Kapitel 10

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Avery P.O.V. (Point of View)
„Zayn.", stöhnend hielt ich an und holte tief Luft. Besagter blieb seufzend stehen und drehte sich zu mir herum.

„Avery?", sagte er leise und guckte mich bittend an.

„Ich kann nicht mehr.", sagte ich zurück, setze mich schluckend unter einen Baum und verschränkte meine Arme. Zayn guckte weiter in den Dschungel hinein, überlegte kurz und setzte sich dann zu mir.

„Was ist los?", fragte er vorsichtig, während er seine Schuhe neu band.

„Wir werden sie sowieso nicht finden.", sagte ich traurig und ließ meinen Kopf auf meine Knie sinken.

„Sie leben. Alle.", sagte er mit sehr viel Selbstvertrauen. Woher genau nahm er nur diese Kraft?

„Woher willst du das wissen?", fragte ich ihn, etwas wütend.

Er wusste nicht, ob ich Hope je wieder in die Arme schließen konnte oder er jemals wieder mit seinen Freunden singen konnte.
Ich hatte mir immer mal gewünscht, diese Jungs zu treffen. Aber definitiv nicht unter diesen, verdammten Umständen.
Er schaute mich lange durch seine unglaublichen braunen Augen an, bis er sich abwendete.

„Weil ich es halt einfach weiß.", sagte er schulterzuckend und diese Geste ließ mich etwas schmunzeln.

„Was?", sagte er ebenfalls lachend und stupste mich vorsichtig an.

„Einbildung ist auch eine Bildung", sagte ich lachend, und er atmete empört auf.

„Sagt die, die eine Leuchtpistole ohne Grund abgeschossen hat und dann auch noch Richtung Sand.", sagte er missbilligend.

„Woher hätte ich denn wissen sollen, dass die Leuchtpistole noch geht?", sagte ich nun empört und legte meinen Kopf wieder auf meinen Beinen ab. Lachend legte sich Zayn auf seinen Rücken.

Langsam näherte sich die Nacht und der Mond kam zum Vorschein. Wie konnte der Helikopter nur an uns vorbei fliegen?
Hatte Hope ihn auch gesehen? Sicherlich. Hatte sie sich auch darüber aufgeregt? Bestimmt.

Hope P.O.V.
„Niall, rede mit mir.", doch der Blonde reagierte nicht mit. Also tat ich das letzte, was mir einfiel.

„Aua!", schrie er und das Blau, welches ich so gerne mochte, kehrte wieder in seine dunklen Augen zurück.
Empört rieb er sich seine Wange, doch dann kam die Panik wieder und er ging weiter zurück.

„Rede mit mir!", rief ich verzweifelt und er blieb endlich stehen.

„Da ... da ... Harry hat doch ...",

„Was hat Harry? Niall, rede doch bitte in Sätzen!"

„Da vorne sind Leichen!", schrie er mich an, sodass ich zurückwich. Leichen?

„Wie? Was... Warum?", fragte ich, wobei ich ihn jedoch ganz genau verstanden hatte.

„Was schreit ihr denn hier so herum?", frage auf einmal Liam und ich spürte seinen Windzug, als er angerannt kam.

„Niall. Hope.", sagte er und wedelte mit der Hand vor unserem Gesicht herum. Verwirrt starrte er uns an.

„Hallo, Leute.", sagte er wieder, mit etwas mehr Verzweiflung und ich setze mich in einen Schneidersitz herunter.

Schwarze Punkte spielten mir einen Streich und ich hatte das Gefühl, gleich komplett schwarz zu sehen. Niall blieb stehen und fixierte seinen Blick auf einen leeren Punkt im Dschungel.

„Guck Liam, wie schnell ich rennen kann.", sagte Louis ächzend und hielt sich an einem Baum fest.

Ich sah nur aus dem Augenwinkel, wie Liam irgendetwas zu Louis sagte, doch ich war auf einmal von der Quelle angerissen.
War da Avery? Ich mochte die Ungewissheit nicht. Langsam stand ich auf und ging Richtung Quelle. Ich wollte da nicht hin.
Aber ich musste, damit ich Gewissheit haben konnte.

„Nein.", meinte Niall ausdruckslos, blieb jedoch stehen.

„Was ist denn los?", bettelte Liam verzweifelt und Niall sagte es ihm langsam.

Ich ging wieder weiter. Weiter, in Richtung der leblosen Menschen. Ich musste es jetzt wissen.

„Stopp.", sagte Louis, der auf einmal vor mir war und sich mir in den Weg stellte. Ich ging einen Schritt nach links, den er mit mir machte.

„Ich muss dahin.", flüsterte ich verzweifelt und zeigte mit meinem Zeigefinger Richtung Quelle.
Kurz drehte Louis seinen Kopf über seinen Rücken, doch dann drehte er ihn wieder weg.

„Am Ende wirst du es bereuen.", sagte er nur und versuchte mich langsam, aber doch mit Kraft nach vorne zu schieben. Ich blieb wütend stehen.

„Ich muss dahin!", sagte ich nun lauter und fing auf einmal an zu zittern. Was war nur los mit mir?

„Ich weiß. Aber ich erlaube es dir nicht.", sagte Louis ruhig und versuchte seinen Blick mit meinem zu fixieren. Ich brach ihn jedoch die ganze Zeit ab und wollte schon wieder Richtung Quelle laufen.

„Hope. Nein.", sagte Louis sanft.

„Und was ist, wenn es nicht Avery ist? Was ist, wenn es fremde Menschen sind? Du wirst es bereuen. Sieh dir Niall an.", riet er mir und drehte meinen Kopf Richtung Niall, der verwirrt umher schaute.

Kurz traf ich sein verängstigtes Blau, doch ich drehte meinen Kopf wieder Richtung Quelle.

„Ich lasse dich da nicht hin.", sagte Louis und ich knurrte.

„Du hast mir gar nichts zu sagen.", fauchte ich und versuchte mich gegen Louis Arme zu drücken.

Ich unterschätze den Braunhaarigen jedoch absolut, und er schob mich in dem Moment gleich einen Meter zurück. Fast schon verzweifelt schrie ich ihn böse an und wollte es nochmal versuchen, als er mich auf einmal mit einem Ruck über seine Schultern hatte.

„Lass mich los!", fauchte ich so laut ich konnte.

Louis wimmerte kurz, wegen seinen verbrannten Schultern, aber er spannte sich an und lief zielstrebig weg. Schluchzend trommelte ich auf seinen Rücken ein. Auch Harry war gekommen, der mit aufgerissenen Augen versuchte, die Lage zu erkennen. Dann half er Liam Niall mit zunehmen. Aber ich wollte noch immer zur Quelle.

„Lass. Mich. Los. Louis.", schrie ich in sein Ohr und er zuckte bei jedem einzelnen Wort zusammen.

„Autsch.", meinte er nur und lief weiter, verfestigte jedoch seinen Griff um mich.

„Ich hasse dich!", schluchzte ich und ließ es endgültig sein.

Wieder fing ich am ganzen Leib an zu zittern und auf einmal wurde mir schwindelig. Langsam ließ mich Louis runter, packte mich jedoch sofort wieder an meinen Beinen. Aber seit wann gab es denn drei Harrys und Liams?

„Hope, geht es dir gut?", fragte Louis beunruhigt und hielt meinen Kopf fest.

Kurz schaute ich in seine hellen Augen und musste dann auf einmal anfangen zu lachen.

„Natürlich.", murmelte ich und klopfte ihm auf dem Kopf. Verwirrt schaute er mich an und Liam kam her.

„Ich denke, Sonnenstich. Und zwar ziemlich schlimm.", sagte er und zog sein T-Shirt aus, um es nass zu machen. Ich kicherte und fixierte plötzlich meinen Blick auf den Strand.

„Da ist Avery.", murmelte ich und wollte aufstehen, doch Louis hatte blitzschnelle Reflexe und setze sich auf meine Beine drauf. Verwirrt schauten sich Harry und Liam um.

„Nein, Hope, das bildest du dir ein.", sagte Harry kopfschüttelnd und widmete seine Aufmerksamkeit wieder Niall, auf den er beruhigend einsprach.

„Natürlich!", rief ich empört, doch ich musste unten bleiben, da Louis auf mir saß.
„Avery.", flüsterte ich nun, doch nun meldeten sich die schwarzen Punkte wieder.
Stöhnend rieb ich mir meine Augen. Kurz sah ich noch Louis an, bis alles schwarz wurde.

Avery P.O.V.
„Zayn.", flüsterte ich aufgeregt.
Kurz knurrte er und drehte sich um. Seufzend rollte ich mit meinen Augen.

„Zayn!", rief ich empört auf und er schrie ungemütlich auf. Seine Hand erwischte dabei versehentlich mein Gesicht und nun stöhnte ich auf.

„Spinnst du eigentlich?", stöhnten wir gleichzeitig. Kopfschüttelnd ließ ich von meiner Wange ab.

„Hör mal!", sagte ich und er seufzte.

„Avery – ich erkläre dir kein weiteres Mal, dass es hier keine Tiere gibt.", murmelte er verschlafen.

Doch ich lauschte wieder den fast nicht hörbaren Stimmen zu, die aus einer Richtung kamen, die ich nicht zuordnen konnte.

„Menschen?", fragte nun auch Zayn und stand auf. Ich nickte. Es war zwar nur sehr leise, aber es waren mehrere Stimen.

„Jetzt ist es noch hell.", sagte er und schaute mich auffordernd an.

Ich nickte und er nahm die Wasserflasche.

„Wir folgen einfach der Quelle.", sagte er und ging wieder Richtung Dschungel rein.

„Bitte, lass es Hope sein.", murmelte ich für mich.

Unverhofft kommt oftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt