Kapitel 33

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Harry P.O.V.
An wahre Liebe glaubt man erst, wenn man befallen ist.

Es machte mich wahnsinnig. Avery machte mich wahnsinnig. Warum konnte sie nicht einfach ganz normal sein? Warum kümmerte es mich, dass sie nicht aufwachte? Warum sitze ich seit zwei Tagen an ihrem Bett und kam nicht von ihr los? Warum musste ich mich direkt in sie verlieben, als ich sie quasi das erste Mal gesehen und aus dem Gebüsch geholt hatte? Warum machte sie mich wahnsinnig? Antworten konnte ich mir keine geben. Leider.

Das waren Gedanken, die mir durch meinen Kopf flogen, seitdem wir wieder da waren.

„Haz?" Verwirrt zuckte ich zusammen, obwohl ich genau wusste, dass diese Stimme nur meiner älteren Schwester Gemma gehören konnte. Ich beobachtete, wie sie sich ebenfalls einen Stuhl holte und sich zu mir setzte.

Lange Zeit war eine Stille, die sich jedoch nicht als unangenehm heraus stellte. Leise seufzte ich auf. Natürlich hatte ich Gemma und Mum vermisst. Natürlich hatte ich mich gefreut, als sie hier waren. Natürlich wäre jetzt auch, wenn ich bei ihnen wäre.
Doch ich war es nicht.

„Es tut mir Leid.", flüsterte ich und sah in Gemma's Augen. Verwirrtheit blitzte in diesen auf.

„Harry ... für was entschuldigst du dich?", fragte sie leise zurück und sah mich behutsam an.

„Das ich nicht bei dir, Mum, Dad und Robin bin. Ich weiß, ihr seid extra wegen mir hier und ich werde euch auch die Flugtickets zahlen, aber ich bin nie bei euch ..." – „Stopp, Harry!", quiekte sie und sah mich geschockt an.

Ich schluckte und sah beschämt zu Boden. Seitdem es One Direction gab, verbrachte ich so unglaublich wenig Zeit mit meiner Familie. Jedes Mal versuchte ich mir vorzunehmen, Zeit für sie zu nehmen, doch immer wieder kam etwas dazwischen.
Ich spürte ihre Hand an meiner und konnte ein kleines Seufzen nicht unterdrücken.

„Harry. Bitte. Schau mich an.", sagte sie und ich sah auf. In ihren Augen spiegelte sich Verständnis.

„Du kleines Dummerchen. Hör gefälligst auf, dich bei uns zu entschuldigen. Wir sind unendlich glücklich, dass du lebst, Haz!"

Kurz musste sie unterbrechen, und wischte sich ihre erste Träne weg, die sich ihren Weg gebannt hatte.
Ich hatte das dringende Bedürfnis, sie zu umarmen.

„Es war bestimmt einer der schönsten Nachrichten, die ich, geschweige Mum, gehört haben, als sie uns sagten, dass sie dich und die anderen gefunden hatten und dann auch noch lebend! Hör auf, dir diese verdammten Vorwürfe zu machen! Ich weiß zwar noch nicht ganz, was das alles zu bedeuten hat, aber ich weiß, du wirst mir das irgendwann erklären können."
Mit einer geschmeidigen Handbewegung zeigte sie auf Avery und ich folgte ihr und musste wieder schlucken, als ich sie sah.

Fast schon verzweifelt stürzte ich mich fast auf sie und umarmte meine ältere Schwester. Ich konnte sie ebenfalls weinen hören und sie ging mir beruhigend durch meine Locken. Wieder wurde mir bewusst, dass ich viel zu wenig bei ihnen war, und wie sehr ich meine Schwester vermisst hätte.

„Wir sind immer für dich da. Egal wann. Vergiss das nicht. Und bitte, ich kenne dich. Mach dir keine Vorwürfe, dass du nicht so oft da bist. Wir wissen, dass du es versuchst.", murmelte sie mir in mein Ohr und ich wollte ansetzten, doch wurde von einem Schluchzen überrumpelt.

„Ist ... ist schon gut.", flüsterte sie ebenfalls weinend und schlang ihre Arme noch ein Stückchen fester um mich.

Lange umarmten wir uns, bis ich mich beruhigt hatte und sie mir immer wieder beruhigende Wörter in mein Ohr zugeflüstert hatte.

„Danke Gem.", flüsterte ich mit heiserer Stimme zu ihr und drückte mich leicht von ihr ab.

„Nicht dafür, Haz, nicht dafür.", lächelte sie und fuhr mir einmal durch meine Locken. Ich wusste, dass sie diese an mir liebte.

Die Tür ging auf und Niall und Hope kamen rein. Obwohl Niall eher Hope stützte, die mit unsicheren Schritten, den Blick auf den Boden gerichtet, ging.

„Oh, hey Gem!", sagte Niall mit einem charmanten Lächeln auf dem Gesicht. Gemma wischte sich einmal kurz über ihr Gesicht, was ich ebenfalls machte und sie ging auf Niall zu, um ihn zu umarmen.

Hope umarmte sie ebenfalls, wobei sie einen verwirrten Blick drauf hatte. Ich verdeutlichte ihr mit Handzeichen, dass es meine Schwester sei. Kurz lächelte mich Gemma schwach an und ging. Leider. Etwas sehnsüchtig sah ich ihren gefärbten Haaren nach, bis sie draußen war.

Warum mussten Niall und Hope auch jetzt ausgerechnet auftauchen? Mit einem genervten Blick sah ich wieder zu diesen, doch Niall war gar nicht mehr da. Wo war er hin? Hope hatte sich an die andere Seite des Bettes gestellt und sich an die Lehne des Bettes fest gekrallt. Sie blieb vielleicht eine Stunde und das Einzige was zu hören war, war das ständige Piepsen. Ich denke, es hatte niemanden gestört, dass wir nicht geredet hatten. Irgendwann war jedoch Chloe gekommen und wir sind beide gegangen, während ich Hope an der Taille stützte.

Als wir raus in den Flur traten, musste ich leicht lächeln. Ein schlafender Niall war auf den Sitzen vor zu finden, seinen Kapuze in sein Gesicht hinein gezogen.

Und doch war etwas Komisches dabei gewesen, was mir vielleicht eine Antwort auf meine Fragen geben würde.

Eifersucht. Pure und verzweifelte Eifersucht. Ich wollte auch so etwas.
Jemanden, an dem ich mich festhalten konnte. Jemanden, der auf mich wartete.
Jemanden, der mich liebte.

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Hallo und einen schönen guten Abend!

Heute bekommt ihr ein Kapitel aus Harrys Sicht - die wird euch nun immer mal wieder entgegen springen! :)

Danke, wie immer, an Weidenfrost und flower_direction für eure Rückmeldungen ❤
Und natürlich an eure Votes, ich freu mich immer, wenn ihr einen Vote und Kommentare da lasst.
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Unverhofft kommt oftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt