Schweren Herzens sind sie doch irgendwann gegangen, weil Liam eingeschlafen war und auch Louis die Augen immer wieder zugefallen waren. Ich hatte ihnen Mum vorgestellt und sie hat Liam weinend umarmt, nachdem ich ihr erzählt hatte, dass er es eigentlich war, der mich gerettet hatte. Louis hatte sie daraufhin einfach mit umarmt und ich konnte mir das Grinsen nicht verkneifen. Dies hatte mich an unsere erste Begegnung erinnert. Verlegen hatten sie danach gelacht.
„Entschuldigung, ich bin nur so froh, dass sie wieder da ist." „Das macht wirklich nichts, Miss Blair." „Ach, nennt mich doch ruhig Phoebe." Augenverdrehend hatte ich mich daraufhin in mein Kissen wieder zurückgelegt.
Die Familien von den Jungs waren noch nicht da und ich fragte mich immer noch, wie Mum so schnell hier war.
Doch ich hatte eins und eins zusammen gezählt und bin letztendlich zu dem Schluss gekommen, dass Averys Eltern sich bestimmt den Privatjet genommen hatten und Mum mit ist. Meinen Dad hatte ich nie kennen gelernt. Er ist, während Mum mit mir schwanger war, abgehauen.
Louis und Liam sind, nachdem wir sie aufgeweckt hatten, in ihre Zimmer zurück. Meine Mum und ich redeten noch viel, doch Niall wollte mir nicht aus dem Kopf gehen. Als der Arzt dann da war, mir man die Infusion löste und ich etliche Fragen zu dem Absturz beantworten musste, verließ er endlich mein Zimmer. Er hatte jedoch bereits schon angekündigt, dass ich noch einige Untersuchungen durchlaufen müsste.
„Ich möchte einfach erst einmal duschen.", murmelte ich dann, obwohl mir die Vorstellung, meinen kranken Körper zu sehen, kein Stück besser war. Daraufhin eilte meine Mum zu mir und legte einen Arm um meine Hüfte und half mir in das kleine Bad rein.
„Mum ... das kann ich auch selbst.", versuchte ich ihr zu erklären, nachdem sie mir meinen Kittel aufknöpfen wollte.
„Stell dich nicht so an.", lachte sie und machte weiter. „Bitte Mum!" Ungeduldig wartete ich und befreite mich aus ihrem Griff.
Im Endeffekt ging es mir darum, dass sie einfach nicht meinen Körper sieht. Am Ende würde sie nur wieder weinen und das wollte ich nicht. Ich sah sie flehend an und sie nickte langsam. Kurz zweifelnd sah sie mich nochmal an, bevor ich ihr hellbraunes Haar aus der Tür gehen sehe. Nicht ohne, mir nochmal zu sagen, falls irgendetwas ist, ihr Bescheid zugeben.
Das warme und saubere Wasser tat zwar gut, jedoch musste ich mir wirklich die Tränen unterdrücken. Alles brannte höllisch.
Seufzend öffnete ich dann irgendwann meine Augen und sah an mir herunter. Meine Beine waren dürr, aber nicht so schlimm wie ich dachte. Meine ganze Haut war aufgerissen und fühlte sich einfach nur schrecklich an.
Überall ‚verschönerten' blau/lila bis hin zu gelb/grünen Flecken meinen Körper, mit der Frage, woher sie alle kamen. Die Wunden an meinen Beinen waren schon fast wieder weg, lediglich ein paar Kratzer sind hängen geblieben.
Ich shampoonierte meine kaputten Haare ein und versuchte vorerst mit meinen Fingern die größten Knoten aus diesen heraus zu kämmen. Ging gefühlte hunderte Male mit Shampoo über meinen Körper und hatte trotzdem das Gefühl, dass ich noch immer schmutzig und unrein war. Zudem brannte nun alles fürchterlich.
Nachdem ich mir dann auch noch bestimmt fünf Mal meine Zähne geputzt hatte, (und mich immer noch nicht wirklich ‚sauber' fühlte), zog ich mir ein Top und gemütliche Shorts an, die Mum zum Glück mitgebracht hatte.
Als ich mir gerade irgendwie versuchte meine Haare zu machen, hörte ich meine Mum mit jemand reden. Zuerst dachte ich mir nichts dabei, doch als ich die weibliche Stimme erkannte, stürmte ich aus dem Bad hinaus.
„Chloe?", rief ich aus und sah in die braunen Augen Avery's Mutter. „Hope!", rief sie mit verheulten Augen und stürzte sich auf mich zu. Keuchend hielt ich mich am Tischrand fest, als mich Chloe fast umstürzte und dabei ihr Schluchzen nicht unterdrücken konnte. Trotzdem freute ich mich riesig sie zu sehen. Sie war praktisch fast meine zweite Mutter, wenn es so etwas gab.
Fest umarmte ich sie zurück und schloss meine Augen, bis mir etwas auffiel.
„Wo ... wo ist Avery?", flüsterte ich in ihr Ohr, während sie über mein kaputtes Haar strich, doch dann bekam ich Mums Augen zu Gesicht. „Chloe?", flüsterte ich und schob sie ein Stück von mir weg. Stumm liefen ihr viele, kleine Tränen über ihre Wangen und Mum legte einen Arm um ihre Hüfte.
„Mum!", kreischte ich nun fast schon und und hatte das Gefühl, dass sich ein riesiger Knoten im mir aufbaute.
„Schatz ... Avery musste notoperiert werden und dabei haben sie sie fast verloren und nun ..."
„Und nun was?" Ich überbrückte die wenigen Schritte und fasste sie an ihre Schultern. Flehend sah ich sie an.
„Sie liegt im Koma. Und es schaut vorerst so aus, als ob sie sie aus diesem nicht mehr rausholen werden können."
Ich konnte ein Wimmern von Chloe hören, war jedoch nicht in der Lage darauf zu reagieren.
Mit offenem Mund starrte ich aus dem Fenster, was sich hinter den beiden Frauen befand. Beobachte die Sonne, die gerade wieder am Untergehen war.
Und so kam mir gerade meine Welt vor. Am Untergehen. Und das Schlimmste war, dass ich nicht bei ihr war.
Zitternd atmete ich aus und ging langsam Richtung Flur. Öffnete die silberne Tür-Klinke und kam in einen sterilen Flur hinaus, mit viel zu vielen Menschen. Die an mir hin und her liefen. Vorne im Wartebereich konnte man viele Angehörigen der Opfer sehen, die noch darauf hofften, irgendetwas Positives hören zu bekommen.
Ich ignorierte meine Mum, die nach mir rief, ignorierte die Stimmen anderer Leute. Ein Blick nach links und ich folgte der Menschenmasse. Ignorierte die Blicke, die mir zugeworfen worden.
Ich erblickte einen Pult, wo eine Frau Einträge in ein Buch machte und abwechselnd auf ihren Computer.
„En- ... Entschuldigung.", flüsterte ich und legte zitternd meine Hand auf den Pult. Die Frau sah lächelnd auf, doch ihr Gesichtsausdruck wechselte zu mitleidig und besorgt.
„Kann ich ihnen helfen? Geht es ihnen gut? Sie sehen ziemlich blass aus.", fragte sie und stand auf.
Taumelnd ging ich einen Schritt rückwärts. „Nein ... ich will nur zu Avery Grace Miller.", hauchte ich und versuchte den Blickkontakt zu vermeiden.
„Sind sie Miss Blair?" Ein kurzes Nicken meinerseits ließ sie ebenfalls Nicken, als sie auf ein Tablet vor sich guckte.
„Ich führe Sie zu ihr hin, okay?" Wiederholtes Nicken meinerseits. Torkelnd lief ich neben ihr her und versuchte auch die schwarzen Punkte zu ignorieren. „Miss, hier."
Der Gang war leer und somit fühlte es sich sofort kälter an. „Ich lasse Sie allein?", fragte sie und ich nickte.
Sie warf mir noch einen besorgen Blick zu, bevor sie wieder um eine Ecke verschwand. Ich sah die weiße, riesige Tür an und schaffte es doch nicht, die Türklinge zu drücken. Was würde mich denn da drinnen erwarten? Würde ich wirklich meine beste Freundin dort sehen? Oder eine Avery, die einfach nur so aussah, als ob sie schlief? Kopfschüttelnd ging ich rückwärts. Vielleicht sollte ich warten.
Mein Blick hob sich, als die Türe aufgerissen wurde und ein Lockenkopf zum Vorschein kam.
„Harry?", keuchte ich und sah einen verweinten Harry in die Augen.
Statt etwas zu sagen, fiel er mir in die Arme und mir stiegen wieder die Tränen in die Augen. Bis auf Harrys hektisches Atmen, war nur die Stille wahrzunehmen, die hier im Flur herrschte.
„Warum?" Harrys leise Frage sorgte dafür, dass die Tränen, die sich in meinen Augen gebildet hatten, ihren Weg herab fanden.
Langsam löste er sich von mir und wischte sich mit seinem Handrücken über sein Gesicht. Erst jetzt fiel mein Blick auf seine zerfetzen Klamotten, die kurz wieder alle Erinnerungen an die Insel zurückkehren ließen.
„Harry ... warst du die ganze Zeit bei ihr?", fragte ich ihn irritiert. Er nickte und sah mit leerem Blick zu Tür.
„Bis diese verdammten Ärzte sagten, dass ... dass sie ..." Er brach ab und trat gegen die Tür. Ich zuckte zusammen und wich automatisch zwei Schritte zurück von Harry.
„Sorry ... ich ... ich wollte dich nicht erschrecken.", murmelte er und raufte sich durch seine Haare, die dringend einen Haarschnitt nötig hatten. Aber vor allen Dinge eine Dusche.
„Willst du dich nicht zurecht machen? Was ist mit deinen Eltern? Warst du bei den Anderen?", fragte ich ihn behutsam, nachdem ich ihm sanft an seinen dürren Unterarm gepackt hatte. Seufzend sah er mich an.
„Ich bin auch gleich wieder da.", murmelte er, bevor er sich mit hängenden Schultern auf den Weg in die entgegengesetzte Richtung machte, nicht nochmal ohne vorher einen traurigen Blick Richtung Türe zu werfen.
Mein Blick glitt wieder zu der Tür, die Harry auf gelassen hatte. Ein ständiges Piepsen erfüllte meine Ohren und ich schluckte.
Im nächsten Moment hatte ich meine Hand an die Türklinke angebracht.
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Danke wieder an Weidenfrost und flover_direction für eure Kommentare und Votes! :)
Viel Spaß beim Lesen und ein schönes Wochenende! <3
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Unverhofft kommt oft
Romance[NIALL x OC / HARRY x OC] Flugzeugabsturz? - Kein Problem. Flugzeugabsturz mit One Direction? - Passt schon. Flugzeugabsturz mit One Direction und Gefühlen im Spiel? - Du liebe Zeit. Als Hope und Avery Ruhe im Urlaub finden wollen, stürzt das Flug...