Kapitel 41

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Hope P.O.V.
4 Wochen vergingen. 28 Tage. Wir befanden uns nun schon nach Mitte Oktober.
In denen wir alle wieder versuchten, ins normale Leben zurück zu kommen. Aber was war inzwischen das normale Leben?

Normalerweise würden Avery und ich jetzt studieren. Es wäre sogar direkt in London gewesen unsere Plätze hatten wir sicher. Avery wollte ihren Eltern folgen – Architektur. Genau wie ich. Schon als kleines Kind faszinierten mich ihre Eltern.
Ob es genau das war, was Avery wollte, war ich mir nicht so sicher. Ab und zu war das Wort „Pflichtgefühl" raus zu hören, was in Bezug auf ihre Eltern gemeint war.

Das wäre aber auch erst einmal erledigt. Den Semesterbeginn hatten wir verpasst.
Allerdings waren wir beide eifrig daran, gleich im nächsten Semester mit ein zu steigen. Ich freute mich, wieder in einen geregelten Alltag starten zu können, denn dieser existierte aktuell nicht.

Es ging mir besser. Das sagte ich auch jede Woche meiner Therapeutin.

Und entweder hatte es wirklich was bezweckt oder ich war tatsächlich auf dem Weg der Besserung. Meine Albträume waren zwar immer wieder da, aber es wurden weniger und die Dramatik darin ließ nach. Ich wurde nicht immer wieder in das Geschehene zurück geworden und wachte nicht mit vollkommender Panik und schweißbedecktem Körper auf. Auch körperlich ging es mir immer besser. Die Verhandlungen näherten sich zwar erst bald dem Anfang zu, jedoch hatten wir gute Anwälte finden können.

Ein Schnarchen ließ mich kurz aus meinen Tagesträumen zurückkommen. Nialls blonder Kopf lag auf meiner Brust, der leicht von der Sonne angestrahlt wurde. Verträumt ging ich ihm sanft durch sein Haar und versuchte ihn dabei nicht zu wecken. Er murmelte etwas Unverständliches und schlang daraufhin seine Arme um mich. Mein Herz klopfte bei der kleinen Geste ein ganzes Stück schneller so dass ich Angst hatte, dass er dadurch wach werden würde.

Auch Niall ging es besser. Ich würde behaupten, er war wieder wie der Alte.
Konnte ich aber nicht, denn ich wusste nicht, wie er vorher war. Ich kannte nur den Niall, der seit dem Absturz existierte.
Aber die letzten Wochen mit Niall waren unglaublich schön gewesen. Ich konnte es mir nicht mehr ohne ihn vorstellen. Ich genoss die Zeit, wenn wir bei ihm waren oder bei mir, oder einfach mit den anderen etwas unternahmen. Ich liebte ihn jeden Tag ein Stück mehr und wollte es mir nie wieder anders vorstellen.

Einmal fragte er mich, nachts, als wir aneinander gekuschelt waren und Niall schreiend aufgewacht war, ob ich es bereut hätte, in dieses Flugzeug zu steigen. Seine Stimme hatte gezittert bei der Frage und er hörte sich heißer durch den Schrei an. Tränen hatten sich in meinen Augen gesammelt, denn ich konnte mir vorstellen, weshalb er aufgewacht war.

„Nein. Nein, sonst könnte ich jetzt nicht hier in deinen Armen liegen.", hatte ich ihm zu gewispert. Und es vollkommend ernst gemeint. Ich musste gar nicht lange darüber nachdenken.
Ich war im Klaren, wäre dieses Flugzeug nicht gestartet, hätte es keine Opfer gegeben und Avery wäre niemals ins Koma gefallen. Keiner von uns würde jetzt mit einem Trauma hier sein.
Aber dafür war ich zu egoistisch. Denn ich hätte niemals Niall getroffen.

Ein Wimmern entwich Niall und nun war er es, der sich in meinen Armen vergrub. „Ich liebe dich.", hauchte er. Und weinte danach. Und ich weinte mit ihm, bis wir wieder einschliefen. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass solche Nächte selten waren, aber nein. Oft sahen aktuell so unsere Nächte aus.
Aber es würde mich nie stören, dass alles mitzumachen.

Niall und die Jungs hatten sich sogar erst letztens zu einem ersten offiziellen Interview nach dem Absturz getroffen.
Es war ein wirklich emotionales, aber gutes Interview gewesen. Somit waren die Fans für das Erste beruhigt. Hofften zumindest die Jungs. Auch hatten sie sich die letzten Tage wieder zum Proben getroffen.

Ich war nicht dabei gewesen. Ich hatte das Gefühl, das war etwas, was sie erst mal einmal für sich tun mussten. Laut Niall lief es allerdings sehr gut. Ich musste jedoch den anderen versprechen, beim ersten Konzert in ein paar Monaten live dabei zu sein. Ich fürchte, da musste ich durch. Louis hatte mir sonst angedroht, persönlich vorbei zu kommen und mich abholen zu lassen. Und leider traute ich ihm das zu.

Es ging aber nicht allen so gut, wie mir.

Harry hatte sich verändert. Keiner sah ihn mehr so oft, wie es anscheinend vorher der Fall war. Er sah meistens völlig fertig und verkatert vor allen Dingen aus, wenn wir ihn mal zu Gesicht bekamen. Das war auch definitiv kein Wunder, bei den Partys, die Harry gab.

Es hatte eine Woche nach Averys Entlassung aus dem Krankenhaus angefangen, als Avery vorerst keinen Kontakt mit ihm wollte.
Liam, Louis, Zayn oder Niall und manchmal auch ich waren jedes Mal mit auf Harrys selbst organisierten Partys. Natürlich als Freunde, irgendwie aber auch als Kontrolle. Dass Harry mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus wollte keiner. Niall versicherte mir, dass zwar viel Alkohol getrunken wurde, aber eine Sache anders war, wie zuvor. Er blockte alle Frauen ab, die er einlud. Das war zumindest das, was die anderen sahen.

„Er vermisst sie immer noch. Er tut so, als ob es ihm nichts ausmacht. Das glaube ich ihm aber nicht.", hatte Niall mir damals zu gemurmelt. „Harry ist ein schlechter Lügner.", kicherte er und ließ sich mit samt seinen Klamotten aufs Bett fallen.

Es war nach einer Party von Harry gewesen, und er kam morgens gegen 5:00 Uhr zu mir nach Hause ins Bett gekrochen. Er hatte auch was getrunken und war ziemlich anhänglich danach gewesen. Irgendwie hatte ich aber ein paar Antworten aus ihm rauskriegen können, bevor er tief und fest eingeschlafen war.

Das größte Problem von allen war natürlich der größte Sturkopf auf diesem Planten: Avery Grace Miller.
Sie war genauso, wie sie es immer war. Freundlich, aufmerksam und stets einen Spruch parat. Mehr aber auch nicht.
Sie hatte wieder angefangen, ihre Fassade aufzusetzen und ließ keinen mehr an sich ran.

Sie wollte nichts von Harry wissen. Ich hatte alles Mögliche versucht, sie davon abzuhalten. Selbst Zayn war da, und hatte auf sie eingesprochen. Aber sie blieb stur. Avery weigerte sich auch, Weiteres von mir über Harry anzuhören.
Leider hatte ich das Gefühl, sie entglitt mir aktuell. Und ich hatte keine Ahnung, wie ich sie wieder diesmal zurückholen konnte. Und das war das Problem. Irgendwie hatte Harry es geschafft, diese Hülle zu zerstören und wieder eine Avery hervor zu bringen, die mehr als nur diese eine Seite zeigen konnte.

Und da ein Problem nicht reichte: Sie erinnerte sich bis heute kein Stück mehr die gesamte Reise. Obwohl der Arzt meinte, dass es sein könnte, dass der Verlust an ihre Erinnerungen nur temporär wäre, kam bis heute nichts wieder zurück.
Das machte, in erster Linie, Harry bis heute noch zu schaffen.

Eine Hand fuhr meinen Oberschenkel langsam entlang und ich stockte.
„Nennst du das ein Guten Morgen?", murmelte ich Niall in sein Ohr, um ihn daraufhin einen Kuss an seinen Hals zu drücken. Zärtlich fuhr ich über seinen nackten Rücken. Er brummte auf und drehte sich, so dass er über mir lag.

„Wie wünscht die Dame denn geweckt zu werden?", säuselte Niall und fuhr weiterhin mit seiner Hand meinen Oberschenkel quälend langsam entlang. Stöhnend legte ich meinen Kopf zurück in mein Kissen.

Seine Lippen fuhren meinen Bauch entlang, hoch zu meinem Dekolletee, um bei meinen Lippen anschließend anzukommen.

„Guten Morgen, meine Liebste.", begrüßte er mich und ich fing an zu strahlen. Gierig erwiderte ich seinen Kuss. Niemals würde ich von seinen Lippen genug bekommen. Seine Lippen, die nun wieder an meinem Hals entlangwanderten und feuchte Küsse dort hinterließen.

„Schon besser.", nuschelte ich und fuhr an seiner Brust entlang. Dabei landete mein Blick auf der Uhr, die ich genau hinter Nialls Schulter entdeckte. Ich riss meine Augen auf.

„Niall, es ist schon fast 12!" Panisch ging ich den geplanten Tag in meinem Kopf durch.

Niall schien das allerdings wenig zu interessieren. Dieser machte sich nämlich gerade wieder auf Wanderschaft unterhalb meines Dekolletees. Er wusste ganz genau, was er da tat. Mit viel Selbstbeherrschung stieß ich ihn vor mir runter und er landete mit einem Schmollmund neben mir.

„Ich verstehe das Problem nicht. Ja, es ist 12 Uhr. Ja, wir liegen noch im Bett. Ja, wir könnten Gäste bekommen. Aber das ist doch kein Grund jetzt damit aufzuhören.", murmelte er und krabbelte wieder langsam zu mir hin.

Schnell sprang ich aus dem Bett, um mich nicht weiter von ihm verführen zu lassen. Kopfschüttelnd zog ich mir meine Shorts über, welche ich über einem Stuhl fand.

„Es ist ein Problem! Wir haben heute Abend Gäste. Ich muss noch so viel vorbereiteten. Avery kommt demnächst. Und du hast versprochen, zu Harry zu gehen und dafür zu sorgen, dass er wenigstens halbwegs nüchtern ist. Eigentlich hättest du ja bereits schon gestern Abend dafür sorgen sollen, aber anscheinend hast du das nicht hingekriegt.", klagte ich ihn an und er hob unschuldig seine Hände in die Höhe.

Während ich bereits durch Nialls ganzes Schlafzimmer wanderte und die ganzen Klamotten von gestern Abend aufhob, stöhnte er und ließ sich rückwärts auf das riesige Bett zurückfallen. „Ich bezweifle, ob er überhaupt kommt.", murmelte er und sah mir weiterhin lieber dabei zu, wie ich die Klamotten aufräumte.

„Versuch es bitte, ja?" Ich ging auf ihn zu, und blieb vor ihm stehen. Er musterte mich von oben bis unten.

Bevor ich mir wehren konnte, hatte mich Niall über seine Schulter geworfen und lief mit mir Richtung Badezimmer.
„Niall, lass das!", kreischte ich und trommelte ungeduldig auf seinem Rücken herum. Ein Klaps auf meinem Hintern ließ mich jedoch schmunzeln.

„Ich glaube, ich benötige noch einen kleinen Schub Motivation, für den du sorgen könntest.", murmelte er mir in mein Ohr, ließ mich runter, als wir im Bad standen. Ich seufzte, weil ich ihm nun definitiv nicht mehr widerstehen konnte. Während seine Hände sich an meinem Slip zu schaffen machten, legte ich meine Hand an sein Kinn. Seine Pupillen waren geweitet und er leckte sich über seine Lippen.

„Aber danach keine Widerworte mehr.", versuchte ich ihm klar zu machen, war mir meiner Stimme jedoch nicht mehr allzu sicher. Charmant grinste er mich an und drückte seine Lippen auf meine. Und ich konnte ihm definitiv nicht widerstehen.

Avery P.O.V.
„Ich bring sie um.", murmelte ich mir selbst zu, als wieder die Mailbox von Hope dran ging, statt sie selbst. Seufzend ließ ich meinen Kopf gegen die Tür sinken, vor der ich, seit geschlagenen 15 Minuten stand. Nur um danach wieder trommelnd dagegen zu hauen.
Der Page, der an der Aufzugtür stand, beäugte mich seltsam und drehte sich etwas weg von mir.

Wenn das so weiter ging, würden die mich sicherlich aus dem Gebäude rausschmeißen. Es war sowieso schon kompliziert genug, in das Appartement von Niall Horan zu kommen. Hope allerdings wollte unbedingt, dass wir uns alle mal wiedersahen. Und wenn ich alle meine, meine ich One Direction. Und Hope. Und mich. Ich nannte uns insgeheim die „Absturz-Bande".

Auf einmal wurde die Tür aufgerissen, und Niall stand nur mit einer engen Jeans und komplett nassen Haaren vor mir.
Ich vermute, vor ein paar Monaten wäre ich völlig aus dem Häuschen gewesen. Jetzt allerdings legte ich meinen Kopf schräg und musterte seine nassen Haare. „Meine Güte, das wurde auch Zeit! Hi, Niall."

„Einen wunderschönen Guten Morgen, Avery.", grinste er und lud mich ein.

Niall war ein unglaublich liebenswürdiger und lustiger Mann. Ich hatte ihn sehr gerne, allein schon, weil er Hope glücklich machte. Ich war in den letzten Wochen immer mal wieder bei Hope und ihm gewesen. Ich freute mich für Hope, dass sie sich gefunden hatten.
Zwar hieß das für mich, dass ich Hope nun nicht für mich allein beanspruchen konnte, aber damit musste ich klarkommen.

„Morgen? Wir haben Mittag!", lachte ich und Niall zuckte mit den Schultern, als er die Türe hinter mir schloss.

„Ich verstehe wirklich euer Problem nicht.", murmelte er kopfschüttelnd und ließ mich daraufhin allein im Flur stehen. Verwirrt sah ich ihm nach.

Danach zog ich mir meinen dicken, roten Mantel und die Stiefel aus und strich einmal zufrieden über mein weißes Kleid.
Meine Tasche, in der sich viele Lebensmittel noch befanden, legte ich über meine Schulter.

Auf einmal rannte Hope aus Nialls Zimmer. Ebenfalls mit nassen Haaren. Gott sei Dank mit Klamotten.
„Einen Moment Mal!", rief ich aus und zeigte anklagend auf ihre nasse Haare. Mein Mund klappte auf und Hope zuckte zusammen.

„Du konntest mir nicht die Türe öffnen, weil du lieber mit Niall -" Bevor ich weiterreden konnte, hatte Hope die letzten Meter zwischen uns überbrückt und drückte mir ihre Hand auf den Mund. Ihre roten Wangen konnte sie allerdings nicht verbergen.

„Äh, ich glaube, ich verschwinde dann jetzt.", murmelte dann Niall auf einmal, ebenfalls mit roten Wangen, diesmal vollständig angezogen. Beide drehten wir uns um, Hope immer noch mit ihrer Hand auf meinem Mund, während er zögerlich seine Schuhe anzog und sich die Schlüssel von der Kommode schnappte. Ich schlug Hopes Hand von meinem Mund weg.

„Los, verschwinde, bevor du Hope noch weiter vereinnahmst. Wir haben nämlich etwas vor.", und machte scheuchende Bewegungen. Niall zwinkerte mir und warf Hope einen Kussmund zu, bevor ich die Tür hinter ihm mit Nachdruck schloss.

„Tut mir leid?", murmelte Hope lächelnd und ich verdrehte meine Augen, lachte aber auch mit.

„Ihr Lovebirds.", sagte ich nur, nahm damit ihre Entschuldigung an und legte meinen Arm über ihre Schulter, was Hope ein Lachen entlockte.

Ich wusste, sobald ich sie berührte, konnte ich sie glücklich machen. Sie wusste jedoch nicht, wie viel Kraft mich das kostete.
Zugegeben, bei Hope war es das inzwischen nicht mal mehr. Aber es gab Momente, in denen es mich auch bei ihr immer wieder ein Stück Überwindung kostete. Ich versuchte es mir jedoch nicht anmerken zulassen, ihr zuliebe.

„Wo musste denn Niall so dringend hin?", fragte ich sie, als wir uns in Richtung Küche bewegten. Hier lag bereits schon allerhand Zeug, was bis heute Abend zu einem Abendessen verarbeitet werden musste. Ich lächelte. Hope und ich liebten das Kochen. Daran hatte sich wenigstens nichts geändert.

„Also, naja ...", fing Hope an, die mit Rücken zu mir gedreht war. Ich atmete tief ein. Er war also zu Harry unterwegs.

„Harry wird also heute Abend sicher hier sein?", fragte ich sie und setzte mich auf einen der vier Barhocker, um dort auch meine Tasche auf dem Tresen auszuleeren.

„Ja. Das sollte doch auch kein Problem darstellen, oder?", fragte Hope und lehnte sich mir gegenüber an den Tresen.

Ihre blauen Augen musterten mich, so wie es aktuell immer taten, wenn es um Harry ging. Ich wusste, dass sie nach etwas suchte, nach einer Emotion, nach irgendetwas. Ich kannte diesen Blick bereits. Aber sie würde nichts finden. Weder sie noch meine Therapeutin Alana noch ... Harry Styles. Er blieb mir weiterhin ein völlig fremder Mensch.

„Natürlich.", sagte ich, fast schon etwas eingeschnappt, weil sie mir dem Anschein nach nicht zutraute mich mit Harry Styles in einem Raum zu befinden. Ich brach mit ihr den Blickkontakt ab, um nachzudenken.

Ich hatte Harry zuletzt in meinem Krankenzimmer gesehen. Das war nun einen Monat her. Ich hatte wirklich darauf gehofft, dass meine Erinnerungen zurückkamen. So wie der Arzt es mir eigentlich vorhergesagt hatte.

Ich hatte inzwischen verstanden, dass das vieles einfacher machen würde:
Harry wäre nicht verletzt. Ich konnte Hope beim Trauern helfen. Ich würde die anderen Jungs kennen. Erst recht, als ich auch die anderen Jungs persönlich kennen lernte, fiel es mir wieder auf. Es war wirklich verrückt, alle kannten mich, aber ich kannte keinen. Ich kannte nur das, was ich aus den Medien sah.

Ich empfand es vor einem Monat am besten, Harry erst mal nicht zu sehen. Vielleicht würde es so für ihn einfacher sein und ich würde ihn nicht weiterhin runterziehen. Unsere erste Begegnung war nicht gut gelaufen, um ehrlich zu sein, war es eine Katastrophe und Wochen danach schämte ich mich dafür. Wenn ich gewollt hätte, hätte ich mich irgendwie zusammenreißen können. Ich brauch zum ersten Mal nach so langer Zeit in Tränen vor Alana aus, weil mir all das hier zu Kopf stieg und nicht mehr wusste, was falsch und was richtig war.
Alles war mir damals viel zu schnell gegangen und vor allen Dingen waren das zu viele neue Informationen, die ich an einen Tag aufnehmen musste.

Hope wollte etwas ansetzten, runzelte dann aber die Stirn und lächelte müde.
„Na dann.", sagte sie und inspizierte mich noch kurz, bevor wir uns an die Arbeit machten.

Ein paar Stunden später klingelte es bereits an der Tür. Ich legte den Lockenstab zur Seite und ging einmal sanft mit meiner Hand durch Hopes Locken. Augenverdrehend machte ich das heiße Gerät aus. Hope hatte schon Locken von Natur aus und trotzdem wollte sie jedes Mal, welche noch gemacht haben.

„Das sollte so passen.", meinte ich zu meiner besten Freundin und sie drehte sich um, um ihre weiße Bluse glatt zu streichen. Ihre blauen Augen leuchteten und sie ging ebenfalls durch ihre Haare. Hope war eine schöne Frau.

Sie hatte genau den Körper, wie sich ihn jede Frau wünscht und jeder Mann begehrt. Die richtige Größe, wunderbare Kurven (zugegeben, diese hatten etwas gelitten) und ein unglaublich schönes Gesicht. Ich hatte Hope schon immer beneidet. Ich hingegen war lange nicht so groß wie sie. Unglaublich dünn, wenn nicht aktuell wieder viel zu mager. Und seit zwei Jahren war in meinem Gesicht stets eine Angst in mir, irgendwas Gehetztes, was ich nicht losbekam.

„Du bist ein Schatz." Glücklich streifte sie meine Schulter, bevor sie zur Tür ging.

Allerdings stockte sie kurz und drehte sich wieder zu mir um. „Und ich bin froh, dass du heute Abend hier dabei bist. Dass du wieder hier, bei mir, bist. Du weißt, du kannst mit mir über alles reden, ja?", sprach sie zu mir und legte ihre Hände auf meine Wangen.

„Und ich bin froh, dass ich dich habe.", lächelte ich, bevor sie sich wieder umdrehte.
Es war manchmal so, als ob sie meine Gedanken lesen konnte. Sie wusste, wann ich sie brauchte.

Zayn und Louis traten ein. Beide jeweils mit einer Weinflasche in der Hand. Ich blieb am Türrahmen von Nialls Schlafzimmer stehen und verschränkte meine Arme. Mein Gesicht verzog sich, als Hope den Alkohol den Beiden abnahm.

Dass ich keinen Alkohol sehen, riechen oder trinken konnte, hatte genau einen Grund. Allein der beißende Geruch würde mich stets an den Abend unseres Abschlussballs zurückverfolgen. Ich hatte den Geruch noch bis heute nicht vergessen. Der Atem, der über mein Gesicht gestreift ist.
Ich schauderte und fuhr automatisch über meine verheilten Narben an meinem Handgelenk.

„Avery?", unterbrach mich jemand und ich sah in die bernsteinfarbenen Augen von Zayn. Er lächelte mich vertraut an, wenn doch auch vorsichtig.

Ohne, dass ich es wollte, hatte ich Mitleid. Zayn war laut Hope derjenige gewesen, der mich stets auf der Insel nach dem Absturz mitgenommen hatte. Zumindest hatte ich ihr das damals so erzählt, als wir uns auf der Insel wiedergefunden hatte.
Verrückt, dass so zu erzählen. Und ich konnte ihm so viel danken, wie ich wollte.
Es würde einfach nicht der Wahrheit entsprechen, weil ich nichts mehr davon wusste.

„Hallo Zayn.", antworte ich freundlich. Ich wusste, dass er auf eine Umarmung hinauswollte, aber ich konnte mich noch nicht überwinden. Ich hatte Zayn zwar die letzten Wochen immer wieder mal gesehen, aber ich konnte ihm noch nicht vollends vertrauen. Es war nicht so, als ob ich schlecht über ihn dachte, aber da war etwas tief in mir, was sich weigerte. Er merkte, dass ich zögerte, ließ es sich jedoch nicht anmerken.

Ich wusste leider nicht, wie viel ich Zayn damals von mir preisgegeben hatte. Ob ich ihm erzählt hatte, dass ich grundsätzlich gegen alle Menschen eine gegenwärtige Phobie hatte? Und warum das so war? Hope hatte einen Verdacht, aber kam nie dazu es heraus zu finden. Ich hatte Zayn jetzt schon ein paar Mal getroffen, jedoch stets mit Perrie. Hier hatte ich nie die Möglichkeit gehabt, ihn zu fragen.

So wie er doch reagierte, konnte ich es mir gut vorstellen. „Schon in Ordnung.", meinte er freundlich und nickte in Richtung Wohnzimmer. „Wollen wir zu den anderen?" Er streckte mir seinen Arm entgegen. Ich sah ihm kurz in die Augen.

„Ich habe dir damals was erzählt, oder?", fragte ich ihn schnell, bevor wir ins Wohnzimmer eintraten. Ich hoffte, er wüsste, worauf ich hinauswollte, was er mir mit einem Nicken bestätigte.

„Du hast mir zumindest mal einen Teil erzählt – und das war auch in Ordnung so. Ich weiß, dass dahinter viel mehr steckt, aber jeder hat seine Vergangenheit. Es zählt letztendlich das, was du daraus machst.", flüsterte er mir zurück und ich lächelte erstaunt auf.

Dann legte ich meine Hand vorsichtig um seinen Arm. Ich wusste, dass ich meine Geschichte jederzeit Zayn anvertrauen konnte – egal wie oft ich ihn vergessen würde.

Nachdem ich auch Liam und Louis, der kurz darauf auch kam, begrüßte, brach eine ganz gelassene Stimmung ein.
Es war besser, als ich dachte und die anderen waren wirklich sehr aufmerksam. Sie nahmen mich mit in die Runde auf, als ob es nie anders gewesen wäre. Nur Hope wirkte etwas verstimmt. Als sie sich Richtung Küche fortbewegte, folgte ich ihr unauffällig.

Sie schaute kurz auf ihr Handy, bevor sie es wieder auf die Theke legte. Danach nahm sie die Weinflasche und befüllte ihr Glas. Skeptisch blickte ich sie an, als sie fast das halbe Weinglas leer trank. „Stimmt etwas nicht?", fragte ich sie und Hope schüttelte den Kopf.

„Niall und Harry sollten schon längst da sein.", murmelte sie und blicke nachdenklich in ihr Weinglas, als ob es ihr die Zukunft voraussagen könnte.

„Ihnen wird schon nichts passiert sein.", versuchte ich sie aufzumuntern. Sie blickte von ihrem Weinglas auf und sah mich ausdruckslos an.

„Das ist nicht meine Sorge.", sagte sie und bevor ich weiter fragen konnte, wurde die Eingangstüre aufgerissen.

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Guten Abend zusammen :)

Eigentlich sollte dieses Kapitel schon vor Stunden hier sein, aber jetzt hab ich so viel geschrieben, dass dabei dieses riesige Kapitel entsprungen ist - ich hoffe, ihr habt nichts dagegen ;)
Was meint ihr, wie die Begegnung zwischen Avery & Harry ablaufen wird?

Ein ganze fettes Dankeschön an Weidenfrost und Lxuxek2nei2! :)

UND (vielleicht ist es manchen schon aufgefallen :)) ich bin so glücklich, heute wurde mir ein neues Cover für die Story erstellt! Danke nochmal an die liebe Mary_Conroy für das tolle Cover - was sagt ihr?

UND (vielleicht ist es manchen schon aufgefallen :)) ich bin so glücklich, heute wurde mir ein neues Cover für die Story erstellt! Danke nochmal an die liebe Mary_Conroy für das tolle Cover - was sagt ihr?

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Und jetzt einen schönen Abend noch und ich freue mich wie jedes Mal von euch zu hören, egal um was es geht (übrigens auch von meinen "Schwarz"-Lesern :p)

xx T.

Unverhofft kommt oftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt