Kapitel 19

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Nachdem sich jeder etwas beruhigt hatte, konnte ich Avery trotzdem nicht aus meinen Armen nehmen. Ich sah ihr an, dass ihr das langsam zu viel wurde, jedoch musste sie das jetzt durch. Und das akzeptierte sie seufzend.

Glücklich stellte ich Avery jedem vor, wobei Avery Harry nur mit verkniffenen Augen weiterhin anstarrte. Dieser ließ sie allerdings nicht mehr aus den Augen. Eine Tatsache, die mir nicht entging. Avery jedoch auch. Und es machte sie nach nicht mal fünf Minuten vollkommen verrückt. Es war, als ob ein ganz normaler Alltag eingekehrt wäre.
Im Gegenzug lernte ich auch Zayn kennen und war unglaublich glücklich, dass Avery ihn bei sich gehabt hatte.

„Leute, ich freue mich wirklich euch zu sehen.", lächelte Zayn und Louis legte ihm schmunzelnd einen Arm um die Schulter.

„Aber Avery und ich brauchen dringend etwas zu Trinken. Habt ihr etwas da?", fragte er und sah uns bedeutend in die Augen.

„Ihr habt nichts zu trinken?", fragte ich Avery schockiert und sie zuckte mit den Schultern. „Mehr oder weniger."

„Dann müssen wir zurückgehen.", meinte Niall und nickte Richtung unserem augenblicklichen Platz.

„Ich glaube es nicht, dass du wirklich da bist.", murmelte ich, eher zu mir selbst, als zu Avery, nachdem Harry und Louis die Spitze führten, in der Hoffnung sie würden wieder zurück finden.

„Denkst du, ich nicht?", lachte sie und ich musste mir eingestehen, dass ich ihr Lachen vermisst habe.
Nein, ich hatte alles an ihr vermisst, nicht nur ihr Lachen.

„Hey! Mein Band!", rief sie freudig und ich sah ebenfalls auf mein Handgelenk, an dem sich ihr Blick gehaftet hatte.

„Ja, Niall hat es mir gegeben.", lächelte ich, drehte mich kurz zu Niall, der mir ein warmes Lächeln zurück schenkte.

Dann drehte ich mich wieder zu Avery um. Sie hatte eine Braue hoch gezogen.

„Ich will es wieder haben.", sagte sie böse, nachdem ich ihr einen Blick zugeworfen hatte, der meinte Wir-besprechen-das-später-und-jetzt-sei-still.

„Ach, jetzt auf einmal? ", grinste ich, gab es ihr und sie machte es sich sofort wieder um ihr linkes Handgelenk.

Oder sie versuchte es. Schmunzelnd sah ich sie an. Nach fast fünfzehn Jahren konnte sie es immer noch nicht. Flehend blickte sie mich an und ich zog ihr wortlos das Band um ihr Handgelenk zurecht.

„Ich weiß ja auch nicht, wie es verloren gehen konnte." Avery zuckte ratlos mit ihren Schultern.

„Danke Niall, dass du es gefunden hast.", rief sie ihm zu, nachdem sie sich zu ihm umgedreht hatte.

„Wie habt ihr euch gefunden?", fragte ich Avery und sie überlegte.

„Ich habe sie gefunden.", mischte sich Zayn ein und Avery erneut zog eine Braune in die Höhe, während sie anfing rückwärts zu laufen.

„Stimmt doch gar nicht. Ich habe dich gefunden.", sagte sie zurück, was Zayn daraufhin wieder verneinte.
Ich seufzte. Falsche Frage. Da hatten sich zwei wortwörtlich gefunden.

„Au.", stöhnte Avery, nachdem sie auf einmal in Harry hinein gelaufen war.

„Unglaublich.", murrte Avery und rieb sich ihre Nase, die sie sich bei Harry angeschlagen hatte. Dieser drehte sich erschrocken um und sah auf Avery ab.

„Danke, das weiß ich schon.", grinste er wieder und legte seinen Kopf schief.

Ein drittes Mal innerhalb kürzester Zeig zog Avery ihre Augenbraue in die Höhe und starrte ihn unverwandt an.
„Unglaublich, was für ein Talent du hast, mir im Weg zu stehen oder mich davon anscheinend abzubringen.", sagte sie langsam, während sie einen Schritt zurück ging, um Abstand zwischen ihnen zu gewinnen.

Kurz entwichen Harry seine Gesichtszüge, bevor er sich direkt wieder umdrehte.
Stirnrunzelnd betrachtete ich die Beiden. So kannte ich weder Harry, noch Avery.
Ein Harry, der kein Wort raus brachte und eine Avery, die so dermaßen zickig reagierte. Zwar Avery für eine spitze Zunge bekannt, aber jedoch niemals unhöflich. Sie kannte ja Harry nicht einmal.

„Das war nicht nett.", murmelte ich ihr kurz zu, während sie Harrys Rücken weiterhin anstarrte.

Ein schuldiger Ausdruck huschte ihr kurz über das Gesicht, doch bevor ich mehr sehen konnte, wand sie sich ab von mir.

„Warum bleibt ihr denn auch stehen?" Verwirrt musterte ich nun Louis, der neben Harry stand.

„Ähm, also ... wir" – „Ihr wisst nicht, wo wir sind?", fragte ich seufzend und daraufhin nickten beide zögerlich.

„Liam?" Voller Hoffnung drehte mich zu ihm um.

„Ich glaube, nach links." Schulterzuckend sah er sich ebenfalls um. Harry und Louis waren in dem Moment schon wieder voraus.

„Habt ihr alle sofort zusammen gefunden?", fragte mich Avery und ich schüttelte meinen Kopf und erzählte ihr alles von ganz Anfang an. Passend zum Ende kamen wir auch wieder an unserem momentanen „Lager" an.

„Endlich, Trinken!", schrie Avery und stürzte sich auf die Flaschen mit Zayn.

Liam legte sich mit Niall schon wieder hin, jedoch wartete letzterer auf mich. Kurz sah ich zu Avery, die sich mit Zayn gerade an der zweiten Flasche zu schaffen machte.

„Schlafen?", fragte ich sie und deutete Richtung Niall und Liam.

Sie grinste mich an und trank noch kurz, um sich daraufhin auch hinzulegen. Auch Zayn hatte sich zu Harry und Louis gelegt. Nachdem ich mich wieder zu Niall gelegt hatte, gab er mir noch einen Kuss auf meine Wange, bevor er selbst wieder einschlief. Avery war kurz vorm Platzen, als ich mich auf die andere Seite legte.

„Das ist nicht dein Ernst! Da bin ich einmal weg und du? Schnappst dir einen Kerl, wenn ich mal erwähnen darf, Niall Horan, von One Direction, den du nicht mal kennst?!", sagte sie aufgeregt und ich lachte.

„Seit wann?", sagte sie und zerdrückte fast meine Hand.

„Ähm ... ich denke seit zwei Tagen?", murmelte ich und sie nickte.

„Und wie ist es passiert?", fragte sie und ich verdrehte meine Augen.

„Wie soll ich das erklären? So was, ... so was passiert einfach. Das kann man nicht beschreiben.", murmelte ich, worauf hin sie schmunzelte. „Ich freue mich für dich.", flüsterte sie zurück.

„Avery, ich finde es toll dass du wieder da bist, aber ich bin so müde.", sagte ich dann irgendwann, nachdem wir noch eine Weile still dagelegen waren.

„Avery?", fragte ich und sah zu ihr. Und da war sie doch wirklich eingeschlafen!
Kurz gab ich ihr noch einen Kuss auf die Schläfe und drehte mich zu Niall zurück.

„Endlich!", sagte dieser und ich zuckte zusammen. Kurz darauf legte er seine Lippen auf meine. Ich drückte ihn weg.

„Du hast uns jetzt nicht belauscht und darauf gewartet, dass sie einschläft, oder?", fragte ich und versuchte ernst zu bleiben, doch das Grinsen huschte mir trotzdem übers Gesicht.

„Gelauscht? Nein, das würde ich jetzt nicht sagen.", lachte der Ire und drückte seine Lippen wieder auf meine.

„Du bist so ein ... Idiot.", hauchte ich gegen seine Lippen, nachdem er kurz abließ.

„Nenne es wie du willst, solange ich deines bin.", hauchte er zurück.

„Idiot!", kicherte ich wieder und drückte nochmal kurz meine Lippen auf seine, bevor ich mich in ihn einkuschelte.

Schmunzelnd legte er seine Arme um mich und strich mich mit seinen Lippen an meinem Nacken entlang.

Wach wurde ich durch Avery.
Schmerzhaft verzog ich mein Gesicht, als mir die bekannten Geräusche ins Ohr drangen, die ich solange nicht mehr gehört hatte. Das Wimmern und das leidvolle Stöhnen wurden lauter, so dass ich nicht ruhig liegen bleiben konnte.

Ich schlug meine Augen auf und Avery, die sich vollkommen verkrampfte, kam mir direkt ins Blickfeld. Die Sonne fing langsam an aufzugehen, und somit konnte ich ihr Gesicht, was sich auch völlig verkrampft hatte, ebenfalls sehen.

Leise löste ich die Arme von Niall, und schob mich etwas zu Avery, als ich eine Bewegung im Augenwinkel wahrnahm.
Ich drehte mich zu Harry, der ebenfalls aufrecht da saß und dessen Blick auf Avery gerichtet war.

„Geht es ihr gut?", hauchte er mir zu und mir wurde warm ums Herz, als ich sah, dass er sie besorgt musterte.
Ich versuchte ihm zu verdeutlichen, dass er weiter schlafen sollte. Skeptisch blickte er mich an.

Zayn wachte ebenfalls neben Harry auf und sein verschlafener Blick huschte zu Avery. Nachdenklich verzog er sein Gesicht und sein Blick streifte kurz meinen, bevor er kurz was zu Harry sagte und sie sich beide wieder hinlegten. Das musste mir Avery erklären.

„Avery.", hauchte ich verzweifelt und versuchte sie durch meine bloßen Worte aufzuwecken. Sie war jedoch so in ihrem Albtraum gefangen, dass sie mich nicht mal ansatzweise hören konnte. Ich versuchte es etwas lauter, ohne die Jungs aufzuwecken.

Ich versuchte Avery vorsichtig am Arm zu berühren, doch es endete wie immer. Schreiend erwachte sie und schmiss mich dabei aus meiner Hocke auf den Boden. Bevor ich komplett den Boden berührte, hielt mich jemand auf.

„Ich weiß auch nie, wie man sie anders aus diesen ... Albträumen holt.", flüsterte die Stimme zögerlich hinter mir.
Verwirrt blickte ich in die zwei braunen Augen von Zayn, der mich in seinen Armen hielt.

„Hope?", murmelte Avery verschlafen und sah sich verschlafen um. Zayn gab mich frei und ich kniete mich vor sie hin.

„Ich dachte, es ist besser geworden.", war das Erste, was ich ihr zu flüsterte, da langsam nun alle die Augen aufschlugen durch ihren Schrei. Unwohl sah sich Avery um, als sie von allen besorgt angeblickt wurde.

Was alle jedoch dachten, war nicht richtig. Sie dachten sicherlich, Avery hätte Albträume wegen dem Absturz.
Das war nicht ganz die Wahrheit.

„Seit wir hier sind, ist es wieder schlimmer.", murmelte sie, blickte zu Boden und legte ihre Arme um sich.

Ich wollte sie an ihrer Schulter anfassen, doch kurz bevor ich diese erreichen konnte, zuckte Avery zusammen und stand auf.

„Avery", versuchte ich es, doch sie schüttelte den Kopf und verschwand hinter den Palmen.

Seufzend sah ich ihr nach, als mir Zayn seine Hand gab. Dankend nahm ich diese an und musterte ihn.
„Hat sie die Albträume oft gehabt?", fragte ich gerade aus, denn ich war mich sicher, dass er etwas wusste.

Er nickte und zog eine Grimasse. „Nicht immer, aber sehr oft. Sie meinte schon zu mir, dass das nicht ganz normal ist."

„Danke.", sagte ich nach ein paar Minuten des Schweigens. Zayn blickte zu mir.
„Danke, dass du auf sie aufgepasst hast.", hauchte ich und er strich mir über die Schulter, bevor er sich wieder hinlegte.
Das Gleiche beschloss ich auch. Es würde keinen Sinn haben, Avery jetzt nach zu laufen.

Als ich ein paar Stunden später durch ein Brummen an meinen Kopf wach wurde, stellte ich fest, in Niall Schoß zu liegen, der sich dem Anschein nach gerade prächtig amüsierte. Sein Lachen drang mir ins Ohr, welches mich automatisch zum Lächeln animierte.
Gähnend setzte ich mich auf und fuhr mir durch meine Locken.

„Guten Morgen, schöne Frau.", schnurrte Niall an meinem Ohr, bevor er mir weiter unterhalb einen Kuss zu hauchte.
Seufzend ließ ich mich gegen seinen Brustkorb fallen, als er seine Arme um mich schlang.

Mein Herz schlug etwas schneller, als ich nach einigen Minuten Avery nicht finden konnte. War sie nicht wieder zurück?

„Wo ist Avery?", fragte ich und setzte mich panisch etwas aufrechter hin.

„Ssch. Avery ist mit Liam und Zayn neues Wasser holen. Sie ist da.", beruhigte mich Niall und strich mir sanft über meine Schultern.

„Und da ist sie auch wieder.", murmelte Harry, der gegenüber von uns saß und ein angestrengtes Gesicht zog.
Fragend blickte ich Niall an, warum Harry so ein Gesicht zog, der jedoch nur die Schultern zuckte.

„Hallo!", sagte ich freudig, als ich sie zwischen den Palmen hervor stampfen sah.

Avery sah jedoch alles andere als begeistert aus und warf mir grundlos einen tödlichen Blick zu. Ich betrachtete sie genauer und musste feststellen, dass sie pitschnass war. Kichernd hinter ihr kamen Zayn und Liam an. Oh-oh.
„Was ist passiert?", fragte ich und versuchte dabei wirklich, das Lachen zu unterdrücken.

„Sie haben mich rein geschubst, das ist passiert!", fauchte sie, sah dabei Richtung Zayn und Liam und diese fingen daraufhin wieder an zu lachen.

„Nun ja, Avery hatte mir erzählt, dass sie das mit der Leuchtpistole war und das war die Strafe.", sagte Liam lachend und schnappte sich eine Orange.

„Du warst das mit der Leuchtpistole?", fragte ich sie schockiert und sie sah beschämt zu Boden.

„Ja.", nuschelte sie und ich seufzte. „Wie hast du das hin gekriegt?", fragte ich sie, doch Zayn nahm ihr das Wort.

„Sie dachte, dass die Pistole nicht mehr ginge und hat sie in den Sand hinein geschossen. Sie war wütend wegen irgendwas. Daraufhin habe ich sie mir dann, ebenfalls wütend, geschnappt und bin mit ihr wieder in Richtung Dschungel rein. Wir konnten ja nicht ahnen, dass ihr danach raus kamt.", sagte er lachend und ich sah sie verzweifelt an.

„Wirklich, Avery?" Zweifelnd sah ich meine beste Freundin an und sie schenkte mir nur einen unschuldigen Schmollmund.

So ging es genau weitere zwanzig Tage. Nun ja. Zwanzig Tage zählte ich zumindest. Das Zeitgefühl ging hier etwas unter. Die Hoffnung verschwand. Das Wetter schlug brutal um. Mittags wurde es unerträglich heiß, dafür wurde es nachts immer kälter.

An einem späten Nachmittag lagen wir wieder unter den Palmen und sprachen über Gott und die Welt. Inzwischen kannte ich die Jungs sehr gut und ich war mich glücklich zu schätzen, sie meine Freunde nennen zu dürfen. Ich wüsste bis heute nicht, und will es mir nicht ausmalen, was wäre, wenn ich sie niemals getroffen hätte.

Mit geröteten Wangen und einer Schweißschicht, versuchte ich mir verzweifelt irgendwie Luft zuzufächeln. Die Hitze wurde von Tag zu Tag unerträglicher, und man konnte es nicht mal mehr im Schatten aushalten.

„Riecht ... riecht ihr das aus?", fragte Zayn auf einmal und ich blickte auf.

„Ja!", sagte Harry ebenfalls schockiert und die anderen stimmten zu. Ich roch ebenfalls an der Luft und verzog mein Gesicht.

„Ist das Rauch?", fragte Avery und fast alle nickten. Harry und Liam standen auf, um etwas zu sehen zu können.

„Shit. Leute, das müsst ihr sehen.", sagte Liam schockiert und ich schaute ihn verzweifelt an.
Konnte das Glück nicht einmal mit uns sein?

Unverhofft kommt oftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt