich noch da, bis Niall seufzte und seinen Arm der Länge nach zu mir ausstreckte. In meinen Gedanken etwas triumphierend, legte ich meinen Kopf auf seinen Arm und kuschelte mich an ihn.
„Wie geht es eigentlich deinen Wunden?" Flüsternd sah ich ihn an, in der Hoffnung, niemand würde aufwachen und er nickte.

„Besser. Solange ich von Liam oder Louis das T-Shirt anhabe, kann ich mich auf den Boden legen.", sagte er leise und müde zurück.

Ich nickte nur und gähnte. „Ich denke, du schläfst erst mal.", sagte er lachend. Schmunzelnd stimmte ich zu.

„Aufwachen, du Schlafmütze.", weckte mich eine sanfte Stimme und ich drehte mich murrend zur anderen Seite. Ich hatte gefühlt erst ein paar Minuten geschlafen.

„Komm schon.", sagte der Braunhaarige weiter und rüttelte mich an meiner Schulter. Müde schlug ich Liam die Hand weg und er kicherte. Dann ging es aber jemanden wieder gut. Zu gut.

„Soll ich Louis holen?", fragte er leicht drohend in mein Ohr, ich schlug ihn jedoch wieder zurück. Sollte er doch machen, was er wollte. Ich war schrecklich müde. Liam lachte laut auf und rief Louis und auch noch Harry.

„Kleine Info am Rande. Er war gerade mit Harry im Fluss baden.", sagte er noch schnell und ich riss meine Augen auf. Oh, Jesus. Schnell bereute ich es nicht aufgestanden zu sein.

„Liam"-, doch da war es schon zu spät. Auf einmal fühlte ich zwei nasse, schwere Körper auf mir und ich schrie instinktiv auf.

„Morgen Hope.", schrie Louis vergnügt und schüttelte sich, so dass alles in mein Gesicht kam. Böse murrte ich beide an und wenn Blicke hätten töten können, wären beide schon längst gestorben. Bei Müdigkeit hörte der Spaß bei mir auf.

„Geht runter von mir! Ihr seid schwer! Und nass!" Jammernd versuchte ich Harry mit meinen Füßen weg zu strampeln.

Harry und Louis kicherten daraufhin wie zwei Verrückte. Warum hatte ich Harry gefunden?
Zusammen waren beide unglaublich ... nervig.

„Hilfe!", kreischte ich verzweifelt, doch Liam schaute mich mit diesem Ich-habe-es-dir-gesagt Blick an, und zwinkerte doof.
Auch ihm wurde ein tödlicher Blick hinzu geworfen. Also griff ich zu meiner letzten Option.

„Aua!", schrie Louis und sofort war er von mir unten.

Harry sah ihn verwirrt an und Louis zog ihn schnell runter von mir. Triumphierend richtete ich mich auf.

„Liam, lass uns verschwinden, besser gesagt, wir verschwinden ohne Hope. Sie hat sich in ein Tier verwandelt.", sagte Louis und versteckte sich hinter Liam.

Vergnügt grinste ich und holte mir einer der Wasserflaschen. Wenigstens war ich nun wach, wenn auch auf unangenehme Art und Weise. Harry sah nun noch verwirrter aus als vorher und auch Liam ging es nicht besser.

„Sie hat mich gebissen!", sagte er entsetzt und zeigte seinen kleinen roten Fleck am Arm. Laut fingen Harry und Liam an zu lachen.

Nachdem Liam und Harry sich einigermaßen beruhigt hatten, und ich mich bei Louis entschuldigt hatte, nahmen wir wieder den Ernst der Lage an. Leider.

„In meiner Richtung liegt jedenfalls nichts.", meinte Harry kopfschüttelnd und zeigte die Richtung an, aus der er gekommen war.

Nachdenklich nickte Liam. „Und es wäre dumm, wenn wir wieder zurück kehren würden.", sagte Louis und runzelte seine Stirn.

„Aber wo sollen wir denn dann hin?", fragte ich verwirrt und alle zuckten synchron mit ihren Schultern.
Etwas verzweifelt sah ich sie an.

„Entweder wieder raus aus dem Dschungel und damit am Strand weiter, oder doch tiefer in den Dschungel rein.", schlug Liam vor.

„Nur ...", murmelte Harry und sah auf. Er schluckte und sein Blick glitt ins Leere.

„Nur was?", hakte Niall verwirrt nach.

„Wenn wir am Strand laufen werden, müssen wir auch vielleicht damit rechnen, dass wir ... möglicherweise...", murmelte er ganz langsam weiter und wurde gegen Satzende leiser.

„Was?", fragte ich ungeduldig nach.

„Dass wir andere Passagiere finden.", beendete Louis den Satz für ihn und legte ihm behutsam eine Hand auf die Schulter.
„Danke.", murmelte Harry ihm zu und richtete sich etwas auf.

„Aber ... das ist doch gut!", rief ich aus. Die Gesichter der anderen zeigten jedoch komplett das Gegenteil.

„Ähm... vielleicht leblose Passagiere.", murmelte Liam mit berückter Miene.

Geschockt zog ich die Luft an. Was war, wenn Avery es wirklich doch nicht geschafft hatte?
Wenn, dann wollte ich sie so in Erinnerung behalten, wie ich sie kannte. Zitternd schreckte ich aus meinem Gedanken raus.
Hatte ich wirklich nur noch so wenig Hoffnung?

„Ist das so okay für dich Hope?", fragte Harry und ich bemerkte, dass mich alle wartend anstarrten.

„Bitte nicht an den Strand.", sagte ich leise, nicht wirklich wissend, was der Plan war.

„Genau das, hatten wir auch nicht vor.", sagte Harry ebenfalls leise zurück und ich guckte sie dankbar an.

Also nahmen wir drei volle Wasserflaschen und Obst mit und brachen auf.
Wieder liefen wir ziemlich lange. Der einzige Vorteil war, dass es immer schattig war. Jedoch wurde es auch immer wärmer und wir mussten deswegen immer wieder Pausen machen, bevor wir dehydrieren würden. Die Wärme war wirklich erdrückend.

Währenddessen freundete ich mich mit Harry etwas an und musste feststellen, dass er genauso viel Unsinn im Kopf hatte wie Louis. Er war jedoch sehr einfühlsam, was ich wirklich an ihm mochte. Ich wusste wirklich nicht, was Avery für ein Problem hatte. Harry war ein aufmerksamer und charmanter Mensch.

Oft musste ich schmunzeln, denn er war manchmal sogar echt süß. Nun gut, süß indem Sinne, dass er mein bester Freund sein könnte, nicht das „süß". Anscheinend waren es doch die klischeehaften Vorteile der Medien.
Und sie erzählten mir auch noch mehr von ihren X-Faktor Zeiten. Wie sie zu einer Band wurden, wie Harry der Name einfiel, wie sie als dritter ausschieden und trotzdem erfolgreich wurden. Dass sie einen Film erst kürzlich heraus gebracht hatten.

„Ich kann euch verstehen.", sagte ich irgendwann nachdenklich und Niall sah verwirrt auf.

„Was meinst du?", fragte Harry und hob fragend eine Augenbraue in die Höhe.

„Na, dass ihr eine Auszeit braucht, von dem allen."
Selbstverständlich zuckte ich mit den Schultern und blickte die vier verständnisvoll an.

„Es nicht so, dass wir unsere Fans und Jobs hassen.", versuchte sich Harry zu erklären.
„Ganz im Gegenteil! Ohne sie wären wir nichts. Singen ist unser Leben. Aber das Schreckliche ist, dass man keine Privatsphäre mehr hat. Das eine geht nicht ohne das Andere.", sagte Harry stöhnend und nahm einen Schluck aus unserer ersten angefangen Flasche.

„Schaut mal!", rief Louis auf einmal amüsiert, wechselte damit komplett das Thema und war auch schon an einer Palme hoch geklettert.

Die Palmen waren sehr hoch und kurzzeitig hatte ich Angst, dass er wieder runter fallen würde.
Kopfschüttelnd setzte ich meinen Weg alleine weiter, während die anderen stehen blieben.

„Oh nein.", sagte Liam und guckte ängstlich nach oben.

„Komm runter, bevor dir etwas passiert.", schrie der Braunhaarige weiter zu unserem neuen Affen hinauf, doch Louis winkte ab.

„Kokosnüsse!", schrie er begeistert.

„Das ist ja schön und gut, aber bitte lass das jetzt!"

Verzweifelt raufte sich Liam durch die Haare und selbst Harry fing nervös an herum zu tippeln. „Lou, bitte.", maulte er.

„Kommt, reißt euch zusammen, ich hole uns ein paar Nüsse runter. Mir passiert schon nichts."

Stöhnend drehte ich mich nun um und musste feststellen, dass mir keiner folgte. Stattdessen waren die Jungs unter der Palme stehen geblieben. Also machte ich mich wieder ebenfalls auf den Weg zurück zu den Anderen.

„Louis, nicht schütteln!", schrie Niall jedoch in dem Moment böse hoch und fing an in meine Richtung zu rennen, doch da war es schon zu spät. Louis schüttelte, und das letzte was ich sah, war, wie es Kokosnüsse regnete.

Der Druck wurde zu laut und ich schrie auf.
Mit einer verkrampften Hand hielt ich mich mit der einen Hand an Avery und mit der anderen an meinem Sitz fest.

Danach war nur noch ein ohrenbetäubender Knall zu hören, mein Kopf schlug irgendwo an und irgendwas splitterte an mir hinab. Irgendwann kam ich wieder zu mir. Ich konnte viele Schmerzen an meinem Körper wahrnehmen und dazu noch einen völligen Adrenalinstoß, der vermutlich dafür sorgte, dass ich nicht mal das Ausmaß gerade hier mitbekam.

Ein durchgehendes Piepsen verließ mein Ohr nicht mehr, der sich aufgrund des Knalls vorhin gebildet hatte..
Das Erste, was ich dann wahrnahm, war Wasser. Langsam machte ich meine Augen auf und ließ meine Hände von meinen Sitz und Avery ab. Jedoch hatte sich der Part schon erledigt, denn es war keine Avery mehr am Sitz, sondern nur eine abgerissene Seite des Flugzeugs zu sehen. Ich hörte im Hintergrund Menschen kreischen und schreien, wenn nicht sogar weinen.

Langsam und schockiert ließ ich mich in das Wasser gleiten. Gerade wollte ich hinaus schwimmen, als ein Teil des Flugzeuges auf mich herab brach.


„Aua." Schmerzerfüllt verzog ich mein Gesicht und fasste mir instinktiv an meine Hinterkopf, von dem der Schmerz kam.

„Da bist du wieder. Sieh mich an." Erleichtert hörte ich Niall ausatmen und er fuhr mir sanft über meine Wange, um anschließend eine Haarsträhne zur Seite zu nehmen. Irgendwer bettete mich höher in seinem Schoß und ich öffnete meine Augen.
„Geht das so?", murmelte Harry, in dessen Schoß ich wohl lag.

Ich nickte und tastete weiter meinen Kopf ab. Wimmernd ließ ich sofort meinen Kopf los, als ich an der Stelle, wo ich getroffen wurde, ankam. Niall sah mich mitleidig an.

„Ich denke, das gibt leider eine große Beule.", sagte er leise und hauchte mir einen kleinen Kuss auf meinem Kopf. Eine Gänsehaut überzog mich und ich schluckte. Wie konnte ich das bitte nun interpretieren?

„Das hat auch wehgetan.", sagte ich schmunzelnd und Niall streckte mir die Zunge hinaus.

„Hope, du bist wieder wach.", rief Louis auf einmal und stürzte sich neben mich. Danach war ich in einer Umarmung drinnen.

„Es tut mir so leid. Ich hatte ja keine Ahnung!", sagte er schockiert und ich klopfte ihm aus seinen Rücken.

„Schon in Ordnung, ich verzeih dir. Jetzt sind wir ja quitt.", sagte ich lächelnd und er schob mich zurück.

„Ich habe doch gesagt, du lebst gefährlich!", sagte er und gab mir auf einmal eine offene Kokosnuss.

Dankbar nahm ich sie an und nahm ein paar Schlucke, und musste feststellen, dass es gut schmeckte.

„Immerhin hat es sich-", jedoch kam ich nicht weiter, denn auf einmal ertönte ein stumpfer Schuss.

Unverhofft kommt oftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt