42 | feelings

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Palutens Sicht
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Schützend legte ich meine Arme um Manuel, als der Schuss fiel. Ich versuchte stark zu bleiben.

Für ihn.

Doch am Liebsten wäre ich gerade derjenige, der in den Arm genommen werden würde.

Ich verstand das alles nicht. Gerade noch waren wir so voller Hoffnung endlich sicher zu sein und jetzt hatten wir einen unserer besten Freunde verloren. Und wer weiß, ob Zombey überlebte? Vielleicht hatten wir ihn auch schon verloren..

Langsam versuchte ich Manuel wieder aufzuhelfen. Mit wackligen Beinen stand er mir direkt gegenüber, die Augen rot vom weinen. ,,Wir müssen weiter", sprach ich brüchig, während ich meinen Freund unter die Arme nahm.

Keine Ahnung, was wir jetzt machen sollten. Ohne Maudado und Zombey. Hatten wir überhaupt noch die Kraft dazu, das Lager zu finden?

Ich wollte es wirklich für Manuel schaffen. Ich wollte, dass wir endlich in Sicherheit waren, endlich nicht mehr in Angst leben mussten.

Aber wollte das Manuel auch? Wollte er überhaupt noch in dieser Welt leben? Mit mir zusammen?

Erschöpft schaffte er es wieder mit mir zu laufen. Er sagte nichts, sah einfach nur stumm nach vorn. Ich wollte etwas sagen, doch traute mich nicht. Denn auch über den Kuss hatten wir noch nicht gesprochen.

Vielleicht wusste er ja auch überhaupt nichts mehr davon? Es war wohl gerade einfach nicht der richtige Zeitpunkt darüber zu sprechen.

Nicht jetzt.

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Als die Dämmerung langsam wieder einbrach, bauten wir zusammen ein kleines Lagerfeuer auf, an dem wir uns wärmten.

Wir beide waren nicht in der Stimmung uns ein Haus zu suchen um dort zu übernachten, am Liebsten wären wir wohl so lang gelaufen, bis wir dieses Lager gefunden hätten.

Doch nun waren wir schon den ganzen Tag unterwegs, ohne eine Pause gemacht zu haben.

Meine Glieder schmerzten, mein Kopf brummte. Hätte ich Manuel nicht gebeten endlich Rast zu machen, wäre er wohl bis zum nächsten Morgen stumm umher gelaufen.

,,Hier, iss etwas", flüsterte ich ihm zu und gab ihm etwas Brot. Wortlos nahm er dieses an, starrte noch immer in die Flammen des Feuers.

Noch immer brannte mir die Frage auf den Lippen, ob der Kuss zwischen und etwas bedeutete, doch ich kam nicht dazu, denn endlich sprach Manuel wieder.

,,Meinst du wir werden Zombey wiedersehen?", seine Stimme war brüchig. Ich schluckte. Ich war die ganze Zeit so besessen darauf, endlich dieses Lager zu finden, dass ich nicht mehr an ihn gedacht hatte.

Auch an Maudado versuchte ich nicht zu denken. Nicht, weil er mir nicht wichtig war, sondern weil mich sonst die Kraft verlassen würde, die ich gerade brauchte. Für uns beide.

,,Ich hoffe es. Er hat es schon einmal geschafft uns zu finden und dort war er auch allein. Warum dann nicht ein zweites Mal?", ich zwang mir ein Lächeln auf die Lippen. Manuel nickte nur knapp und biss ein weiteres Stück von dem Brot ab.

Nervös versuchte auch ich etwas zu essen, doch ich schaffte es nicht. Ich musste ihn jetzt einfach fragen, egal was sonst zwischen uns stehen würde. Vorsichtig rückte ich ein Stück näher zu ihm und atmete tief ein.

,,Möchtest du über das reden, was zwischen uns beiden passiert ist?", sofort spannten sich all meine Muskeln an, als ich die Frage ausgesprochen hatte. Vielleicht erinnerte er sich ja doch nicht?

,,Ich weiß es nicht..", flüsterte er beinahe schon, drehte sich dabei jedoch zu mir, sah mir tief in die Augen. Es fühlte sich so an als würde mein Herz stehen bleiben.

,,Ich weiß nicht, ob es richtig wäre, sich gut zu fühlen.. wegen dem.. was passiert ist, verstehst du?", fügte er hinzu. Geschockt starrte ich ihn an. Meinte er das gerade ernst? E-er hatte den Kuss genossen?

,,I-ich verstehe, es ist gerade einfach zu viel passiert", antwortete ich ihm, versuchte dabei nicht zu aufgeregt zu wirken. Alles fühlte sich gerade einfach so surreal an.

Ich konnte nicht begreifen, wie die letzte Nacht eine der schlimmsten aber zugleich auch einer der schönsten war.

Ich rückte noch ein Stück näher zu Manuel, so, dass wir direkt nebeneinander saßen. Vorsichtig nahm ich seine Hand, das Licht des Lagerfeuers flackerte in seinem Gesicht.

,,Diese Situation ist für uns beide schwer und ich verstehe wie verloren du dich fühlst, aber wir schaffen das. Wir werden dieses Lager finden und glücklich werden, okay?", versprach ich ihm, drückte dabei seine Hand immer fester.

Eine Träne lief mir über die Wange, auch Manuel schien den Tränen wieder nahe zu sein. Er war der einzige Grund, warum ich noch einen Lebenswillen hatte. Warum ich kämpfen wollte. Warum ich diese ganze Zeit durchstehen wollte.

Langsam näherten sich unsere Körper immer mehr. Ich nahm meine andere Hand, wischte dabei über seine feuchte Wange, bevor ich sie um seinen Hinterkopf legte. Auch er näherte sich mit seinen Lippen meinen immer mehr, bis sie aufeinander trafen.

Für diesen einen Moment verschwand die Kälte um uns herum. Und somit auch die Angst und Trauer. Wir hörten nur das beruhigende knistern des Lagerfeuers.

Als sich unsere Lippen langsam wieder trennten und ich in sein Gesicht sah, erkannte ich ein Lächeln. Es war das erste, welches ich heute von ihm sah. Auch ich lächelte.

Ich wünschte, dieser Moment wäre für immer so geblieben, doch die Realität holte uns schnell wieder ein.

,,Hörst du das auch?", flüsterte ich Manuel zu, als ich nicht weit von uns entfernt etwas knistern hörte. Er nickte stumm und fing an hastig seine Sachen wieder in den Rucksack zu packen.

Auch ich sammelte mein Zeug ein, während ich die Umgebung vor Zombies absuchte. Natürlich hätten wir auch kämpfen können, doch der Wald war unberechenbar, besonders bei Nacht. Eine falsche Bewegung könnte unser Leben kosten.

Sofort nachdem wir unsere Rucksäcke aufgesetzt hatten, liefen wir in die Richtung der Straße. Dort hatten wir wenigstens einen besseres Überblick, falls wir angegriffen werden würden. Hastig liefen wir über den gefrorenen Boden, bis wir es endlich aus dem dichten Wald geschafft hatten.

Mein Herz pochte so laut, dass ich kaum hören konnte, ob uns die Untoten gefolgt hatten. Ich hielt meinen Atem an, doch die Straßen blieben leer.

Trotzdem war es einfach zu gefährlich jetzt noch hier zu bleiben.

Manuel und ich machten uns also wieder auf den Weg, um endlich das Lager zu finden.

Hoffentlich würden wir es bald schaffen, etwas Schlaf zu bekommen.

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Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen und ich würde mich sehr über Feedback freuen! ☺️

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