„Eine Halloween-Party? Na, ich weiß nicht. Wie alt sind wir denn bitte? 5?", fragte ich misstrauisch, als Hope sich nun schon das gefühlt 100. Kleid vor sich hinhielt.
Ich zog eine Grimasse. „Igitt, ich bitte dich.", und machte eine wedelnde Handbewegung zu dem rosa Fummel, was den Namen Kleid nicht ansatzweise gerecht bekam. Es war viel zu kurz, viel zu grell, und hatte viel zu viel Rüschen.
„Avery hat Recht.", lachte Eleanor, die Freundin von Louis und schob sich ihr braunes, langes Haar aus dem Gesicht.
Sie schenkte mir ein Lächeln, was ich kurz erwiderte, mich jedoch dann wieder anderen Klamotten widmete.
Ich hatte in letzter Zeit zu viele Menschen kennen gelernt. Nun heute auch schon wieder Eleanor, noch eine neue Person, kennen zu lernen, überschritt langsam meinen Pegel.
Aber nein, Hope meinte ja zu wissen, was das Beste für mich ist. Nicht.
Diese nickte gerade erschlagen und legte das furchtbare Etwas weg. Eleanor zog ein schwarzes kurzes Kleid heraus, was aber trotzdem noch alles bedeckte, was es bedecken sollte. Eleanor sah mich fragend an und ja, eins musste man ihr lassen. Sie hatte einen Sinn für das, was Mode anging. Das konnte ich nicht leugnen.
Ich war mir auch ziemlich sicher, dass es an Hopes Körper grandios aussehen würde.
Ich war froh, dass Hope und ich uns wieder ganz normal verstanden.
Hope wusste inzwischen, wie ich tickte, wofür ich ihr sehr dankbar war. Das war zwar keine Entschuldigung für mein Verhalten, aber auch sie hatte gemerkt, dass es nicht meine Absicht gewesen war, sie zu ignorieren. Ich erzählte es ihr. Alles. Und auch meine Begründungen dahinter, damit sie verstand, wieso ich es ihr nicht erzählen konnte. Zumindest hatte das Alana vorgeschlagen. Und möglicherweise war das sogar ein ganz guter Vorschlag gewesen.
Sie weinte, als ich den Vorfall mit Josh erzählte, aber ich schaffte es irgendwie sie zu beruhigen. Ich wusste nicht mal ganz genau, wie ich selbst schaffte, dabei so ruhig zu bleiben.
Und vor allen Dingen, musste sie mir hoch und heilig versprechen, Harry für diesen Vorfall nicht schuldig zu sprechen. Erst als sie es zähneknirschend getan hatte, konnte ich weiter fortfahren.
Die Reaktion darauf, dass Harry und ich uns nun verstanden, war von ihrer Seite aus verhalten ausgefallen.
Ganz genau verstanden hatte ich es nicht, denn sie war doch damals im Krankenhaus so von mir enttäuscht gewesen, dass ich Harry von mir weggestoßen hatte. Aber sie meinte lediglich, dass sie sich freute, dass Harry und ich uns verstehen.
Ja, Harry und ich. Wir verstanden uns. Ganz gut. Mehr als das. Ich mochte es, dass er mich kannte. Ich liebte es, dass er so aufmerksam und geduldig war und mir das Gefühl gab, besonders zu sein.
Ganz konnte ich ihm, glaube ich, diese Gefühl noch nicht zurückgeben. Allerdings lernte ich ihn immer besser kennen, und das was ich kennen lernte, mochte ich sehr. Vermutlich sogar etwas mehr als das.
Mal abgesehen davon, dass sich mein gesamter Körper so oder so nach ihm sehnte. Ich verschwieg sowohl Hope als auch Harry, dass ich diese Sehnsucht nach ihm verspürte, weil sich das für mich absolut schräg anhörte. Und seltsam war.
Denn ich war noch nach wie vor sensibel, was das Thema Berührungen betraf. Denn nach wie vor, stand mir mein Kopf immer noch im Weg. Leider. Ich konnte es beim besten Willen nicht abschalten.
Das Schlimmste war für mich jedes Mal mitanzusehen, wenn ich mich mit Harry traf, wie sehr er auf diese Berührungen wartete. Aber sie einfach nicht passierten.
„Ja, eine Halloween-Party! Das wird lustig. Liam lädt alle zu sich in sein Ferienhaus in Brighton ein. Bitte komm auch. Ich würde mich sehr freuen. Wir haben uns die letzten Tage eigentlich so gut, wie nie gesehen.", erklärte mir Hope. Seufzend warf ich mich auf den Sessel, der vor den Umkleiden stand, während Hope anklagend vor der Umkleide mit zig Sachen zum Anprobieren stand.
„Liams Partys sind wirklich der Wahnsinn! Aber ich warne euch vor, es geht mir jedes Mal am nächsten Morgen so dreckig.", kicherte Eleanor und ich verzog mein Gesicht. Alkohol und Menschen. Super.
„Ich habe Äußerst viel zu tun.", sagte ich schlicht, da mir wirklich nicht danach war.
„Du merkst langsam selbst, wie unglaubwürdig deine Ausreden werden, oder?", zweifelte Hope an, bevor sie sich in die Umkleide verzog. Augenverdrehend ließ ich mich tiefer in den Sessel sinken. Da würde ich wohl nicht drum rumkommen.
Eleanors Handy klingelte und sie verabschiedete sich kurz, um ungestört telefonieren zu können. Das sollte mir recht sein. Ich musste einmal kurz durchatmen.
Ich holte mein Handy ebenfalls aus meiner Jeanstasche hervor.
„30. Oktober? Meine Güte, dann ist das ja alles schon bereits morgen!", rief ich aus und stellte fest, dass ich die Zeit in den letzten Wochen vergessen hatte.
Die letzten Wochen waren auch nicht einfach gewesen. Dieser Flugzeugabsturz, an den ich mach wie vor nicht erinnerte, zerrte irgendwie an jedermanns Nerven. Ich sah den anderen an, dass sie immer noch nicht ganz verheilt waren.
Sowohl physisch als auch psychisch. Stetig mussten bei allen, auch bei mir, Nachkontrollen gemacht werden. Zum einen aufgrund von Spätfolgen der Rauchvergiftung, zum anderen, ob die mentale Gesundheit noch vorhanden war.
Auch stand inzwischen immer öfter das Wort Entschädigung, sowie Schmerzensgeld im Raum.
Ich musste ehrlich zugeben, dass ich mich nicht ganz mit dem Thema beschäftigten wollte. Es machte mir Panik.
Weiterhin checkte ich meine Nachrichten, allerdings war von ihm immer noch nichts zu hören.
Ich weiß, ich sollte mich nicht verrückt machen, aber warum schrieb er nicht? Die letzten Wochen hatten wir einen stetigen Kontakt gehabt, an den ich mich inzwischen sehr gerne gewöhnt hatte.
Aber seit gestern Abend war nichts mehr von ihm zu hören, und wir hatten Nachmittag inzwischen. Ich hätte gerne gewusst, ob er auch zur Party von Liam kam. Vielleicht würde, dass das Ganze erträglicher machen.
„Immer noch nichts?", fragte Hope leise, als sie plötzlich vor mir stand. Nur inzwischen mit einem dunkelblauen Jumpsuit.
Ich schüttelte kurz meinen Kopf.
„Den hast du doch fast schon genauso, oder nicht?", versuchte ich das Thema abzulenken.
Hope verstand, und blickte an sich hinunter. „Naja, das würde ich jetzt nicht so sagen.", grinste sie.
„Außerdem hat Niall gemeint, dass wir uns heute alles aussuchen dürfen!", lachte sie leise kopfschüttelnd, und sofort begleitete ihre Wangen ein rosiger Ton, als der Name Niall fiel. Meine Güte, ich hatte sie selten SO dermaßen verliebt gesehen.
Es war fast schon nervig.
„Wenn das so ist, lass uns weitersuchen. Ich brauche dann für morgen Abend nämlich dringend ein Kostüm."
Ich versuchte mir meine schlechte Laune nicht anmerken zu lassen. Es war nur Harry, der nicht schrieb. Nichts weiter Besonderes. Hope sollte meine schlechte Laune nicht abbekommen.
„Du kommst? Ich freue mich!", jubelte Eleanor, als sie wieder um die Ecke kam.
„Yey.", meinte ich krampfhaft, als Hope mir ihren Ellenbogen in die Rippen stieß.
„Aber vielleicht sollten wir unseren Plan, hier etwas zu kaufen, verschieben. Viele Fans belagern inzwischen das Einkaufszentrum, weil Niall und Louis entdeckt worden sind.", erklärte Eleanor.
Synchron stöhnten wir auf. Das war wirklich eine unglaubliche Kehrseite an den Freundschaften mit den Jungs.
Das war auch der Grund, warum Harry und ich so gut wie nie etwas draußen unternahmen. Die Fotos von damals, an Harrys Wagen, hatten mir durchaus gereicht. Zudem hatte er ein schlechtes Gewissen wegen den Bildern, wobei er ja nicht mal etwas dafürkonnte.
„Sorry, Mädels.", raunte uns Louis zu, der dann mit Niall im Schlepptau zu uns an die Kasse kam. Er legte seinen Arm um Eleanors Taille, die sich automatisch an ihn lehnte, während sie im Handy etwas nachforschte. Sie zeigte es daraufhin fragend Louis, der mich kurz betrachtete und dann kaum merklich den Kopf schüttelte.
Trotz, dass ich noch nicht wirklich wusste, wie ich mit Eleanor umgehen sollte, bewunderte ich sie. Für sie war das alles hier inzwischen reine Routine und die Normalität, in der sie lebte. Und sie war trotzdem zufrieden. Zumindest strahlte sie genau das aus, wenn sie, so wie jetzt, Louis unheimlich glücklich anhimmelte.
Schnell sah ich weg, denn ein seltsames Gefühl verbreitete sich wieder in mir. Noch einmal sah ich auf mein Handy, doch es waren nach wie vor keine Nachrichten zu sehen.
Als sich Hope und Eleanor mit Louis an die Schlange stellten, wartete ich mit Niall zusammen abseits auf die beiden, während uns zwei Bodyguards relativ gut versuchten abzuschirmen. Kauend knabberte er an einem Sandwich von Subway und bat mir den Keks an, den er dazu bekommen hatte. Mechanisch kaute ich an diesem und schluckte ihn schwer herunter.
„Niall? Könnt ihr mich später bei Harry absetzten?" Ich wand mich an den blonden Iren, der von seinem Essen aufsah.
Irgendwas huschte über sein Gesicht, aber ich konnte nicht deuten, was da war.
„Sag es mir.", sagte ich sofort, als er zögerte. Mit einer unglücklichen Miene ließ er sein Sandwich sinken.
Etwas stimmte nicht. Die Situation mit Eleanor und Louis war gerade eben schon seltsam gewesen. Er hätte nicht gezögert, wenn nichts wäre. Dafür war er ein zu ehrlicher Mensch.
„Laut ein paar Kumpels gab es gestern seit langem Mal wieder eine Party bei ihm.", meinte er kleinlaut und kratze sich an seinen Nacken. Ein Zeichen dafür, dass er sich allem Anschein nach unwohl fühlte.
Und ich hatte das Gefühl, mich übergeben zu müssen. Er hatte eine Party geschmissen? Wer war da gewesen? Was war passiert?
Kurz raufte ich mir durch die Haare, als Niall mich mitleidig ansah. War ich ihm wohl doch nicht genug? Warum hatte er mir nichts erzählt? Selbstzweifel kamen auf und ich hatte das Gefühl, dass mir in dem Moment die Luft zum Atmen wegblieb.
Das Kaufhaus, in dem wir waren, kam mir gerade viel zu stickig vor, und die Fans, die immer mehr auf einmal wurden, waren mir zu laut. Zitternd fasste ich mir an meine Stirn und stand langsam von der Bank auf, auf der wir saßen.
„Geht es dir nicht gut?", fragte mich Niall vorsichtig, als er meine Reaktion beobachtete. „Ich will hier raus.", murmelte ich lediglich. „Bitte.", sagte ich leise hinterher. Niall nickte schnell, sprach etwas ab und dann spürte ich eine Hand auf meinem Rücken.
Ich versteifte mich und suchte nach dem Verursacher, bis ich realisierte, dass es Nialls Hand war, die mich führte.
Es ist nur Niall. Es ist nur Niall. Es ist nur Niall. In Dauerschleife ratterte ich mir das runter und atmete dann wieder normal aus.
„Tut mir Leid. Ich weiß, du magst das nicht."
„Nein, es ist in Ordnung.", sagte ich dann wahrheitsgemäß aus. Zwar fühlte ich mich nicht ganz wohl mit seiner Hand auf meinem Rücken, aber ich glaube, ich benötigte gerade jemanden, der mir raushalf.
Das Kreischen der Fans wurde etwas lauter, als wir uns aus dem Kaufhaus hinausbegaben, aber das blendete ich aus.
Solange, bis wir endlich im Auto saßen. Niall ließ die Hand ab und half mir, ins das Auto einzusteigen, was vor uns auftauchte.
Erleichtert ließ ich mich auf den Sitz fallen und stieß einen Schwall Luft aus. „Danke.", wisperte ich und ließ meinen Kopf an die kühle Scheibe sinken. „Nicht dafür.", murmelte Niall sanft. „Geht es wieder etwas besser?", erkundigte er sich.
Ich nickte. „Das war gerade etwas viel. Ich bin das nicht gewohnt.", antwortete ich ihm, während ich mich wiederaufrichtete.
Kurz grinste er traurig. „Ja, so ging das jedem von uns am Anfang. Ich würde sagen, es wird leichter, aber das ist eine Lüge. Du lernst einfach nur, besser damit umzugehen.", meinte er dann. Verständnisvoll nickte ich und sah kurz auf mein Handy. Immer noch nichts.
Dabei hätte ich ihn jetzt gerade wirklich gerne bei mir gehabt.
Niall beobachtete mich. Dann tippte er kurz etwas auf seinem Handy, bevor er sich zu dem Fahrer hinter drehte und ihm etwas zu sprach. Der Wagen setzte sich in Bewegung. Irritiert sah ich Niall an.
„Wir fahren jetzt zu Harry.", meinte Niall, als er meine Gesichtszüge sah. Ich riss meine Augen auf.
„Ich weiß nicht, Niall. Ich bin mir nicht sicher, ob das eine gute Idee ist.", flüsterte ich und senkte meinen Blick. Es wird schon seinen Grund haben, warum Harry nichts von dieser Party erzählt hatte und er sich ebenso wenig bei mir meldete.
Wut überrollte mich. Ich wollte mich nicht von so etwas leiten lassen.
„Ich gehe mit dir.", schlug er vor. Seufzend studierte ich kurz Nialls entschlossene Mimik, bevor ich langsam nickte.
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Huhu! Wie immer ein fettes Dankeschön an all meine lieben Lieblingsleser!
Aktuell bin ich in einem kleinen Motivationstief, hoffe aber dass ich dieses Wochenende aus diesem raus kommen werde :)
Na - schon Vermutungen, wie wohl der Besuch bei unserem Harry ausgehen wird? ;)
Schönen Abend! <3
xx T.
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Unverhofft kommt oft
Romance[NIALL x OC / HARRY x OC] Flugzeugabsturz? - Kein Problem. Flugzeugabsturz mit One Direction? - Passt schon. Flugzeugabsturz mit One Direction und Gefühlen im Spiel? - Du liebe Zeit. Als Hope und Avery Ruhe im Urlaub finden wollen, stürzt das Flug...