Kapitel 15

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Als ich aufwachte, war ich mit einer leichten Schweißschicht bedeckt. Das Wetter hatte sich wieder gebessert. Es war, wenn nicht, sogar noch heißer geworden. Ob ich das gut oder schlecht finden sollte, war die andere Frage.

Ich ließ den letzten Tag in Revue passieren. Ich riss meine Augen auf. Niall.

Verwirrt sah ich mich um. Ich lag zwischen Harry und Louis und neben Louis lag Liam, wo auch Niall lag.
Ich krabbelte ganz vorsichtig und langsam zu dem Blonden, beziehungsweise schon fast Braunhaarigen hin und setzte mich im Schneidersitz vor ihn. War er wieder aufgewacht? Wie ging es ihm?

Vorsichtig legte ich meine Hand an seine Wange. Seine Haut war rau und er schwitze auch. Ich merkte, wie mich wieder die Müdigkeit überkam. Langsam kroch ich mich zu Niall und legte mich neben ihn. Kurz bevor ich schon in der Welt der grausamen Träume war, legte sich ein warmer Arm um mich.

Niall P.O.V.
Nachdem ich mir sicher war, dass sie eingeschlafen war, seufzte ich ganz leise.

Die ganze Nacht war ich nun schon wach und doch konnte ich nicht den Schlaf finden. Liam hatte mir zwar versichert, als er sah, dass ich wach war, dass es Hope gut ging, doch ich wollte sie selbst sehen. Mich selbst überzeugen, dass es ihr gut ging.
Noch immer war das Kribbeln auf meiner Wange, das vorhin entstanden war, als sie über meine Wange gestrichen hatte.

Ich war jedoch immer von mir selbst enttäuscht. Hätte ich besser aufgepasst, hätte ich Hope schützen können. Ich wusste ja gar nicht, was danach alles passiert war. Ich wusste nur, dass alle fast unbeschädigt davon gekommen waren. Hatte Hope etwas abbekommen?

Sanft nahm ich den Arm um sie weg und stützte mich auf. Kurz musste ich stöhnen. Mein Kopf hatte auf jeden Fall etwas abbekommen. Ich konzentrierte mich jedoch wieder auf sie. Da sie mit dem Rücken zu mir lag, konnte ich schlecht etwas sehen. Mein Blick wanderte von ihrem Kopf zu ihren Beinen hinunter. An den Beinen blieb ich jedoch hängen.

War das Blut? Ich verfluchte, dass es nachts war. Ich drehte sie so, dass der Mond auf die Beine leuchten konnte und stockte.
An ihren Beinen waren richtige Wunden! Von wegen, es ging ihr gut!
Hope zuckte und setzte sich auf einmal auf. Sie wimmerte und umfasste ihre Beine. Tränen waren auf ihren geschwollenen Gesicht zu sehen. Anscheinend hatte sie selbst hier etwas abbekommen!

Ich wiederhole mich ungern, aber Liam hatte wirklich gelogen. Und ich war wütend. Auf ihn und dass ich nicht den Mumm hatte selbst nachzusehen, wie es ihr ging. Wieder wimmerte sie und ich erwachte aus meinen Gedanken.

„Hope?", fragte ich leise und sie zuckte zusammen.

„Hm?", sagte sie, kniff ihre Augen zu und legte ihre Arme noch fester um ihre Beine.

„Ich habe die Wunden gesehen. Tun sie weh?", sagte ich leise und guckte in ihre glasklaren Augen.

Sie brach den Kontakt jedoch wieder ab und zog ihre Beine langsam zu sich und legte ihren Kopf auf ihre Knie. Wieder kamen unzählige Tränen. War es wirklich nur der Schmerz der Beine?

Langsam setzte ich mich neben sie und nahm die eine Hand in meine. Wieder kam das bekannte Kribbeln zurück, doch ich versuchte mich auf sie zu konzentrieren.

„Was ist los? Hast du Schmerzen? Rede mit mir.", flüsterte ich leise und strich ihr eine Haarsträhne hinter ihr Ohr.
Sie schüttelte leicht den Kopf.

„Ist es wegen Avery?", fragte ich sie weiter und ging immer wieder durch ihre unglaublichen blonden Locken.

Nicht nur ihre Haare mochte ich. Ihr zartes Gesicht mochte ich. Die immer leicht geröteten Wangen. Ihre vollen rosa Lippen, die eigentlich ständig zu einem Lächeln verzogen waren. Und ihre blaue Augen. Auch ich mochte meine blauen Augen. Aber durch ihre blauen Augen konnte ich das Universum sehen. Egal ob sie glücklich oder traurig war. Es zeigte doch nie Leere an.

„Ja." Wieder kamen die Tränen. Sie vergrub ihr Gesicht an meinem Arm. Ich blieb still. Nicht weil ich nicht wusste, was ich zusagen hatte. Sondern weil Menschen die Stille manchmal gut tat. Und ich wollte ihr keine falschen Hoffnungen machen.
Ich sah selber, wie sie nicht mehr daran glaubte. Am Ende wäre sie zu enttäuscht.

Ich mein, die Hoffnung Zayn zu finden ... sie sank bei mir jeden Tag. Den anderen ging es nicht besser. Und wenn Leute uns nicht bald finden ... ich mein, Hope war schon so schwach, ich merkte wie ich anfing schwach zu werden und die anderen auch. Das tat uns nicht gut. Ich wusste nur, dass wir ernsthafte Schäden haben würden, wenn wir zurückkehren würden. Wenn.

Was dachte sich nur meine Familie? Ich konnte mir vorstellen, wie sie alle weinten um mich. Weil ich tot war. Weil Menschen zu dumm waren, um uns zu suchen. Die Wut kam langsam in mir hoch. Und unsere Fans. Sie sind am Boden zerstört.
Ich wollte mir das gar nicht alles ausmalen.

„Niall!", flüsterte auf einmal Hope und ich sah auf sie herab.

„Deine Hand... du drückst zu fest.", nuschelte sie und ich bemerkte erst jetzt, dass ich Hopes kleine Hand zerquetschte.

Sofort ließ ich sie los und die Kälte verbreitet sich in mir. Dann fühlte ich wieder ihre Hand an meiner und sie verzweigte sie zu einem.

„Das war keine Einladung dafür, sie wieder loszulassen.", sagte sie leise und ich lachte.

Ich legte mich wieder nach hinten und zog Hopes Kopf einfach auf meine Brust. Ich war mir sicher, dass sie es nicht stören würde. Das zeigte auch ihre Reaktion. Kurz gab ich ihr noch einen Kuss auf ihre Haare, bevor ich mich zurück lehnte und meine Augen schloss.

Unverhofft kommt oftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt