Kapitel 39

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„Emma!" Fassungslos stieß ich die Frau hinter mir weg, war jedoch keines Weges überrascht, dass hier war.
„Was soll der Mist?", knurrte ich sie genervt an. Angeekelt wischte ich mir über den Hals und sah sie verständnislos an. Emma grinste jedoch nur und kam wieder auf mich zu.

„Ich dachte, wir machen da weiter, wo wir damals aufgehört haben?", raunte sie mir zu und wollte erneut nach mir greifen, doch ich wich ihr aus und sah sie entgeistert an.

„Wie zur Hölle bist du in meine Wohnung gekommen?!", zischte ich stattdessen und beließ es dabei, meinen Schlüssel, sowie mein Handy zu suchen. Ich beäugte Emma. Sie sah heute aus wie eine billige Nutte. Ihr netzartiges Kleid zeigte zu viel Haut und ich sah ihren dunkelblauen BH vorstehen. Ihre schwarzen Leder-Stiefel gingen ihr bis an ihre Knie.

Eigentlich war Emma in Ordnung, wenn nicht sogar irgendwie eine Freundin, die man mal zum Feiern mitnehmen konnte. Sie ist eine ganz nette Person und tat es für ihre Zwecke, sie war oft bei Partys von mir dabei gewesen. Ich hatte keine Ahnung, wo ich sie damals aufgegabelt hatte. Allerdings hatte ich gerade keinen Kopf für sie.

„Ich habe deinen Ersatzschlüssel, schon vergessen? Das hast du doch letztes Mal vorgeschlagen!", rief sie verständnislos aus und merkte nun auch endlich, dass es mir ernst war. Kopfschüttelnd stieß ich mich von der Kommode ab.
Ich erinnerte mich nicht mehr daran, ihr das jemals vorgeschlagen zu haben.
Andrerseits erinnerte ich mich an vieles nicht mehr.

„Ist ja eigentlich auch egal. Gib mir den Schlüssel und verschwinde. Ich bin nicht in Laune.", und zeigte Richtung Türe.

„Ach, komm schon, Harry. Soll ich für bessere Laune sorgen? Was ist los?", fragte sie und folgte mir in die Küche, statt zu gehen. Genervt blickte ich sie an, wusste aber, dass es nichts bringen würde. Emma war hartnäckig.

„Ich weiß ja nicht, ob du es mitgekriegt hast, aber ich war die letzten Monate unfreiwillig mit anderen Dingen beschäftigt gewesen.", murmelte ich und suchte weiter nach meinem Handy. Wo hatte ich es nur gelassen?

„Ja, ja, ich habe es mitbekommen.", entgegnet sie mir aufgebracht und lief mir weiterhin hinterher.
„Du hättest dich ja ruhig mal melden können, ich habe mir solche Sorgen gemacht!" Entsetzt stellte sie sich vor mich.

Ich atmete laut aus und sah sie ebenfalls an. „Emma...", knurrte ich. Sie merkte anscheinend doch gar nichts.

„Meine Güte, jetzt setz dich doch mal.", raunte sie nur zu und schubste mich auf einen der Sessel.

Stöhnend raufte ich mir die Haare. „Emma, was verstehst du nicht an: Ich habe keinen Bock mit dir zu reden! Sei du lieber nützlich und hilf mir mein Handy zu finden.", befahl ich ihr und sah nun in den Sesselrinnen nach.

„Naja, in dem Chaos würde ich auch nichts finden.", kicherte sie und inspizierte eine etwas ältere Pizzaschachtel und warf sie zu den sechs restlichen Kartons zurück, die sich auf meinem Wohnzimmer-Tisch lagerten. Ich rollte mit meinen Augen. Ich war wirklich nicht in der Stimmung, mir irgendwelche Moral-Aposteln von Emma anzuhören.

„Aber wo dein Handy ist, das weiß ich. Es vibrierte am laufenden Band, seitdem ich deiner Wohnung bin, daher habe ich es stumm geschaltet." Blinzelnd hörte ich augenblicklich auf mit meiner derzeitigen Tätigkeit.

„Was zur ... Emma, geht's noch?", brüllte ich aufgebracht und baute mich vor ihr auf.
Sie blickte langsam auf und sah mich mit großen Augen an.

„Ich erwarte äußerst wichtige Nachrichten und du bist der Meinung, das Handy stumm zu schalten, weil es dich nervt?"

Ich wurde lauter und Emma wurde nervös. Sie rannte zu einer kleinen Kommode im Wohnzimmer und legte mir dann zögerlich das Handy in die Hand. „Ich verschwinde. Melde dich wieder, wenn du besser drauf bist.", murmelte sie und sah mich ein letztes Mal verwirrt an. Wütend sah ihr nach und wand mich anschließend meinem Handy zu, indem gerade ein angehender Anruf abbrach. Meine Augen weiteten sich.

15 entgangene Anrufe von Hope. 20 entgangene Anrufe von Niall. Über hunderte Nachrichten von beiden.

Ich stieß die ganze Kommode im Flur um, als ich hektisch nach meinen Schlüsseln suchte. Eine Vase zerbrach direkt vor meinen Schuhen und ich zuckte kurz zusammen, als eine Scherbe meinen Arm traf. Nachdem ich die Schlüssel endlich gefunden hatte, riss ich die Türe auf. Emma stand noch im Haus und zündete sich gerade eine Zigarette an. Ich verschwendete keine Zeit mehr und rannte an ihr vorbei Richtung Ausgang.

„Spinnst du jetzt völlig? Was ist so wichtig, Harry? Deine Türe!", rief sie mir hinterher, jedoch war das gerade mein geringstes Problem. „Fick dich, Emma.", schrie ich zurück und hastete eilig die Treppen hinab.

Averys P.O.V.
Das Licht blendete mich, als ich meine Augen langsam öffnete. „Sie kommt zu sich."
Blinzelnd drehte ich meinen Kopf in eine andere Richtung, um dem grellen Licht auszuweichen. Es schien mir eine Ewigkeit her, meine Augen geöffnet zu haben.

„Avery, können Sie mich hören?", fragte mich jemand. Wo war ich? Wer war da? Mein Herz fing schneller an zu schlagen.

„Einwandfrei.", antwortete ich dann leise, schlug meine Augen komplett auf und erkannte einen Arzt.
Zumindest dachte ich mir das, nachdem er einen weißen Kittel anhatte, sowie ein Stethoskop um den Hals trug.
Eine Taschenlampe wurde mir in meine Augen gehalten und kurz darauf hin und her bewegt. Irritiert folgte ich dem Licht, bis die Lampe weggenommen wurde. Seufzend richtete ich mich vorsichtig etwas auf und konnte verschiedene Geräte erkennen. Ich erschreckte, als ich bemerkte, dass ich mit der Hälfte von diesen Geräten verknüpft war.
Verstört beobachtete ich das alles, bis ich an meinen eigenen Armen hängen blieb. Ich schluckte.

Ich bestand wortwörtlich nur noch aus Haut und Knochen. Tränen schimmerten in meinen Augen, als ich wieder den Arzt und eine hinzugekommene Krankenschwester anblickte.

„Keine Sorge, wir päppeln dich wieder auf.", sprach mir diese beruhigend zu, als sie meinem Blick begegnete.

„Willkommen zurück, Avery. Es grenzt wirklich an ein Wunder, dass Sie wieder hier sind. Umso mehr freuen wir uns natürlich. Sie befinden sich hier im Krankenhaus, in London. Sie sind sicherlich verwirrt, aber wir würden trotzdem erst gerne mit Ihnen ein paar Tests durchführen.", erklärte mir der Arzt freundlich. Statt dem Arzt zu antworten, drehte ich meinen Kopf zur Seite und sah aus einem der Fenster. Den Bäumen nach zu urteilen, befanden wir uns möglicherweise Ende Sommer. Ich stockte. Wie konnte das sein?

Was zum Teufel hatte ich angestellt?

Was war nur passiert? Ich erinnerte mich an nichts mehr. Wo waren Mum und Dad? Wo war Hope? Und wo war ...
Stirnrunzelnd unterbrach man meinen Gedankengang und ich sah dem Finger nach, der mir schon wieder vor die Augen gehalten wurde. Kurz stöhnte ich auf.

Das wars. Es gab niemanden, den ich sonst noch erwartete.

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pls don't hate me ._.
und damit ein Hallo!

Wie immer, ein Danke an meine Liebsten Leser flower_direction & Weidenfrost!

Ich freue mich wie immer auf all eure Votes und Rückmeldungen! :)

Schönes Wochenende, vielleicht kommt morgen nochmal eins!

xx T.

Unverhofft kommt oftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt