Kapitel 14

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Mein Herz klopfte so laut, dass ich dachte, dass es die anderen Jungs hören würden. Wieder das Geräusch. Ich spürte, wie sich der Druck um meine Hand verfestigte und die Körper sich der vier Jungen anspannten. Doch als das Geräusch wieder da war, öffnete ich meine Augen und all meine Gedanken verflogen. Niall zog ich mich hoch und stellte sich vor mich. Langsam lugte ich vor seinem Rücken hervor.

Uns kamen zwei humpelnde Männer entgegen. Ich sage es grade heraus: Sie sahen fürchterlich aus. Dreck und Blut waren an ihrer Haut zu sehen und außer zerrissenen Shorts hatten sie nicht an. Die Haare von ihnen, die relativ lang waren, waren bereits verfilzt und eine Menge Dreck war vorzufinden.

Ein wierlicher Geruch kam uns ebenfalls entgegen und ich verzog mein Gesicht. Wer weiß, wie lange die schon hier waren. Sogar von hier aus, konnte man riechen, dass sie stanken. Waren das etwa Passagiere? Ich denke nicht. Diese Menschen sahen so aus, als ob sie schon Monate hier wären. Oder als ob sie verrückt wären. Die Blicke von ihnen waren eindringlich.

„Trinken! Alles!", sagte der eine Mann brüchig und streckte herausfordernd die Hand aus.

„Es gibt eine Quelle hier.", sagte Liam langsam, doch der Mann zischte und Liam wich einen Schritt zurück.

„Hergeben!", schrie er nun und ich zuckte bei dem Schrei zusammen.

„Nein. Das ist unser Trinken.", sagte Harry und trat einen Schritt vor.

„Das ist meine Insel.", sagte der Mann und hustete grausam auf, sodass ich eine Gänsehaut bekam.

Durch den Geruch wurde mir schlecht und ich hatte kaum was in meinem Magen. Ich riss mich zusammen und blieb weiterhin da, wo ich war. Der zweite Mann grinste mich dreckig an und ich zog die Luft ein. Schnell brach ich den Blickkontakt ab und ließ es endgültig damit, die Männer anzugucken. Stattdessen duckte ich mich hinter Nialls Rücken und hoffte, dass diese Männer abhauen würden. Dann hörte ich jedoch wieder auf, da es auf einmal ruhig wurde und ich nur noch ein Flüstern hörte.

„Entweder Trinken oder Mädchen.", sagte der andere Mann und ich riss meine Augen auf. Nicht mal über meine Leiche!
Niall drückte meine Hand und Liam verzog sein Gesicht.

„Wir geben ihnen sicherlich nicht das Mädchen.", sagte Louis ernst und verschränkte seine Arme.

„Dann Flaschen.", sagte der Mann und kam wieder einen Schritt näher und somit auch sein hässlicher Gestank.

„Nein. Wie oft noch? Es gibt eine Quelle!", knurrte Harry und hatte dabei einen eisigen Blick, vor dem selbst ich zurück schreckte.

„Mädchen oder Flasche.", schrie der Mann und ich zuckte wieder zusammen.

„Gut, sehen sie her!", sagte Liam mit einer gereizten Stimme und der Mann guckte ihn bedrohlich an.

„Eine Flasche können wir ihnen geben.", sagte er und zeigte ihnen die volle Flasche langsam.

Harry sah böse zu Liam, dem dies anscheinend gar nicht passte, doch Liam warf ihm einen warnenden Blick zurück. Der Mann guckte den anderen an, er grinste kurz und nickte. Humpelnd ging der eine der beiden Männer langsam zu Liam hin. Ich merkte wie Liam sich anspannte und auch Harry ballte seine Fäuste.

„Und dann verschwinden sie.", sagte Liam kalt und der Mann grinste nur wieder.
Liam ging einen Schritt auf ihn zu und der Mann kam weiterhin zu ihm. Ein ungutes Gefühles spannte sich in mir an.

Der Mann stand vor Liam und nahm ihm die Flasche aus der Hand und lächelte ihn an. Wobei mir von seinen gelben Zähnen noch schlechter wurde. Und dann war eine Faust in Liams Gesicht und dieser landete zu Boden. Schockiert schrie ich auf und das nächste was ich sah war wie Harrys Faust ins Gesicht des Mannes flog.

Louis schmiss sich zu Liam, der schmerzerfüllt sein Gesicht verzog, jedoch keine offenen Wunden anzeigte. Weiter kam ich jedoch nicht, denn auf einmal ließ Niall meine Hand los und schlug damit den anderen Mann, der auf einmal vor uns stand.
Instinktiv wich ich in Trance zurück. Der Mann verdrehte kurz seinen Kopf, lachte und schlug Niall mit voller Wucht in den Bauch. Stöhnend knallte er gegen die Wand und blieb dort regungslos liegen.

„Niall!", kreischte ich und wollte mich zu ihm hinstürzen, als ich auf einmal an meiner Schulter gepackt werde, um daraufhin in das grinsende Gesicht des Fremden zu gucken. Ich tat das Letzte, was mir einfiel und rammte ihm mit aller Kraft meinen Arm in seine Magengegend.

Sofort ließ er mich los, schlug mir jedoch ins Gesicht und ich taumelte ebenfalls zurück. Keuchend verzog ich ebenfalls mein Gesicht, stand jedoch auf und rannte zu Niall, der noch immer regungslos am Boden lag.

„Niall!", rief ich aus und streichelte über sein Gesicht.

Wieder sah ich auf, und sah gerade noch, wie Harry auf einen bewusstlosen Mann einschlug und Louis Liam half wieder aufzustehen. Jedoch vergaß ich den anderen Mann, der wieder viel zu schnell bei mir war. Laut kreischte ich auf.

Ich sah noch, wie Louis seinen Kopf hob, doch dann warf mich der Mann wortwörtlich über seine Schultern und krallt sich in meine Beine. Schluchzend schrie ich auf und schrie unbewusst als erstes nach Liam. Umso lauter ich schrie, desto härter krallte er seine Finger in meine Wade.

Plötzlich verlor der Mann sein Gleichgewicht und fiel nach hinten, sodass er direkt auf mich drauf fiel. Ein ganzer Luftstoß wurde aus mir heraus gedrückt und dies zeigte sich in Form von Schmerzen in meiner Lunge. Der einzige positive Punkt war, dass er nun bewusstlos war. Was nicht hieß, dass es mir unter mindestens 100 Kilo besser ging.

Wimmernd versuchte ich mich zu befreien, denn ich merkte schon, dass ich das Gewicht über mir lange nicht mehr halten konnte.
Ich war zu schwach. Zu schwach, um unter einen Mann hervor zu klettern. Seufzend ließ ich meinen Kopf in den dreckigen Sand landen, als sich auf einmal das Gewicht über mir löste und ich in die kalten Augen von Harry schaute, die sich schlagartig in
Schockierte verwandelten.

Behutsam zog er mich unter dem Mann hervor und nahm mich einfach in seine Arme. Schluchzend weinte ich mich in seinem T-Shirt aus. Mein Gesicht brannte und ich merkte, dass auf meinen Beinen das Blut herunter lief.

Der Mann hatte richtige Wunden an meinen Beinen mit seinen Nägeln hinterlassen. Wieder musste ich schluchzen und ich merkte, dass ich in einen leichten Panikanfall hineinfiel. Die Tränen brannten auf meiner Haut und ich fühlte nur Schmerzen.
Das war doch alles langsam ein schlechter Scherz? Reichte es denn nicht, dass wir bereits abgestürzt waren?
Wohl oder übel würde ich langsam sicherlich eine Krise bekommen.

Langsam hob ich meinen Kopf und guckte Harry an, der besorgt in Richtung der Jungs sah, während er mich festhielt.
Besagter sah nicht besser aus. Dann drehte ich mich zu Liam um, der sich neben Niall hingekniet hatte, genau wie Louis. Niall.

„Wie, wie ... g ... geht es ihm?", fragte ich schluchzend, teils stotternd und wollte aufstehen, doch der Schmerz an meinen beiden Beinen durchzog mich so sehr und ich wäre fast zu Boden gefallen, wäre Harry nicht da gewesen und hätte mich an meiner Taille fest gehalten.

Kurz atmete Liam aus und sah mich dann an. Auch sein Gesicht hatte ganz schön was von einem Schlag abbekommen, der einzige Unverletzte war anscheinend Louis.

„Ich weiß es nicht.", sagte Liam lediglich und drehte sich wieder zu Niall zurück.

„Wir sollten verschwinden, bevor die zwei wieder aufwachen.", sagte Louis und sammelte schon die Flaschen ein.

Harry nickte und auf einmal wurde ich von dem Braun-gelockten in den Braut-Stil genommen. Kurz wollte ich protestieren, doch nach einem bedachten Blick von ihm, beließ ich es dabei und dankte ihm.

Dann nahm er Louis die Flaschen ab und der Älteste stützte Niall ebenfalls, wie Liam, unter den Schultern und sie gingen Richtung Ausgang. Stöhnend ließ ich meinen Kopf auf Harrys Brust sinken und meinen Gedanken laufen. Leise summte ich vor mich hin und versuchte alles andere auszublenden. Wir liefen lange und zwischendurch nickte ich bestimmt ein paar Mal ein wachte jedoch immer wieder panisch auf. Ständig hatte ich Angst, dass die Verrückten zurück kehren würden.

„Was summst du da?", fragte Harry mich irgendwann leise und ich hörte auf, zu summen.

„Ehrlich gesagt, keine Ahnung. ", sagte ich leise zurück und fing wieder von vorne an. Avery spielte es rauf und runter, wenn ich Auto fuhr und sie bestimmen durfte, was wir hörten. Avery konnte den Text sofort auswendig, ich hatte mir lediglich nur die Melodie gemerkt, da ich sie wunderschön finde.

„Kenne ich.", sagte er leise lachend und dann ging mir ein Licht auf. Schon allein dass Avery es hörte, dass sie es sofort auswendig konnte, hätte mir sagen müssen, dass es One Direction waren.

„Sing.", forderte ich ihn auf. Verwirrt lachte er. „Na los." „Schon gut.", sagte er und ich fing wieder an zu summen, zum Refrain hin und er sang wirklich leise für mich. Und seine Stimme passte perfekt dazu.
Irgendwann hörte ich auf zu summen und ließ Harry allein singen, bis ich meine Augen schloss und einschlief.

Unverhofft kommt oftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt